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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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Diskussionen setzte man wohl aus Dekorationszwecken einige Menschen mit Migrationshintergrund. Bei Beckmann waren es die türkischstämmige Integrationsministerin von Niedersachsen Aygül Özkan und der Halbinder Ranga Yogeshwar. Bei Markus Lanz wurden die Sitzmöbel mit Exgangster Fadi Saad und der türkischstämmigen Autorin Melda Akba˛s geschmückt. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer, selbst aus einem befremdlichen und anachronistischen Kulturkreis stammend, forderte einen Einwanderungsstopp aus der Türkei und den arabischen Ländern, weil die Migranten seiner Auffassung nach integrationsunwillig seien und nicht zur deutschen Kultur passten. Er sehe es als seine Pflicht an, Stellung zu Zukunftsfragen zu beziehen, begründete Seehofer seine Aussage. Ich dachte nur, dass schließlich nicht jeder so integrationswillig sein kann wie seine ehemalige Mitarbeiterin im Bundestag. Die Familienministerin Kristina Schröder beklagte die Deutschenfeindlichkeit an Schulen, und der saarländische Ministerpräsident forderte die Türken auf, die eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, »nicht im Herzen Türken bleiben zu wollen«.
    Mein Bekannter Hyo-jin sagte dazu nur, man müsse seine Loyalität zu Deutschland deshalb ständig beweisen, weil man einem die deutsche Staatsbürgerschaft schließlich nicht gleich ansehe.
    Ich bin erstaunt darüber, dass Sarrazin bei all seinen statistischen Beweismaterialien zu Lasten der Türken und Araber keine über die Bildungs- und Integrationserfolge der asiatischen Migranten auf dem Arbeitsmarkt vorzuweisen hat, obwohl er die Asiaten und Inder in seinem Buch zu Musterbeispielen gelungener Integration erklärt. Sarrazin behauptet nämlich, gerade die Vietnamesen seien zum Teil besser integriert als die Einheimischen selbst. Diskriminierung als Motiv für die schlechte Integration der Türken und Araber kann somit ausgeschlossen werden, wenn sie doch den Asiaten so gut gelingt.
    Bei der Diskussionsrunde mit Sarrazin wies ich ihn auf die Koreaner in Deutschland hin, und dass sie trotz Integrationswillens und höherer Bildung nicht überall willkommen seien, gerade wenn es um Führungspositionen gehe. Ich erzählte ihm, dass viele meiner Freunde von Personalleitern deutscher Unternehmen nach Hause geschickt würden mit der Anmerkung, sie seien mit ihren Qualifikationen besser in einem koreanischen Unternehmen aufgehoben. Das wäre vielleicht eine Option. Dumm nur, dass viele koreanische Migranten in der zweiten Generation, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, der koreanischen Sprache nicht mächtig sind. Deutsch ist ihre Muttersprache. Dumm auch die Sache mit der Staatsbürgerschaft. Viele sind bereits deutsche Staatsbürger. Von einer doppelten Staatsbürgerschaft hätte man profitieren und sich so die Möglichkeit bewahren können, im Land der Eltern die Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg zu bekommen. Vor einigen Jahren suchte das koreanische Außenministerium händeringend nach talentierten Koreanern, die im Ausland lebten und für Korea in den diplomatischen Dienst eintreten könnten. Für viele scheiterte diese Möglichkeit wegen der Staatsbürgerschaft. Dennoch sind einige meiner Freunde zurückgekehrt in das Land der Eltern oder aber in ein anderes Land ausgewandert, weil sie für sich keine Zukunft in Deutschland sehen. Den Wechsel vom Arbeiter zum Akademiker hat man innerhalb von einer Generation vollzogen, doch der Sprung in die deutsche Arbeitswelt bleibt vielen verwehrt. Wie erfolgreich die Integration der Vietnamesen in Deutschland wirklich ist, wird sich erst daran messen lassen, inwiefern sie sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt durchsetzen können.

VON DÖNER, INSCHALLAH UND VIELFALT AUF DEM »ZWEITEN« ARBEITSMARKT
    M ein Freund Ömer ist ein lebensfroher Migrant aus Kreuzberg. Ich habe ihn auf einer Veranstaltung im roten Rathaus kennengelernt. Die neue Freundschaft wollte ich mit einem Döner feierlich begehen. Doch Ömer ist äußerst anspruchsvoll, was einen guten und gesunden Döner anbelangt. In seinen Magen lasse er nur Halalfleisch von den Dönerproduktionen Baha und Tadim, sagte Ömer und gestikulierte mit einem mahnenden Zeigefinger in der Luft. Alle anderen seien für ihn Betrüger, versicherte mir Ömer mit ernstem Gesicht. Jeden der über 1.500 Dönerbetriebe in Berlin nach der Herkunft des Fleisches zu fragen, erschien mir als extrem heikel. Das Lied vom Tod wollte ich noch nicht spielen. Ömer hatte mir davon erzählt, dass ihn einst

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