Ohne Gewaehr
Bemerkung an den Rand:
Was glaubst du
eigentlich, wer du bist? Für deinen Sklavenvertrag musst du dir eine andere
suchen. Wenn du mir nicht vertraust, dann nützen auch die härtesten Verträge am
Ende nichts. Oder meinst du wirklich, mit deinen Verboten und Vorschriften
könntest du mich dazu zwingen, dich zu lieben?
Dann setzte ich meine Unterschrift darunter und malte
ein Smiley mit heruntergezogenen Mundwinkeln L daneben um sicherzustellen, dass er dies nicht
versehentlich als Zustimmung zu seinem idiotischen Vertrag wertete. Danach steckte
ich alles zurück in den Umschlag und legte ihn ganz oben auf den Stapel mit
seinen Unterlagen auf dem Schreibtisch. Mein Gesicht glühte und am liebsten hätte
ich jetzt Corinne angerufen, aber ich wollte sie nicht schon wieder mit meinen
Problemen belästigen.
Kurz überlegte ich, ob ich Daniel anrufen sollte, aber
der war beschäftigt und was ich ihm zu sagen hatte, ließ sich schlecht am
Telefon besprechen.
»Juliet, ein Glück du bist hier!«, rief mir Katie
plötzlich von der Tür aus zu. »Hast du dein Telefon nicht gehört? Ich habe
tausendmal versucht, dich anzurufen.«
Dankbar für die Ablenkung drehte ich mich auf der Matte
herum und ignorierte Steves Aufforderungen, mit den Liegestützen fortzufahren.
»Du siehst doch, ich trainiere. Was gibt es denn so Dringendes?«
Meine Freundin kam näher und ich erkannte, dass ihr
Gesicht gerötet war, als sie endlich vor uns stand. Sie drückte Steve einen
liebevollen Kuss auf die Wange, wandte dann ihre Aufmerksamkeit sofort wieder
mir zu. »Die Plakate sind draußen!«
Ich entspannte mich sofort. »Endlich mal gute
Neuigkeiten! Ich dachte schon, den heutigen Tag kann ich abhaken.«
Katie betrachtete mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck.
»Ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich Grund zur Freude hast. Du solltest
dir die Poster lieber angucken, bevor dein Verlobter sie sieht.«
Verwunderte starrte ich sie an. »Wie meinst du das?
Stimmt etwas nicht damit?«
Wortlos griff sie in ihre Tasche und holte ihr Handy
hervor, klickte ein wenig darauf herum und hielt es mir dann vor die Nase.
»Hier, ich habe Fotos davon gemacht. Bei uns zu Hause ist eines gleich
gegenüber vom Supermarkt. Und auf dem Weg in die Innenstadt habe ich mindestens
noch drei gesehen, unterschiedliche Aufnahmen, aber alle im selben Stil.«
Ich nahm ihr das Telefon ab und blätterte fassungslos
in ihrem digitalen Fotoalbum. »Das können die doch nicht einfach so machen,
ohne uns zu fragen?«
Steve beugte sich über meine Schulter, um ebenfalls
einen Blick auf die Bilder zu werfen. »Ganz schön anzüglich«, bemerkte er
unnötigerweise.
Stumm betrachtete ich die Fotos eines nach dem anderen.
Sie zeigten Katie und mich in der Pose der Abschlussszene. Wir spielten dabei Zubeida ,
die sich gerade selbst ein Messer in die Brust rammte, nachdem sie zuvor schon ihren
Ehemann erstochen hatte. Im Musical wälzte sich die unglückliche Frau
minutenlang im Todeskampf und bäumte sich dann ein allerletztes Mal auf, bevor
sie zusammensank und starb. Damit endete das Stück und genau diesen Moment
hatten Katie und ich bei unserem Fotoshooting nachstellen müssen. Der Fotograf
versicherte uns, die rote Farbe, das Blut, das aus Zubeidas Brust floss,
würde im Nachhinein per Bildbearbeitung mit dem Computer aufgetragen, damit wir
während des Fotoshootings kostbare Zeit sparten und uns nicht jedes Mal
umziehen und duschen mussten.
Er hatte Wort gehalten, auf den Plakaten lagen wir in
einer eindrucksvollen, roten Lache. Was er uns allerdings verschwiegen hatte
war, dass die Bilder elektronisch so nachbearbeitet wurden, dass unser Kostüm,
welches ohnehin schon ziemlich offenherzig war, auf ein Minimum
zusammengeschrumpft wurde.
Nun sahen die Bilder aus wie aus einem erotischen Horrorfilm.
Halb nackt und aufgebäumt, mit geschlossenen Augen und halb geöffneten Mündern
inmitten einer blutigen Pfütze waren wir nun überlebensgroß auf Plakaten
verewigt, die offenbar bereits in der ganzen Stadt verteilt waren.
Daniels Reaktion auf diesen Anblick mochte ich mir gar
nicht vorstellen.
Geschockt blickte ich zwischen Katie und Steve hin und
her. Steve schien es nichts auszumachen, seine Freundin in solch aufreizenden
Posen zu sehen. Vielleicht würde Daniel ja ähnlich reagieren? Ein Funken
Hoffnung blieb, aber ich kannte ihn mittlerweile viel zu gut, um mir den
bevorstehenden Abend schönzureden.
»Meinst du, dass Daniel damit ein Problem hat?«,
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