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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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er viel unterwegs war. Einmal hat er mir ein paar Schnappschüsse vom Wrigley Building in Chicago gezeigt. Eins der Bilder ist unter meinen Erinnerungsstücken, glaube ich.«
    Abagnall nickte, schloss sein Notizbuch und steckte es ein, ehe er uns beiden je eine Visitenkarte überreichte. Er nahm die Schuhkartons und erhob sich. »Ich setze mich sobald wie möglich wieder mit Ihnen in Verbindungund gebe Bescheid, wie ich vorankomme. Wie wäre es, wenn Sie mich für drei Tage im Voraus bezahlen? Ich glaube zwar nicht, dass ich in der Zeit alle Antworten auf Ihre Fragen finden kann, aber sicher kann ich Ihnen sagen, ob es sich überhaupt lohnt, diesen Fragen nachzugehen.«
    Cynthia holte ihre Handtasche, nahm ihr Scheckbuch heraus und schrieb dem Privatdetektiv einen Scheck aus.
    »Mom?«, rief Grace von oben. »Kannst du mal kommen?«
    »Ich bringe Mr Abagnall zur Tür«, sagte ich.
    Abagnall hatte bereits die Fahrertür seines Wagens geöffnet und wollte sich gerade hinters Steuer setzen, als ich sagte: »Cynthia meinte, Sie wollten auch mit ihrer Tante reden. Tess Berman.«
    »Ja, richtig.«
    Sollten seine Bemühungen nicht von vornherein völlig umsonst sein, musste ich ihn jetzt einweihen.
    »Tess hat mir kürzlich etwas erzählt, wovon Cynthia bislang nichts weiß.«
    Abagnall wartete gelassen ab. Ich vertraute ihm an, was ich über das Geld wusste, das Tess anonym erhalten hatte.
    »Hmm«, sagte er.
    »Ich werde Tess Ihren Besuch ankündigen«, sagte ich. »Und sie bitten, so kooperativ wie nur eben möglich zu sein.«
    »Besten Dank«, sagte er. Er stieg in den Wagen, schloss die Tür und fuhr das Fenster herunter. »Glauben Sie ihr?«
    »Tess? Ja, sicher. Sie hat mir die Nachricht und die Umschläge gezeigt.«
    »Das meinte ich nicht. Glauben Sie Ihrer Frau?«
    Ich räusperte mich. »Natürlich.«
    Abagnall griff über seine Schulter und gurtete sich an. »Vor ein paar Jahren kontaktierte mich eine Frau, weil ich jemanden für sie aufspüren sollte. Raten Sie doch mal, wen.«
    Ich wartete.
    »Elvis. Sie wollte, dass ich Elvis Presley finde. So um 1990 muss das gewesen sein, Elvis war da schon seit dreizehn Jahren unter der Erde. Sie hatte eine Riesenvilla und jede Menge Geld, aber offenbar auch ein paar Schrauben locker. Sie hatte Elvis nie getroffen und auch sonst keine Verbindung zu ihm, war aber felsenfest davon überzeugt, dass der King noch lebte und auf ihre Hilfe angewiesen war. Ich hätte ein Jahr lang für sie arbeiten und mich bei dem Job nach allen Regeln der Kunst gesundstoßen können. Aber ich habe trotzdem abgelehnt. Sie war außer sich, beschwor mich, sie müsse ihn unbedingt ausfindig machen. Weshalb ich ihr schließlich erklärte, dass ich schon einmal beauftragt worden war, Elvis zu finden – und dass ich ihn auch gefunden hatte, Elvis aber seine Ruhe und nichts mehr mit der Öffentlichkeit zu tun haben wollte. Zum Abschluss habe ich noch einen draufgesetzt. Ich habe ihr erzählt, ich hätte mit Elvis telefoniert. Und dass ich ihr ausrichten sollte, dass er zutiefst gerührt und ihr unendlich dankbar sei.«
    »Und? Hat sie das geschluckt?«
    »Zumindest sah es so aus. Es ist natürlich möglich,dass sie nach mir einen anderen Detektiv beauftragt hat.« Er lachte leise. »Tja, und der sucht wohl noch heute. Das wäre was, oder?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte ich.
    »Ihre Frau meint es ernst, Mr Archer. Sie will wissen, was mit ihrer Familie geschehen ist. Ich wollte damit nur sagen, dass ich kein Geld von jemandem nehmen würde, der einem Hirngespinst hinterherläuft. Und das ist bei Ihrer Frau nicht der Fall.«
    »Nein, sicher nicht«, sagte ich. »Aber lief diese andere Frau tatsächlich einem Hirngespinst hinterher? Oder glaubte sie wirklich, aus tiefstem Herzen, dass Elvis noch am Leben war?«
    Abagnall schenkte mir ein bitteres Lächeln. »Ich melde mich in drei Tagen bei Ihnen. Falls sich etwas Besonderes tun sollte, rufe ich vorher an.«

SECHZEHN
    »Männer sind Schwächlinge, die einen hintergehen, aber genauso oft wird man von Frauen betrogen.«
    »Ich weiß. Das hast du schon öfter gesagt.«
    »Oh, tut mir leid. Langweile ich dich, Liebling?«
    »Nein, schon okay. Red ruhig weiter. Also, genauso oft wird man von Frauen betrogen.«
    »Genau. So wie von Tess.«
    »Ja, sagtest du bereits.«
    »Sie hat mich bestohlen.«
    »Hmm …«
    »Betrachte es mal so. Es war mein Geld. Es stand ihr nicht zu.«
    »Aber sie hat es doch gar nicht für sich selbst ausgegeben, sondern

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