Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)
Antwort lautete: »Besten Dank für Ihren Brief. Leider habe ich gegenwärtig keine Vakanz in meinem Arbeitsstab. Neue Stellenausschreibungen werden auch erst in Folge des Bundeshaushalts 2010 möglich werden.« Die Mittel, so munkelt man, wurden für ein Abendessen im Kanzleramt mit dem Vorstand der Deutschen Bank Josef Ackermann ausgegeben.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat vor, Migranten per Vertrag zur Integration zu verpflichten. Im Koalitionsvertrag steht: »Mit Integrationsverträgen werden die notwendigen Integrationsmaßnahmen für eine erfolgreiche Eingliederung in die deutsche Gesellschaft und den deutschen Arbeitsmarkt vereinbart und später kontinuierlich überprüft.« Eine brillante Idee. Für das Abschließen der Integrationsverträge sollten Agenten als Interessensvertreter der hoffnungsvollen Kaderschmiede von Migranten fungieren. Dabei ist die Aufgabe der Manager simpel. Aus den Vertragsverhandlungen soll das bestmögliche Angebot herausgeholt werden, wie etwa: Wenn der Migrant nicht innerhalb von drei Jahren nützlich zum Einsatz kommt, verliert das Land sämtliche Rechte an dem Migranten und wird nicht entschädigt. Je höher der Grad der Integration, desto geringer die Möglichkeit, gegen andere Migranten ausgetauscht zu werden. Talentspäher müssen sich die Rechte an den Wunschmigranten sichern, und die potenziellen Migranten von morgen stehen dabei unter laufender Beobachtung: Einige Monate vor der möglichen Einreise in die Bundesrepublik müssen sich die vielversprechendsten Potenzialmigranten den 16 Bundesländern präsentieren. Die Verantwortlichen der jeweiligen Landesregierungen haben die Möglichkeit, Gespräche mit den Wunschmigranten zu führen, um herauszufinden, ob sie ins Team passen. Kommt es zu keiner Einigung zwischen dem Wunschmigranten und dem jeweiligen Bundesland, kann man sie gegen andere Migranten eintauschen.
Bald wird es heißen: Migrant ohne Eintrag in der Kriminalstatistik, ein gebildeter Musterschüler der Integration, ablösefrei, mit Ausstiegsklausel-Option zum Tausch gegen zwei ungebildete mit einem niedrigeren Marktwert.
Mir hat die Bundesrepublik noch nie einen Vertrag unterbreitet und sich die Rechte an meiner Person gesichert. Demnach bin ich ablösefrei und kann mit jedem Bundesland und sogar mit dem Ausland frei verhandeln. Wenn mich jemand nach Transfergerüchten befragt, kann ich als vertragsloser Migrant nicht sagen, dass ich hier einen Vertrag hätte, den ich respektiere und erfüllen möchte. Ich warte noch auf ein Angebot der Bundesrepublik. Ich habe gehört, dass der Agent von Mesut Özil sehr gut sein soll. Ich werde ihn konsultieren und ihn darum bitten, meine Interessen zu vertreten, wenn der Tag der Vertragsunterbreitung von der Bundesrepublik kommt. Geld ist nicht alles für mich, deshalb soll er vor allem einen Werbedeal mit Nutella, Nivea und eine »Nicht-tauschbar-Klausel« aushandeln.
In diesen Tagen träume ich oft von Dschingis Khan. 1237 eroberten die Mongolen unter seiner Führung Moskau. Nur 13 Jahre später eroberten die Mongolen Kiew. 1241 hatte man bereits polnische Heere bei Krakau und Breslau vernichtet, bevor man Budapest zerstörte. Nachdem der Sohn Dschingis Khans, Ögedei, im November 1241 gestorben war, kehrte man überraschenderweise in die Heimat zurück. Was wäre wohl gewesen, wenn nicht der Zufall die Rückkehr Dschingis Khans und somit den vorzeitigen Abzug aus Europa erzwungen hätte? Die Koreaner hätten kein Integrationsproblem mehr.
Das Beste ist in Deutschland nicht gut genug. In der klassischen Musikwelt etwa gehören die Koreaner zur Weltspitze. Beim Gesangswettbewerb der Bertelsmann Stiftung »Neue Stimmen« im Jahr 2009 belegten die Koreaner die Plätze eins bis drei. Nicht selten kommt es vor, dass ein Koreaner auf der Opernbühne oder im Stadttheater zu sehen ist, wenn auch als Don Giovanni oder Siegfried verkleidet. Viele Koreaner studieren an deutschen Musikhochschulen. Doch nach dem Abschluss schaffen nur wenige den Sprung in ein deutsches Orchester.
Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler zitierte in seiner Rede anlässlich der Wiedereröffnung des Halberstädter Domschatzes im April 2008 Odo Marquards Satz: »Zukunft braucht Herkunft.« Köhler betonte: »Es gibt keine Zukunft ohne Herkunft. Zur Identität gehört ganz wesentlich das Bewusstsein von der eigenen Geschichte.« Wann darf meine Herkunft zu unserer Zukunft beitragen?
Ich habe das Buch »Zuhause in der Fremde: Ein
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