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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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aber wir hätten sie ohnehin nicht verfehlen können, da dort bereits zwei Streifenwagen auf uns warteten.
    Ich ließ das Fenster herunter und erklärte einem der Beamten, wer wir waren. Er ging zu seinem Wagen und sprach über Funk mit jemandem; dann kam er zurück und sagte, Detective Wedmore sei bereits vor Ort und würde uns erwarten. Er wies die Straße hinauf und erklärte, etwa eine Meile voraus würde ein schmaler, bergauf führender Weg nach links abzweigen. Weiter oben würden wir auf Detective Wedmore stoßen.
    Wir fuhren langsam über die enge Schotterstraße, die noch schmaler wurde, als wir den Weg erreichten, von dem der Polizist gesprochen hatte. Gestrüpp kratzte am Unterboden des Wagens, als wir den schmalen, dicht von Bäumen gesäumten Weg bergauf fuhren. Etwa eine Viertelmeile später erreichten wir ein kleines Plateau, von dem sich uns ein schwindelerregender Anblick bot.
    Eine gähnende Schlucht tat sich vor uns auf. Etwa vier Wagenlängen vor uns ging es steil hinab in die Tiefe. Den See selbst konnten wir von unserer Position aus noch gar nicht sehen.
    Nahe am Abgrund standen zwei Wagen. Ein weiterer Streifenwagen der Polizei von Massachusetts und ein Zivilfahrzeug – Detective Wedmores Auto. Sie lehnteam Kotflügel und wechselte ein paar Worte mit dem Beamten, dem der andere Wagen gehörte.
    Dann trat sie zu uns.
    »Fahren Sie nicht zu nah ran«, sagte sie mir durch das offene Autofenster. »Da geht’s fast senkrecht nach unten.«
    Vorsichtig stiegen wir aus, als könnte sonst der Boden unter uns nachgeben. Aber der Untergrund schien fest und sicher zu sein – Gott sei Dank, nachdem bereits drei Wagen hier oben standen.
    »Hier lang«, sagte Detective Wedmore. »Haben Sie Höhenschwindel?«
    »Ein bisschen«, sagte ich. Ich sprach mehr für Cynthia als für mich selbst, aber sie sagte nur: »Kein Problem.«
    Wir traten näher an den Rand des Abgrunds, und nun sahen wir auch das Wasser. Unten befand sich ein kleiner See von etwa drei Hektar Größe. Früher war hier Kies gewonnen worden; nach Beendigung des Abbaus hatte sich die Grube mit Grundwasser und Regen gefüllt. Da ziemlich trübes Wetter herrschte, ließ sich nur mutmaßen, welche Farbe das Wasser normalerweise hatte. Am heutigen Tag war es grau und bleiern.
    »Laut Brief und Skizze müssten wir hier fündig werden«, sagte Detective Wedmore und deutete nach unten. Kurz wurde mir schwindelig, als ich in die Tiefe sah und nicht weit von uns ein gelbes, etwa vier Meter langes Schlauchboot mit Außenbordmotor erspähte, in dem drei Männer saßen; zwei trugen schwarze Taucheranzüge und Sauerstoffflaschen auf dem Rücken.
    »Sie sind von der anderen Seite gekommen«, erklärte Detective Wedmore. »Da drüben führt eine Straße bishinunter ans Seeufer. Sie kommen jetzt hierherüber.« Sie winkte den Männern in dem Boot – kein Gruß, sondern ein Signal – und sie winkten zurück. »Die Suche findet direkt unterhalb unserer Position statt.«
    Cynthia nickte. »Und wonach werden sie suchen?«
    Die Wedmore musterte Cynthia, als sei sie von allen guten Geistern verlassen, war aber feinfühlig genug, keine flapsige Bemerkung loszulassen. »Nach einem Wagen. Wenn da unten einer ist, werden sie ihn auch finden.«
    Der See war windgeschützt und das Wasser ruhig, aber die Männer warfen trotzdem einen kleinen Anker aus, damit das Schlauchboot nicht abgetrieben wurde. Die beiden Taucher ließen sich rückwärts ins Wasser fallen, und im selben Moment waren sie auch schon unserem Blick entschwunden; nur ein paar Blasen auf der Wasseroberfläche zeugten noch von ihrer Anwesenheit.
    Ein merklich kühler Wind pfiff über die Anhöhe. Ich trat zu Cynthia und legte den Arm um sie. Ich war ebenso überrascht wie erleichtert, dass sie mich nicht wegstieß.
    »Wie lange können sie unten bleiben?«, fragte ich.
    Detective Wedmore zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie haben sicher genug Sauerstoff dabei.«
    »Und wenn sie etwas finden? Wie geht die Bergung vonstatten?«
    »Kommt drauf an. Möglich, dass wir zusätzliches Bergungsgerät benötigen.« Über ein Funkgerät wandte sie sich an den Mann, der im Boot geblieben war. »Und? Habt ihr schon was?«
    Der Mann im Boot sprach in ein kleines schwarzes Kästchen. »Bis jetzt nicht viel«, erklang seine verzerrteStimme. »Hier geht’s zehn, fünfzehn Meter runter, an manchen Stellen sogar noch tiefer.«
    »Okay.«
    Wir standen auf der Anhöhe und verfolgten das Geschehen etwa eine

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