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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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sich, die er vor Beginn seines Vortrags routiniert referierte. Sein Weg führte weiter in die Bundesbank, einem homogenen Kreis gleichgesinnter elitärer Halbgötter. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie in diesem exklusiven Kreis bei Zigarre und Whiskey über die Zukunft des Landes diskutieren. Sarrazin wirkt nicht wie ein Mann von Welt, auch wenn er Fontane und Brecht fehlerfrei zitieren kann.
    Zuhause in den Villenvierteln von Westend, Heimat der Kolonie des Kleingartenvereins, und in den Bankenvierteln von Frankfurt, weit weg von sozialen Brennpunkten und Hartz-IVlern, schaut Sarrazin auf seine Welt, wie es ihm gefällt.
    »Meine Vorfahren sind aus Westfalen!«, sagte er und fügte im selben Atemzug hinzu: »Auch wenn der Name französisch klingen mag.« Möglicherweise fließt ja in Sarrazin auch noch anderes, fremdes Blut, darauf lässt schon der Name schließen, der an die Sarrazenen erinnert: ein Seeräubervolk aus dem Mittelmeerraum. Davon abgeleitet bedeutete der Begriff »Saracenus« oft auch nur fremdartig oder heidnisch. Eigentlich wollte er Geschichte studieren, aber der Lehrerberuf kam für ihn nicht in Frage, sagte er. Stattdessen heiratete er eine Lehrerin. Die Politik war sein großes Ziel.
    Sarrazin ist bei Weitem nicht der Schrecken von Loch Ness, wie die Medien ihn porträtieren. Er sprach leise, mit sanfter Stimme, was fast schon zerbrechlich wirkt. Sarrazin machte einen sympathischen und vertrauensvollen Eindruck, wie der nette Onkel von nebenan. Vornehm lachte er über seine eigenen Witze und Pointen, die ich nicht immer so richtig verstand.
    Schließlich sprach Sarrazin über Migration und Integration in Berlin und über die Juden und deren Vertreibung aus der Stadt 1933. »Es sind Leute zugewandert, die nicht kompatibel, mit einer modernen Dienstleistungsgesellschaft zu vereinbaren sind«, sagte er sachlich. »In Berlin leben rund 700.000 Migranten. Das sind etwa 20 Prozent. 20 Prozent, die für den wirtschaftlichen Kreislauf nicht gebraucht werden. 40 Prozent aller Neugeburten haben eine migrantische Herkunft. In Berlin werden Gewalttaten zu 70 Prozent von Türken und Arabern ausgeübt. 60 Prozent in Neukölln haben einen türkischen oder kurdischen Hintergrund. 1,2 Milliarden Euro jährlich wird nur für die Unterkunft der Hartz-IV-Empfänger und Migranten ausgegeben.« Und so ging dieser statistische Amoklauf gegen Araber, Türken und Hartz-IV-Empfänger über eine Stunde weiter. Er erwähnte nicht die Studie des Instituts für Menschenrechte aus Berlin, die belegt, dass nur 15 Prozent der Muslime in Deutschland unter ihresgleichen leben und 38 Prozent der Deutschen nur unter ihresgleichen leben wollen. Vielmehr gab Sarrazin das wieder, was er bereits 2009 im Lettre International von sich gegeben hatte, welches vom Leiter der Kommunikationsabteilung und dem Bundesbankchef abgesegnet wurde.
    Woher kommt diese Kritik an Türken und Arabern?, fragte ich mich. Haben ihn Türken oder Araber während seiner Schulzeit verprügelt? War er das Opfer, das in den Pausen in die Mülltonne gestopft wurde? Wenn, dann waren das doch nur Jugendstreiche. Man muss vergeben können. Schließlich hat die Gesellschaft diese Missetäter schon längst bestraft mit Benachteiligung bei der Jobsuche, Diskriminierung bei der Wohnungssuche und schlechter Benotung in den Schulen. Türkischen Freunden gebe ich immer den Rat, ihre Kinder so zu erziehen, dass sie nicht ausgerechnet ihre deutschen Mitschüler verprügeln, wenn ihnen ein Leben in Deutschland lieb ist. Vergeben ist eine Kunst, die nur wenigen großen Persönlichkeiten vorbehalten ist.
    In Kreuzberg kommt es ab und an vor, dass sich türkische Jugendliche über meine asiatische Herkunft lustig machen. In Duisburg wurden meine Freunde Il-sung, Jong-un und ich von Türken krankenhausreif geschlagen. Trotzdem verspüre ich nichts als Liebe für meine schlagkräftigen türkischen Brüder. Das hat seinen Grund: In sämtlichen Kebabläden dieser Republik bin ich ein gern gesehener Gast. Dort sind meine koreanischen Wurzeln von großem Vorteil. Während des Koreakrieges hatte die Türkei von allen 16 Ländern das viertstärkste Truppenkontingent geschickt. Seitdem verbindet beide Länder eine tiefe Freundschaft, von der ich heute profitiere. Meine Kebabs sind immer mit extra viel Fleisch und Salat gefüllt, so dass ich meine Mühe und Not habe, alles aufzuessen. Schwarzer Tee und Baklava gehen aufs Haus. Ohne zu zögern, würden sie mir ihr letztes Hemd geben. Das

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