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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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hebt die Hand und grüßt zurück. Dann sieht sie mich an. Niemand sonst hat etwas bemerkt. Als Nächstes erzählen uns die Musiker von der Nacht, als die
Copenhagen Interpretation
verschwand.
    »Es war das große Benefizkonzert für Frieden und gegen Krieg und Barbarei«, übersetzt der Dolmetscher. »Es war eine gute Performance, eine sehr gute Performance. Dinlitlas Gitarrenbegleitung war beispielhaft.«
    Er schaut hinüber zu seiner Bandkollegin, die lächelt und sich dann wieder ihrem Sandwich widmet.
    »Und dann, mitten in
Words for Snow,
begann sich der Himmel zu verdunkeln. Die Wolken ballten sich zusammen, und ich musste an meine Großmutter denken, wie sie immer finster dreinguckte, wenn mein Großvater pupste und dann den Hund beschuldigte.«
    Gonzo kichert.
    »Was geschah dann?«, frage ich dazwischen.
    »Der Himmel wirbelte über unseren Köpfen herum. Mittendrin bildete sich ein Loch. Und dann wurden wir hineingezogen, purzelten durch lichtdurchflutete Tunnel und stürzten in eine andere Dimension.«
    »Ist euch jemals ein Dr.   X begegnet, ein Wissenschaftler?«
    Das Gemurmel nimmt zu. Der Dolmetscher will sichergehen, dass er die Antwort richtig verstanden hat.
    »Einmal«, sagt er. »Wir stießen auf einen Mann in einem Laborkittel. Der Kittel war so weiß wie Schnee, den man nicht von den Schuhen schütteln kann.«
    »Dr.   X!«, platze ich heraus. »Das muss er sein. Wart ihr jemals im selben Universum wie er, zur selben Zeit? Wisst ihr, wo er geblieben ist?«
    »Wir haben nicht miteinander gesprochen, weißt du, wir sind nur aneinander vorbeigegangen, so wie das Menschen im Weltraum tun.«
    Bei diesen Worten sinkt mir das Herz. Ich verlasse meine Sessel und laufe hin und her. »In Putopia haben sie uns gesagt, dass Dr.   X eine Theorie über die Musik entwickelt hätte, dass sie ihre eigene Dimension sei, dass ihre Schwingungen Löcher in Raum und Zeit verursachen könnten. Dr.   X hat
Words for Snow
gespielt, als er in den Unendlich-Beschleunigerging. Er hat das hier benutzt« – ich ziehe den Calabi-Yau-Krümmer aus meinem Rucksack   –, »um die Töne zu verstärken.«
    Thule, der Leadsänger, flüstert dem Dolmetscher etwas zu, und der sagt: »Schaut aus wie ein Kunstobjekt aus Makkaroni.«
    »Was wäre, wenn er genau in dem Augenblick im Unendlich-Beschleuniger war, als ihr das Konzert gespielt habt? Derselbe Song zur selben Zeit – eine supersynchronisierte Schwingung, die eine Passage durch Raum und Zeit geöffnet hat?«
    Ich schaue meine Freunde an. Balder streicht über seinen Bart. Gonzo blinzelt, als ob er versuchen würde, im Matheunterricht mitzukommen. Er und Drew halten Händchen. Dulcies Augen glänzen.
    Der Keyboardspieler beugt sich nach vorn und flüstert etwas ins Ohr des Übersetzers. »Interessant«, sagt der Dolmetscher. »Möchtet ihr mal die Erdnussbutter kosten? Sie schmeckt ausgezeichnet.«
    Genau in diesem Moment kreuzt ein Haufen
YA! TV - Anzüge
auf. Es ist Zeit für die Fortsetzung und wir müssen gehen. Ich habe noch so viele Fragen – über parallele Dimensionen, über Dr.   X, über Zeitreisen und über das Wurmloch, das wir schließen sollen. Aber unsere Audienz bei der
Copenhagen Interpretation
ist offiziell vorüber.
    Wir schütteln uns alle die Hand und Balder klatscht sich mit Thule ab.
     
    Als wir wieder rauskommen, ist es dunkler geworden.
    »Was istdas?« Ein Mädchen deutet auf eine dicke schwarze Rauchwolke in der Ferne. Direkt dahinter sieht man etwas ganz intensiv orangefarben glühen. »Ist das Feuer?«
    »Sollen wir abbrechen?«, fragt ein Assistent jemanden neben ihm.
    »Nee, da zieht ein Sturm mit Regen auf. Der sollte das Problem erledigen«, antwortet der Typ.
    Die Menge buht den Regen aus. In meinen Armen beginnt es zu kribbeln. Die Wolken bewegen sich schnell, wirbeln herum und reißen auf.
    »Dulcie   …«, sage ich.
    Ihre Augen sind weit geöffnet. »Ja.«
    »Denkst du, das ist ein normaler Brand und ein Sturm, der vorüberzieht?«
    Sie schüttelt den Kopf. Unten am Strand reißt der Wind die Markise eines Hotels weg. Sie purzelt den Strand entlang, bevor sie Richtung Himmel davonfliegt und verschwindet.
    »Dulcie!«, brülle ich über den Lärm des Windes und der Feuersirenen hinweg. »Ich glaube nicht, dass wir warten können. Ich denke, wir müssen versuchen, noch mal das zu erzeugen, was in der Nacht geschah, als sich das Wurmloch geöffnet hat.«
    Über unseren Köpfen zucken und knistern Blitze. Dulcie gibt mir einen

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