Ohne Gewaehr
dem Tisch. Nachdem ich mich wieder
gesetzt hatte, nippte ich an meinem Whisky. Meine Kehle brannte danach, doch
ich fühlte mich besser, bereit, den Rest dieses Abends durchzustehen. Mr.
Burton trank sein Glas in einem Zug aus, unbeeindruckt von dem strafenden
Blick, den Smith ihm zuwarf.
»Also lassen Sie mich eine kurze Zusammenfassung
unserer bisherigen Diskussion geben. Wir gehen davon aus, dass Konstantin
Kramer mit einem Unbekannten zusammenarbeitet und den Mordanschlag auf Mr.
Stone in dessen Auftrag verübt hat. Weiterhin nehmen wir an, das der Unbekannte
im Gegenzug Peter Wallenstein umgebracht hat, weil Kramer entweder an die
Detektei wollte oder es einen anderen Disput zwischen ihm und seinem Onkel gab.
Und dann hat Konstantin wiederum Pathee beseitigt.«
Alle nickten und Smith fuhr fort: »Als Dringendstes ist
jetzt also zu klären wer hinter der Autobombe steckt, denn falls die Bombe
nicht von Kramer installiert wurde, können wir vielleicht einen Blick auf den
Unbekannten werfen.«
Ich verfolgte seine Worte mit gerunzelter Stirn und als
er eine kurze Pause machte, warf ich ein: »Die Polizei hat bereits alle Überwachungsvideos
ausgewertet und laut Santoro ist der einzige, der Zugang zu Daniels Maserati
hatte, sein Leibwächter.«
Ich vermied es, Smiths Namen auszusprechen oder ihn
direkt dabei anzusehen.
Smith warf Daniel einen fragenden Blick zu und als
dieser nichts erwiderte, wandte er sich direkt an mich. »Miss Walles, wir haben
sämtliche Videoaufnahmen gespeichert und bereits zweimal gesichtet. Auch uns
ist niemand aufgefallen und bei einem so langen Zeitraum, der für die
Installation der Bombe in Frage kommt, ist es reine Glückssache, wenn wir den Täter
entdecken, zumal dieser extrem vorsichtig gewesen sein wird.«
»Über was für einen Zeitraum reden wir denn?«, fragte
ich.
»Mr. Stone hat den Wagen mehrere Monate nicht benutzt.
Nach dem Vorfall haben wir sofort die Aufzeichnungen gespeichert. Wie Sie
wissen, reichen die Aufnahmen maximal dreißig Tage zurück.«
»Vielleicht sollten wir sie uns noch einmal anschauen?«,
schlug ich vor.
Doch Smith winkte ab. »In der Tiefgarage befinden sich
acht Kameras, das sind insgesamt zweihundertvierzig Tage Filmmaterial, oder
knapp eintausendfünfhundert Stunden. Darauf einen Fremden zu entdecken, der
vielleicht nur ein paar Sekunden lang durchs Bild rennt, wäre ein Wunder.«
»Aber es ist eine wichtige Spur!«, beharrte ich.
Daniel mischte sich ein. »Wenn wir einen Anhaltspunkt hätten,
an welchem Tag die Bombe installiert worden ist, gäbe es vielleicht eine
Chance, aber so bestimmt nicht.«
Doch so leicht gab ich mich nicht geschlagen. »Die
Polizei hat die Aufnahmen bis zwei Wochen vor dem Anschlag ausgewertet und
nichts entdeckt, also fällt die Hälfte aller Tage schon mal weg. Und tagsüber
wird sich wohl kaum jemand an deinem Wagen zu schaffen gemacht haben, damit bleibt
maximal ein Viertel der ganzen Aufnahmen übrig.«
»Das sind immernoch über dreihundert Stunden«, mischte
sich nun auch Mr. Burton ein.
»Ja, aber wir brauchen doch nicht alle acht Kameras anzusehen.
Es gibt doch höchstens zwei oder drei, die in Richtung des Stellplatzes
gerichtet sind«, verteidigte ich meine Idee.
Keiner antwortete darauf, alle sahen zu Daniel.
»Bitte, Daniel! Lass es mich wenigstens versuchen, ihr könnt
ja in der Zwischenzeit etwas essen.«
Hilflos hob mein Verlobter die Schultern. »Also gut,
wenn du meinst, dass du mehr siehst als das gesamte Sicherheitsteam, dann setz
dich an meinen Schreibtisch und sieh dir die Aufzeichnungen an.«
Er stand auf und half mir dabei, den Computer einzuschalten
und das richtige Programm aufzurufen. Ich setzte mich auf seinen schweren Stuhl,
lehnte mich nach hinten und wippte ein paar Mal darauf herum.
Daniel grinste bei meinem Anblick.
Dann konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe. Der
Anschlag in der Tiefgarage hatte am neunten Juni stattgefunden. Das war genau
einen Monat nach meiner Ankunft in Boston gewesen, die gespeicherten Aufnahmen
reichten also genau bis dorthin zurück. Schade eigentlich, ich hätte gern ein
wenig in Daniels Vorleben spioniert, hätte gern gesehen, wie er gelebt hatte,
bevor wir uns kennenlernten.
Seufzend zwang ich mich, mir die Aufnahmen vom neunten
bis sechsundzwanzigsten Mai herauszusuchen, den Rest hatte die Polizei schon
gesichtet.
Im Schnelldurchlauf ließ ich den ersten Tag
durchlaufen, stoppte die Aufnahme kurz, als ich Daniel und mich selbst aus
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