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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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dir ein paar nennen, die’s eher verdient hätten. Mr Archer ist der netteste von allen.« Sie trat näher. »Hallo, Mr Archer.«
    »Hallo, Jane«, sagte ich.
    »Wann kommen Sie eigentlich wieder?«, fragte sie. »Ihre Vertretung ist eine totale Nullnummer. Noch schlimmer als die alte Stottertante. Die meisten machen einfach blau. Der Typ stochert dauernd in seinen Zähnen rum, so auf die klammheimliche Tour, aber wir kriegen es natürlich trotzdem mit.« Mir fiel auf, dass sie viel gesprächiger war als in der Schule.
    Dann fragte sie Vince: »Was ist hier eigentlich los?«
    »Wie wär’s, wenn du einfach wieder die Biege machst?«, sagte Vince.
    »Ich brauche Geld.«
    »Wofür?«
    »Alles Mögliche.«
    »Ja, was?«
    »Alles Mögliche eben.«
    »Wie viel?«
    Jane zuckte mit den Schultern. »Vierzig?«
    Vince Fleming ließ mich los, zückte sein Portemonnaie und reichte Jane zwei Zwanziger.
    »Ist das der Typ, von dem du letztens erzählt hast?«, fragte er. »Der, der auf deine Geschichten steht?«
    Jane nickte. Sie wirkte so entspannt, als würde sie regelmäßig dabei zusehen, wie Vince unliebsame Besucher seiner Spezialbehandlung unterzog, nur dass es sich heute eben um einen ihrer Lehrer handelte. »Genau der. Was ziehst du da für ’ne Nummer mit ihm ab?«
    »Das kann ich dir echt nicht erklären, Süße.«
    »Ich bin auf der Suche nach meiner Frau und meiner Tochter«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wo sie sind, und ich dachte, dein Va… nun ich, ich dachte, Vince könnte mir vielleicht helfen, sie zu finden.«
    »Er ist nicht mein Vater«, sagte Jane. »Er ist der Lover meiner Mutter.« An Vince gerichtet, fuhr sie fort: »War nicht böse gemeint.« Sie sah mich an. »Erinnern Sie sich noch an meine Story über den Typ, der mir Eier zum Frühstück macht?«
    »Ja klar«, sagte ich.
    »Vince ist dafür sozusagen Modell gestanden. Er ist echt nett.« Sie grinste. »Zu mir jedenfalls. Wieso ist er denn so mies drauf, wenn Sie bloß nach Ihrer Frau suchen?«
    »Jane …«, sagte Vince.
    Sie trat direkt auf ihn zu. »Sei bloß nett zu ihm, sonst sehe ich echt alt aus. Er ist der Einzige, bei dem ich anständige Noten bekomme. Also hilf ihm gefälligst, seine Frau zu finden. Sonst müssen wir noch länger bei diesem Typen abhängen, der die ganze Zeitzwischen seinen Zähnen rumpult. Und da müsste ich echt kotzen.«
    Vince legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie zur Tür. Ich konnte nicht hören, was er zu ihr sagte, aber dann drehte sie sich noch einmal um. »Bis dann, Mr Archer.«
    »Wiedersehen, Jane.«
    Vince kam wieder an den Tisch und setzte sich. Er wirkte nicht mehr so bedrohlich wie zuvor, sondern sah leicht verlegen drein.
    »Jane ist ein kluges Kerlchen«, sagte ich.
    Vince nickte. »Ja, sie ist schwer in Ordnung. Ich bin schon länger mit ihrer Mutter zusammen. Na ja, Jane brauchte ein bisschen Stabilität in ihrem Leben. Ich selbst habe keine Kinder, aber sie ist trotzdem so was wie meine Tochter.«
    »Sie scheinen ziemlich gut mir ihr auszukommen«, sagte ich.
    »Die wickelt mich um ihren kleinen Finger.« Er grinste. »Sie hat schon öfter von Ihnen erzählt. Ich wäre nie draufgekommen, dass Sie das sind. Obwohl ich Ihren Namen schon tausendmal gehört habe. Mr Archer hier, Mr Archer da.«
    »Tatsächlich?«, sagte ich.
    »Sie haben sie zum Schreiben ermutigt«, sagte Vince.
    »Sie ist wirklich gut.«
    Vince wies auf die Bücherregale. »Ich lese ’ne ganze Menge. Okay, ich bin nicht so wahnsinnig gebildet, aber ich stehe auf Bücher, vor allem auf historische Sachen und Biografien. Und Abenteuerromane. Ist doch faszinierend, dass es Menschen gibt, die sich hinsetzenund ganze Bücher schreiben. Und da habe ich schon ein bisschen aufgehorcht, als Jane meinte, Sie hätten gesagt, sie hätte das Zeug zur Schriftstellerin.«
    »Sie hat eine eigene Stimme«, sagte ich.
    »Hmm?«
    »Na ja, bestimmte Autoren würden Sie doch sicher wiedererkennen, selbst wenn ihr Name nicht auf dem Buch stünde, oder?«
    »Garantiert.«
    »Das meinte ich mit eigener Stimme. Und Jane hat so eine.«
    Vince nickte. »Hören Sie«, sagte er. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten …«
    »Schwamm drüber«, sagte ich. Meine Kehle war so trocken, dass ich kaum schlucken konnte.
    »Aber wenn alle möglichen Leute Fragen nach einem stellen, wird jemand wie ich schnell hellhörig.«
    »Jemand wie Sie?« Ich fuhr mir durch die Haare, um meine Frisur wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. »Was meinen Sie

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