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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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»Sind Sie je an dem See gewesen, aus dem wir den Wagen mit den beiden Toten geborgen haben?«
    »Nein.«
    »Vielleicht als Sie noch ein junges Mädchen waren?«
    »Nein.«
    »Wäre es nicht möglich, dass Sie schon einmal dort oben waren, den Ort aber nicht wiedererkannt haben? Ist doch eine nette Stelle für ein Rendezvous.«
    »Nein. Da war ich noch nie im Leben. Du meine Güte, das sind zwei Stunden Fahrt mit dem Auto. Selbst wenn ich eine Verabredung mit einem Jungen gehabt hätte, wären wir ja wohl kaum so weit gefahren, nur um ein ruhiges Plätzchen zu finden.«
    »Und Sie, Mr Archer? Waren Sie schon mal dort?«
    »Ich? Nein. Außerdem kannte ich die Familie Bigge damals gar nicht. Ich bin nicht aus Milford. Ich habe Cynthia erst an der Uni kennengelernt. Und bis dahin hatte ich nicht die geringste Ahnung, was mit ihrer Familie passiert war.«
    »Na gut«, sagte Detective Wedmore kopfschüttelnd. »Trotzdem kann ich diese Sache nicht so leicht schlucken. Ein anonymer Brief, der hier in diesem Haus, auf Ihrer Schreibmaschine, geschrieben worden ist« – sie sah mich scharf an –, »führt uns an einen Ort, an dem wir einen Wagen finden, der vor fünfundzwanzig Jahren zusammen mit Ihrer Mutter verschwunden ist.«
    »Jemand war hier«, sagte Cynthia. »Das haben wir Ihnen jetzt doch schon x-mal erklärt.«
    »Na schön. Aber in einem Punkt ist dieser Jemand absolut unschuldig. Es war nämlich Ihr Mann, der versucht hat, die Schreibmaschine zu verstecken.«
    »Vielleicht nehmen wir uns doch besser einen Anwalt«, sagte ich.
    Detective Wedmore musterte mich mit kühlem Blick. »Nur zu. Wenn Sie einen nötig haben.«
    »Hier sind wir die Opfer«, sagte Cynthia. »Erst wird meine Tante ermordet, dann der Wagen meiner Mutter auf dem Grund eines Sees entdeckt. Und Sie reden mit uns, als hätten Sie es mit gemeingefährlichen Kriminellen zu tun.« Sie schüttelte den Kopf. »So wie es aussieht, ist all das doch von jemandem inszeniert worden, der mich als verrückt hinstellen will. Erst der anonyme Anruf, dann die Sache mit dem Hut, jetzt der anonyme Brief, der auf unserer Schreibmaschine geschrieben wurde. Sehen Sie das nicht selbst? Jemand will den Rest der Welt glauben machen, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe, weil ich nicht mit meiner Vergangenheit fertig werde.«
    Detective Wedmore ließ ihre Zunge nachdenklich von einer Wange zur anderen wandern. »Mrs Archer, haben Sie schon einmal in Betracht gezogen, über Ihre Verschwörungstheorien mit einem neutralen Dritten zu sprechen?«
    »Ich gehe ja schon zu einer Psycho…« Cynthia hielt abrupt inne.
    Detective Wedmore lächelte. »Darauf hätte ich gewettet.«
    »Ich glaube, das reicht für heute«, sagte ich.
    »Wir sprechen uns wieder«, erwiderte Detective Wedmore. »Garantiert.«

    Sehr bald sogar, wie sich herausstellen sollte. Und zwar, nachdem Denton Abagnall tot aufgefunden worden war.
    Ich hätte gedacht, dass uns die Polizei informieren würde, falls es neue Entwicklungen im Fall des verschwundenen Privatermittlers gab. Tatsächlich aber erfuhr ich davon aus dem Radio, als ich oben in unserem Arbeitszimmer saß. Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, doch als ich das Wort »Privatdetektiv« vernahm, streckte ich die Hand aus und machte lauter.
    »Die Polizei fand den Wagen des Vermissten in einer Parkgarage in der Innenstadt von Stamford«, sagte der Nachrichtensprecher. »Einem Parkwächter war aufgefallen, dass der Wagen dort bereits mehrere Tage gestanden hatte, worauf die Polizei verständigt wurde. Im Kofferraum des Wagens wurde die Leiche des einundfünfzigjährigen Denton Abagnall gefunden; er starb an einer stumpfen Kopfverletzung. Die Polizei wertet momentan die Überwachungsvideos des Parkhauses aus. Über das Motiv herrscht Unklarheit; ob der Mord in Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen steht, wollte die Polizei nicht kommentieren.«
    In Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen. Ich wusste es besser.
    Cynthia war im Garten. Sie stand einfach nur da, dieHände in den Taschen ihrer Windjacke vergraben, den Blick aufs Haus gerichtet.
    »Ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen«, sagte sie. »Alles okay?«
    Ich erzählte ihr, was ich eben im Radio gehört hatte.
    Da ich mir keinerlei Gedanken gemacht hatte, wie sie die Neuigkeit wohl aufnehmen würde, war ich nicht einmal überrascht, dass sie so gut wie keine Reaktion zeigte. Nach einem Augenblick des Schweigens sagte sie: »Terry, ich kann langsam nicht

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