Ohne Gewaehr
haben wir keine überzeugende Begründung, warum Kramer
versuchen sollte, Mr. Stone umzubringen. Ihr Verlobter war der Mittelpunkt von äußerst
einträglichen Ermittlungen seitens der Detektei. Es bestand nach dem
derzeitigen Kenntnisstand überhaupt keine Veranlassung, ihn zu töten. Damit brächte
sich die Detektei um einen wichtigen Auftrag, denn Familie Williamson hätte
nach Stones Tod wohl kaum weiter horrende Summen für die Nachforschungen nach
der verschwundenen Jeanne ausgegeben.«
»Aber er war es! Ich bin mir ganz sicher, dass ich ihn
erkannt habe«, widersprach ich mit wachsender Verzweiflung. »Vielleicht sollten
Sie ein Verhör oder eine Gegenüberstellung arrangieren. Dann entlarvt er sich
möglicherweise von selbst?«
Santoro winkte ab. »Wir befinden uns noch ganz am
Anfang. Es hat keinen Sinn, jetzt schon die Pferde scheu zu machen. Sobald der
Detektiv weiß, dass wir ihm auf der Spur ist, wird er sein Alibi aufbauen. Es
ist besser, wir haben neben konkreten Anhaltspunkten auch den
Überraschungseffekt auf unserer Seite, sonst können wir diesen Fall unter
Umständen vor Gericht verlieren.«
Auch die Ermittlungen zur Explosion in der Tiefgarage traten
weiterhin auf der Stelle, obwohl ein Mitarbeiter ausschließlich dazu abgestellt
worden war, die Videoaufzeichnungen auszuwerten. Das war jedoch ein enorm
zeitaufwendiger Prozess, denn die Auswertung erfolgte manuell und in Echtzeit,
sieben Tage Videomaterial bedeuteten also auch mindestens sieben Tage
Auswertung, wenn der Beamte weder schlief noch zur Toilette ging. Aber es
schien im Moment die einzige Chance, neue Erkenntnisse zu gewinnen, denn
Sprengstoffanalysen dauerten noch viel länger und die Frage nach einem Motiv
brachte hunderte Verdächtige ins Spiel. Daniel hatte sich unzählige Feinde
gemacht.
Wir wurden unterbrochen, als Anwalt Haynes das Zimmer
betrat. Er nickte uns kurz zu, zog sich dann einen Stuhl an mein Bett und nahm
sein Telefon aus der Tasche, um unser Gespräch mitzuschneiden.
Ich verfolgte seine Bewegungen und der Anblick seines
Handys erinnerte mich wieder an die seltsamen Anrufe, die Daniel und ich
erhalten hatten. Ich wusste, dass Konstantin unmöglich den Mord seines Onkels
Peter Wallenstein ausgeführt haben konnte, denn zur Tatzeit befand er sich in
Polizeigewahrsam auf dem Flughafen in Las Vegas. Das bewies das Video, welches
Mr. Burton mir gezeigt hatte.
Und trotzdem glaubte ich fest daran, dass er mehr über
die Anrufe wusste, als er mir gegenüber zugab. Immerhin hatte er mich mit
seiner Behauptung, die Mitschnitte gäben Daniels Stimme wieder, absichtlich in
Todesangst versetzt. Außerdem war er neben Daniel der Einzige, der vom Tod
seines Onkels profitierte. Einen neuen Sportwagen hatte er sich schon
geleistet.
»Hinter den Anrufen, von denen Sie uns berichtet haben,
muss etwas anderes stecken, Miss Walles«, unterbrach Santoro meine Überlegungen.
»Wir haben doch das Telefon bei Wallenstein gefunden, ist Ihnen inzwischen
eingefallen, warum der Ihnen Angst machen wollte?«
Ich schüttelte langsam den Kopf und berichtete über den
dritten Anruf, der an Daniel gerichtet war. Bislang hatte ich Santoro nie davon
erzählt, der Einbruch und meine Verletzung waren mir zuvorgekommen.
»Sind Sie absolut sicher, dass dieser Anruf erst nach
dem Mord an Peter Wallenstein abgewickelt wurde?«
»Ja, ganz sicher. Die Aufzeichnungen von meiner Stimme
wurden erst nach dem Mord gemacht.«
Die drei Männer blickten mich verblüfft an. »Woher
wollen Sie das wissen? Das sind doch nur Zusammenschnitte, wenn ich das richtig
verstehe?«, warf Taylor nun ein. Der junge Mann verbarg seinen messerscharfen
Verstand meist erfolgreich hinter einem jugendlichen Gesicht.
Ich erzählte von meiner Beobachtung, dass bestimmte
Worte nicht gerade häufig aus meinem Mund kamen. Die Polizisten drängten mich,
Genaueres zu berichten, aber ich hatte Daniel versprochen, diesen Anruf
niemandem vorzuspielen.
»Miss Walles, ich wiederhole es nun zum dritten Mal.
Bitte lassen Sie uns diesen Mitschnitt anhören. Dies hier sind polizeiliche
Untersuchungen und Sie können uns nicht einfach Beweismaterial vorenthalten,
wenn Ihnen die Richtung nicht passt, die wir mit unseren Ermittlungen
einschlagen.« Santoros Stimme klang drohend und sein Blick schüchterte mich
ein.
Ich blickte zu Anwalt Haynes, doch der zuckte nur mit
den Schultern. »Das geht nicht, ich kann Ihnen nichts zeigen«, widersprach ich
mutig, aber Taylor hatte schon mein Telefon
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