Ohne Gewaehr
hast du nicht darauf bestanden,
die Bilder vorher zu genehmigen? Wie ist es möglich, dass du davon keine Ahnung
hattest?
Als mein Telefon klingelte, erstarrte ich. Daniel
musste sich bald auf den Rückflug machen. Ob ich ihm jetzt schon von den
Plakaten und dem Vertrag erzählen sollte? Dann hätte er zwölf Stunden Zeit,
sich zu beruhigen. Oder zwölf Stunden, um seine Kabine zu demolieren und
genügend Argumente zu sammeln, um mich bei seiner Ankunft hochkant aus seinem
Leben rauszuschmeißen. Nein, ich beschloss zu warten und ihn noch ein paar
friedliche Stunden verleben zu lassen. Die kommende Nacht würde schon
dramatisch genug werden.
Auf dem Display sah ich zu meiner Überraschung Sonias
Nummer aufleuchten. Ich hatte ganz vergessen, Daniels Schwester zurückzurufen,
nachdem ich am Freitag so kurz angebunden war. Nun atmete ich erleichtert auf,
dass es nicht Daniel war, der anrief.
»Hallo Juliet, schön, dich endlich zu erreichen. Wie
geht es dir?«
Ich entschuldigte mich für den verpassten Rückruf und
fragte gespannt, was sie von mir wollte.
»Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass ihr euch
verlobt habt. Gibt es denn schon einen Hochzeitstermin?«
»Nein, noch nicht. Und bei euch?«
»Bei uns soll es im November so weit sein. Edward und
ich haben uns auf den achtzehnten geeinigt, das ist ein Sonntag. Wir würden
euch gern dazu einladen, meinst du, ihr könnt es euch einrichten?«
Es war ein schönes Gefühl, so unverhofft als Daniels
Partnerin akzeptiert zu werden und damit gleichzeitig ein Teil seiner Familie
zu sein. Daran, in seinem Namen Einladungen entgegenzunehmen, musste ich mich
erst noch gewöhnen.
Bis gestern hätte ich noch jubelnd zugesagt. Nun
erklärte ich ausweichend: »Ich bin mir nicht sicher, ob Daniel Zeit hat. Er ist
im Moment nicht hier, aber ich frage ihn gern und gebe dir später Bescheid?«
»Ja, gern. Wenn du Lust hast, können wir uns nächste
Woche noch einmal auf einen Kaffee treffen. Unsere letzte Begegnung liegt ja
schon eine halbe Ewigkeit zurück und jetzt, wo wir bald Schwägerinnen sein
werden, müssen wir uns doch endlich besser kennenlernen.«
Wir verabredeten uns für den morgigen Vormittag und
nachdem ich aufgelegt hatte, erinnerte ich mich daran, dass selbst dieser
harmlose Anruf gegen mindestens zwei Punkte aus Daniels dämlichen Ehevertrag
verstieß: Keine Verabredungen ohne vorherige Absprache und kein Kontakt mit
seiner Familie. Zum Teufel mit diesem Vertrag!
Meine Uhr zeigte kurz nach vier an. Noch knappe acht
Stunden blieben mir bis zu Daniels Rückkehr. Unruhig ging ich in der Suite auf
und ab. Ich hatte versucht, ein wenig zu schlafen, doch es war aussichtslos.
Nun zog ich noch einmal den braunen Umschlag hervor, nahm die losen, eng
beschriebenen Blätter in die Hand. Dem Umschlag war inzwischen deutlich anzusehen,
dass er bereits mehrfach geöffnet worden war.
Wieder studierte ich den Vertrag. Wenn Daniel mich
fragte, ob ich Änderungswünsche hätte, was würde ich von ihm fordern? Den
ganzen Vertrag zu vernichten? Oder konnte ich mich mit einigen Punkten
anfreunden und einen Kompromiss zwischen uns aushandeln? Mein
Verhandlungsgeschick war erbärmlich, wenn Daniel mir gegenüber saß und noch armseliger,
wenn er mich berührte. Das wusste ich aus Erfahrung.
Ich kramte mein Telefon hervor und entschloss mich, nun
doch Corinne anzurufen. Gestern hatte sie mir auch weiterhelfen können und
allein ihre aufmunternden Worte waren Balsam für meine überbordende
Vorstellungskraft.
»Juliet, ist etwas passiert?«, sagte sie zur Begrüßung.
»Entschuldige, dass ich dich schon wieder mit meinen
Problemen belästige, aber ich brauche deinen Rat in einer etwas heiklen
Angelegenheit.«
»Heikle Angelegenheit?«, lachte sie. »Was meinst du damit?
Hast du jemanden umgebracht und weißt jetzt nicht, wie du die Leiche beseitigen
sollst?«
Ich holte tief Luft bevor ich weitersprach. Corinne
würde sich vermutlich gleich totlachen über meine Panik. »Unser Theaterstück
soll auf Plakaten beworben werden und dafür haben wir schon vor Wochen
professionelle Fotos gemacht. Seit heute früh hängen diese Bilder überall in
Boston.«
Sie unterbrach meine kurze Atempause und fragte
interessiert: »Und? Was stört dich daran? Das ist doch toll, ich wünschte,
meine Stücke würden nur annähernd soviel Aufmerksamkeit erhalten.«
»Das hier ist etwas anderes!«, flüsterte ich aufgeregt.
»Katie und ich rekeln uns jetzt in der ganzen Stadt auf zehn Meter
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