Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
ich weiß, dass du genauso denkst, auch wenn du es nicht zugeben willst. Du machst dir Sorgen, ich könnte sonst durchdrehen, stimmt’s?«
    »Quatsch«, sagte ich.
    »Trotzdem«, sagte sie. »Wir sind hier nicht sicher. Du nicht, ich nicht und Grace nicht.«
    Sie hätte mich nicht daran erinnern müssen. Mir war es selbst nur allzu bewusst. Die permanente Ungewissheit machte mich ebenfalls langsam kirre.
    »Meine Tante ist ermordet worden«, sagte Cynthia. »Der Mann, den wir beauftragt haben, Nachforschungen über meine Familie anzustellen, ist spurlos verschwunden. Vor ein paar Tagen hast du einen Unbekannten aufgestöbert, der nachts unser Haus beobachtet hat. Obendrein ist jemand in unserem Haus gewesen. Wenn nicht mein Vater, dann jemand anders. Und dieser Jemand hat den Hut in die Küche gelegt und an unserem Computer gesessen.«
    »Es war nicht dein Vater«, sagte ich.
    »Weißt du das so genau? Oder glaubst du einfach, dass mein Vater tot ist?«
    Ich schwieg.
    »Wieso hat die Kfz-Zulassungsstelle keine Unterlagen über meinen Vater?«, fragte sie. »Und warum existiert keine Sozialversicherungsnummer von ihm?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich müde.
    »Glaubst du, Mr Abagnall hat irgendetwas über Vince herausgefunden? Vince Fleming. Er wollte ihn doch genauer unter die Lupe nehmen, oder? Vielleicht ist er ja auf etwas gestoßen. Es könnte doch sein, dass erVince beschattet und sich deshalb nicht bei seiner Frau gemeldet hat.«
    »Komm, lass uns schlafen«, sagte ich. »Es war ein langer Tag.«
    »Gibt es noch irgendetwas, was du mir verschweigst?«, sagte Cynthia. »So wie Tess’ Krankheit und die Sache mit dem Geld?«
    »Ich verschweige dir überhaupt nichts«, sagte ich. »Habe ich dir nicht vorhin erst diese E-Mail gezeigt? Ich hätte sie auch löschen können. Aber du hast recht. Wir sollten vorsichtig sein. Immerhin haben wir vorgesorgt. Die Schlösser sind ja bereits erneuert. Und ich werde dir in Zukunft auch nicht mehr reinreden, wenn du Grace zur Schule bringst, okay?«
    »Was, in aller Welt, geht hier nur vor?«, fragte Cynthia. Ihr Tonfall klang seltsam vorwurfsvoll, als würde ich ihr nach wie vor etwas vorenthalten.
    »Herrgott noch mal!«, fuhr ich sie entnervt an. »Woher soll ich das wissen? Es war schließlich nicht meine verdammte Familie, die spurlos vom Erdboden verschwunden ist!«
    Sie sah mich entgeistert an.
    Ich war selbst erschrocken über meinen Ausbruch. »Es tut mir leid«, sagte ich. »Das wollte ich nicht. Aber du siehst doch selbst, wie sehr uns das Ganze belastet.«
    »Wie es dich belastet«, sagte Cynthia. »Meine Probleme reiben dich völlig auf – so ist es doch, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Hör zu, vielleicht sollten wir einfach ein paar Tage wegfahren. Es lässt sich bestimmt arrangieren, dass Grace vorübergehend freibekommt,und ich rede mit Rolly. Er steht hundert Prozent hinter mir und findet bestimmt jemanden, der meine Kurse interimsweise übernehmen kann.«
    Sie stieß die Bettdecke von sich und stand auf. »Ich schlafe heute bei Grace«, sagte sie. »Nicht dass ihr noch etwas passiert. Ich werde hier jedenfalls nicht weiter untätig herumliegen.«
    Ich schwieg, während sie sich Kissen und Bettdecke unter die Arme klemmte und das Schlafzimmer verließ.
    Plötzlich hatte ich bohrende Kopfschmerzen. Ich tappte ins Bad, um mir eine Schmerztablette aus dem Medizinschränkchen zu holen, als eilige Schritte an meine Ohren drangen.
    Und im selben Moment hörte ich Cynthia auch schon mit panischer Stimme rufen: »Terry! Terry!«
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Grace ist nicht in ihrem Zimmer. Sie ist weg.«
    Ich machte Licht und folgte ihr über den Flur in Grace’ Zimmer.
    »Sie ist nicht da!« Cynthias Stimme bebte. »Das habe ich doch schon gesagt!«
    »Grace!«, sagte ich laut, sah in ihren Schrank und warf einen Blick unter das Bett. Die Sachen, die sie tagsüber getragen hatte, lagen auf ihrem Schreibtischstuhl. Ich lief zurück ins Bad und zog den Duschvorhang beiseite, doch auch die Wanne war leer. Cynthia sah unterdessen im Arbeitszimmer nach. Dann standen wir uns wieder auf dem Flur gegenüber.
    »Grace!«, rief Cynthia.
    Wir liefen die Treppe hinunter und machten überalldas Licht an. Das ist nicht wahr, sagte ich mir wieder und wieder. Das musste einfach ein schlechter Traum sein.
    Cynthia riss die Kellertür auf und rief abermals nach Grace. Keine Antwort.
    Als ich die Küche betrat, sah ich, dass die Tür zum Garten einen winzigen Spalt

Weitere Kostenlose Bücher