Ohne Gewaehr
Wohnung zu tun. Er hatte uns nicht schützen können. Als der
Einbrecher kam, war er damit beschäftigt gewesen, den Mord im Ritzman Hotel zu
beleuchten und die Hinweise auszuwerten, die ich ihm gegeben hatte. Ob er damit
schon weitergekommen war?
Daniel saß neben mir auf der Rückbank und hatte sein
Jackett ausgezogen, die Ärmel seines Hemds waren aufgeknöpft und die grünen
Manschettenknöpfe in seiner Hosentasche verschwunden. Er machte einen müden,
abgespannten Eindruck und hielt mich fest im Arm, so dass ich mich nicht einmal
anschnallen konnte. Er war still und schien tief in Gedanken versunken. Leise
sagte er: »Juliet, mir ist klar, dass in unserer Beziehung alles noch ziemlich
frisch ist. Aber ich will, dass du weißt, du kannst mir alles sagen. Wenn dir
etwas nicht gefällt, sprich mit mir. Jederzeit. Ich versuche, alles richtig zu
machen – so, dass du glücklich bist. Aber ich kann nicht hellsehen und werde
Fehler machen. Das hier ist alles neu für mich.«
Ich war sprachlos. Ob er heimlich mit Corinne
telefoniert hatte? Im ersten Augenblick wusste ich gar nicht, was er eigentlich
meinte, doch je mehr ich über unsere Situation nachdachte, desto unwirklicher
erschien mir alles. Wir hatten uns aus einer Laune heraus entschieden, den Rest
unseres Lebens miteinander zu verbringen, doch dabei sämtliche Details unter
den Tisch fallen lassen. Wohnten wir jetzt etwa zusammen? Wenn ja, wo? Wann
würden wir heiraten? Würde ich weiter arbeiten oder wollte Daniel, dass ich zu
Hause auf ihn wartete? Wollten wir Kinder? Galt unser Vertrag noch?
Bei dem Gedanken an den Vertrag musste ich lächeln.
Nein, es würde mir nichts ausmachen, ihn auch weiterhin zu erfüllen. Schließlich
hatten wir noch längst nicht alle Lektionen abgeschlossen, es blieben noch
viele Dinge zu erlernen, damit ich meinen Verlobten glücklich machen konnte.
»Mach dir keine Sorgen, Champ. Ich liebe dich, alles
andere wird sich finden. Wir können ja in den nächsten Tagen ein paar
grundsätzliche Dinge diskutieren? Heute bin ich dafür zu müde und freue mich
auf ein heißes Bad und ein weiches Bett.«
»Bist du sehr müde?«
»Ja, warum?«
»Zu müde, um mit mir zu schlafen?«
»Daniel! Ich komme gerade aus dem Krankenhaus und bin
froh, wenn ich es allein bis ins Bett schaffe. Heute Nacht habe ich ganz
bestimmt keine Kraft, deinen unersättlichen Hunger zu stillen.«
»Baby, davon war auch nicht die Rede. Ich dachte eher
daran, mich gemäß ärztlicher Anweisung um dich zu kümmern. Und wir beide wissen
doch, wer von uns den größeren Heißhunger hat?«
In diesem Moment erreichten wir die Tiefgarage des
Hotels und unser Wagen kam zu einem abrupten Halt. Smith hielt uns die Tür auf
und Daniel half mir beim Aussteigen. Zwei Bodyguards begleiteten uns im
Fahrstuhl bis in die siebente Etage des eleganten Ritzman Hotels. Als wir die
Suite erreichten, war ich erschöpft, die Narbe unterhalb meiner linken Brust
pochte und schmerzte leicht.
Daniel beobachtete mich besorgt. »Baby, geht es dir
gut? Du hast immernoch Schmerzen, soll ich dich gleich ins Bett bringen? Ich
habe uns etwas zum Abendessen bestellt, aber das können wir auch verschieben.«
Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, was ich getan
hatte, um einen so liebevollen Mann zu verdienen. Was fand dieser unverschämte,
attraktive Kerl an mir so unwiderstehlich, dass er sich auf eine Beziehung
eingelassen hatte? Meinen Körper? Sex? Meine Unschuld? Oder war es am Ende
doch nur ein Spiel für ihn, war ich eine Eroberung die, einmal eingenommen,
jegliche Anziehungskraft für immer verlor? Er hatte nichts getan, um mir das
Gefühl zu geben, dass er es nicht ehrlich meinen könnte mit unserer Verbindung und
trotzdem schafften es meine Selbstzweifel immer wieder, seine guten Absichten
in Frage zu stellen.
Wir betraten gemeinsam die hell erleuchtete Suite und
ich traute meinen Augen nicht. Die gesamte Schlafzimmer war mit Blumen
ausgeschmückt – zart orangefarbenen Rosen. In der Mitte des Raumes stand ein neues,
noch unberührtes Himmelbett, die vier hölzernen Pfosten von hauchdünnen,
seidigen Stoffbahnen umweht. Selbst hier fanden sich Blütenblätter, im
Badezimmer war bereits ein heißes Schaumbad eingelassen, Kerzen schimmerten
rund um die Badewanne und Rosenblüten schwammen im Wasser. Es roch intensiv
nach Vanille und Lavendelöl, am Rand der Wanne stand ein Weinkühler mit einer
Flasche Champagner und zwei Gläsern.
Ich schaute Daniel an, er blickte mir mit
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