Ohne ein Wort
er das fehlende Puzzleteil ist?«
»Glaubst du?«, fragte ich.
Zögernd schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
Ich glaubte es ebenso wenig.
Was mich dennoch nicht davon abhielt, nach oben zu gehen und den Computer anzuschalten, in der Hoffnung, via Internet mehr über den Unfall zu erfahren, der Connie Gormley das Leben gekostet hatte.
Ich fand gar nichts.
Weshalb ich erst einmal das Online-Telefonbuch konsultierte und nach Einträgen unter dem Namen Gormley in unserem Teil Connecticuts Ausschau hielt. Als ich mir ein halbes Dutzend Namen und Nummern herausgeschrieben hatte und die Betreffenden gerade anrufen wollte, steckte Cynthia den Kopf zur Tür herein. »Was machst du?«, fragte sie.
Ich sagte es ihr.
Halb erwartete ich, dass sie protestieren, halb, dass sie mich darin unterstützen würde, auch nach dem dünnstenStrohhalm zu greifen. Stattdessen sagte sie: »Ich lege mich ein Stündchen hin.«
Ich probierte die erste Nummer und tatsächlich hob jemand ab. Ich nannte meinen Namen und sagte, wahrscheinlich hätte ich die falsche Nummer, würde aber nach jemandem suchen, der mir mit Informationen über eine gewisse Connie Gormley weiterhelfen könnte, die bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
»Tut mir leid«, sagte der Mann am anderen Ende. »Nie gehört, den Namen.«
»Wer?«, fragte die ältere Frau, die ich als Zweite anrief. »Eine Connie Gormley kenne ich nicht. Aber eine meiner Nichten heißt Constance Gormley – sie wohnt in Stratford und ist Immobilienmaklerin. Wenn Sie nach einem Haus suchen, kann sie Ihnen bestimmt weiterhelfen. Warten Sie einen Moment, ich suche Ihnen kurz die Nummer raus.«
Ich wollte nicht unhöflich sein, legte aber nach kurzem Warten auf.
Unter der dritten Nummer meldete sich eine Männerstimme. »Meine Güte, Connie?«, sagte er. »Das ist ja Ewigkeiten her.«
Wie sich herausstellte, sprach ich mit Howard Gormley – dem mittlerweile 65 Jahre alten Bruder der Toten.
»Wieso fragen Sie überhaupt nach Connie?« Seine Stimme klang rau und müde.
»Ich weiß nicht recht, wie ich Ihnen die Sache erklären soll, Mr Gormley«, sagte ich. »Ein paar Monate nach dem Unfall Ihrer Schwester gab es gewisse Probleme in der Familie meiner Frau, die bis heute nichtgeklärt sind. Und jetzt haben wir zufällig einen Artikel über den Unfall Ihrer Schwester bei ein paar alten Unterlagen gefunden.«
»Das klingt ja ziemlich merkwürdig«, sagte Howard Gormley.
»In der Tat. Aber vielleicht stellt sich ja heraus, dass die eine Sache gar nichts mit der anderen zu tun hat. Dazu müssten Sie mir allerdings ein paar Fragen beantworten.«
»Schießen Sie los.«
»Ist eigentlich je geklärt worden, wer Ihre Schwester überfahren hat? Konnte der Fahrer des Wagens ermittelt werden?«
»Nein. Die Polizei hat überhaupt nichts herausgefunden. Und nach einer Weile ist der Fall dann wohl einfach zu den Akten gewandert, wenn Sie mich fragen.«
»Das tut mir leid.«
»Tja. Mom und Dad sind nie drüber hinweggekommen. Es hat ihnen das Herz gebrochen. Mom ist zwei Jahre darauf gestorben, und noch ein Jahr später ist Dad von uns gegangen. Krebs, alle beide. Aber in Wirklichkeit war es wohl der Kummer, der sie von innen aufgefressen hat.«
»Gab es denn überhaupt keine Spuren? Irgendetwas muss die Polizei doch herausgefunden haben.«
»Steht davon nichts in dem Zeitungsbericht, den Sie gefunden haben?«
Der kurze Artikel lag direkt neben mir. Ich las ihm die wenigen Zeilen vor.
»Ach, das war noch ganz am Anfang«, sagte er.»Bevor sie herausgefunden haben, dass die ganze Sache getürkt war.«
»Getürkt?«
»Na ja, zuerst gingen sie davon aus, dass es bloß ein Unfall mit Fahrerflucht war. Aber bei der Obduktion hat sich dann herausgestellt, dass die Sache nicht astrein war.«
»Was meinen Sie damit?«
»Hören Sie, ich bin kein Experte. Ich habe mein Leben lang als Dachdecker gearbeitet. Mit diesem gerichtsmedizinischen Zeug kenne ich mich nicht aus. Jedenfalls haben sie uns gesagt, dass sie offenbar schon tot war, als sie angefahren wurde.«
»Moment mal«, sagte ich. »Ihre Schwester war bereits tot, als der Unfall geschah?«
»Hab ich doch gerade gesagt. Und …« Er hielt einen Moment inne.
»Mr Gormley?«
»Sorry, das geht mir alles nicht so leicht über die Lippen. Sie verstehen sicher, dass ich meine Schwester nicht in ein schlechtes Licht rücken will.«
»Ja, natürlich.«
»Na ja, offenbar hatte Connie mit jemandem Geschlechtsverkehr gehabt, bevor sie in den
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