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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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finsteres Gesicht. Und alles, was mir dazu einfällt, ist:
Mann, das will ich auch tun
. Ja, warum nicht?
    »Wird schon schiefgehen!«, sage ich mir und renne auf die Bühne. Ich habe höchstens vier Sekunden, keine Zeitnachzudenken, nur Zeit, es zu tun. Mit ausgebreiteten Armen falle ich rückwärts in die Menge.
    »Heilige Scheiße!«, schreie ich.
    Und dann geschieht das Verblüffendste. Unter meinem Körper spüre ich Hände, die mich weiterreichen. Es fühlt sich unglaublich an, als ob ich auf einem Meer treibe. Niemand lässt mich fallen. Ich habe völliges Vertrauen. Zehn Minuten dauert es, bis ich am hinteren Rand der Menschenmenge ankomme, wo ich sanft zu Boden gelassen werde.
    Ich umarme den Nächststehenden, ein Mädchen mit geflochtenen Zöpfen, das nach Patschuli duftet. Sie erwidert meine Umarmung sofort. »Das. War. Fantastisch!«, rufe ich.
    Sie lächelt. »Du siehst aus wie ein Tanzbär«, sagt sie.
    »Das kommt daher, weil ich ein Tanzbär bin«, kontere ich.
    »Wow. Cool.«
    Eine Gruppe von Studenten zieht mich zu sich hinüber. Sie schließen die Arme um meine Schulter, wir wiegen uns hin und her, halten uns gegenseitig fest und singen mit.
    »Because there’s so many, words for snow   … so many, words for snow   …«
    Als ich mich wieder umschaue, hat sich Dulcie neben mich geschlichen. Ich grinse, werfe meine Arme um ihren Hals und wir wackeln zu einem Plätzchen ganz hinten. Sie lehnt sich an die Wand einer Bierbude und ich kuschle mich an sie.
    »Hey, Cowboy«, sagt sie. »Und, wie geht’s dir so im Himmel?«
    »Als ob ich ein Frachtschiff voller Probleme hinter mir herschleppe«, antworte ich im perfekten
Star Fighter
-Jargon.
    »Das klingt nach ’ner Menge Spaß.«
    Unsere Lippen berühren sich und es gibt nichts außer uns und der Musik.
     
    Dulcie und ich genießen das Konzert von unserem privaten Plätzchen aus. Aber ich will ja die anderen nicht verlieren, deshalb schlängeln wir uns nach vorne. Als wir uns wieder Gonzo, Drew und Balder anschließen, ist der erste Teil schon fast vorüber. Meine Freunde bemerken Dulcies Anwesenheit nicht, aber ich habe aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Ich sehe sie, sie sieht mich – und darauf kommt es an.
    Das letzte Lied klingt aus. Der Dolmetscher tritt wieder ans Mikrofon. Die Musiker reden.
Murmel. Murmel. Murmel.
Pause.
    »Wir möchten gerne weiter für euch spielen. Aber zuerst essen wir Sandwiches, hinter der Bühne. Wisst ihr, wie lange das her ist, dass wir das letzte Sandwich gegessen haben? In dreißig Minuten kommen wir wieder.«
    Unter Heulen und Brüllen und Stampfen wird die Band zur Bühnenseite geleitet. Eines der Bandmitglieder dreht sich um und hebt die Hand an die Stirn, um sich gegen das blendende Licht zu schützen. Er sieht Balder und winkt. Balder winkt direkt zurück.
    »Mann!«, sagt Gonzo voller Bewunderung.
    Balder schaut selbstzufrieden. »Ich hab es euch gesagt.«
    Der Dolmetscher kommt zu uns rüber. Balder sagt etwas auf Norwegisch, dann plaudern er und der Übersetzer miteinander. Einmal lachen sie beide laut los. Gonzo, Drew und ich tauschen Blicke. Dann schaue ich rüber zu Dulcie, die mit den Schultern zuckt. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass wir eine Stippvisite backstage machen und zusammenmit der berühmtesten Band dieser Welt – und möglicherweise auch einiger anderer Welten   – Sandwiches essen.
    In der Minute, in der wir den Grünen Salon betreten, werden wir von Eindrücken überhäuft. Reporter stellen Fragen. Kellner bieten
Rad Limo
an. Fans bitten um Autogramme, die sie sich an die Brust drücken, bevor sie zu schreien beginnen. Die Band lässt das alles über sich ergehen und beantwortet die Fragen in kryptischer Manier. Ja. Nein. Vielleicht. Seehunde sind Diebe – auf Partys muss man sie wirklich im Auge behalten.
    Parker Day kommt angerannt und quetscht allen die Hand. »Toll, euch zu sehen. Bin ein großer Fan. Weiß nicht, ob ihr mein Special gesehen habt. Wir könnten ne Super-Fortsetzung drehen.«
    Die Band läuft weiter.
    »Ruft mich an!«, schreit ihnen Parker hinterher.
    Die Security bringt uns in einen abgesperrten Bereich. Wie angekündigt, gibt es dort Sandwiches, und die sind wirklich gut. Balder stellt uns vor. Gonzo und Drew sind so begeistert, dass sie die Gelegenheit nützen, der Band einen ihrer eigenen Songs in höchster Lautstärke vorzusingen. Einmal winken die Musiker der
Copenhagen Interpretation
jemandem hinter mir zu. Wie ich sehe, ist es Dulcie. Sie

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