Ohne Gewaehr
mir liebevoll über die Wange. »Du
kannst jederzeit vorbeikommen, aber überanstrenge dich nicht. Und bevor du das
Hotel verlässt, vergiss nicht, mir Bescheid zu geben. Solange der Täter nicht
gefasst ist und wir nicht wissen, was genau hinter dieser Tat steckt, möchte
ich, dass du nur zusammen mit den Bodyguards auf die Straße gehst.«
Seine Fürsorge rührte mich, und doch nagte in meinem
Hinterkopf eine Stimme, die seine ständige Einmischung in mein Leben beklagte.
Durfte ich mich wirklich so abhängig von ihm machen? Allein konnte ich kaum
noch das Hotel verlassen, ohne Auto war meine Bewegungsfreiheit erheblich
eingeschränkt und außerdem überwachte Mr. Burton jeden meiner Schritte. Es
stört mich bei genauerem Nachdenken erheblich, dass mein ehemaliger Leibwächter
jetzt für meinen Verlobten arbeitete.
Ich überlegte, ob ich Daniel noch einmal um einen
Vorschuss bitten sollte, damit ich mir davon einen neuen Wagen kaufen konnte.
Bis zu meiner nächsten Gehaltszahlung waren es noch fast drei Wochen und ich
wollte nicht jeden Tag aufs Neue auf sein Wohlwollen angewiesen sein.
Andererseits hatte ich ihm seinen letzten Vorschuss noch nicht einmal
zurückgezahlt. Und auf gar keinen Fall wollte ich von seinem Angebot Gebrauch
machen und auf seine Konten zugreifen solange wir nicht einmal die wichtigsten
Details unseres weiteren Zusammenlebens geklärt hatten.
Daher beschloss ich, zunächst andere Verdienstmöglichkeiten
in Erfahrung zu bringen. Katie hatte sich während ihrer Studentenzeit jahrelang
mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, vielleicht hatte sie ja eine Idee. Sonst
blieb mir immer noch die Arbeit als private Tanzlehrerin, auch wenn Daniel strikt
dagegen war.
»Du lässt dich von ihm aushalten?« Katie nahm kein
Blatt vor den Mund, sondern sprach unverblümt aus, was sie von meiner Beziehung
mit Daniel hielt. Wir saßen zusammen an der Bar des Fitnesscenters, ruhten uns
nach einem leichten Training dort aus. Ich hatte den Verdacht, Katie war
eigentlich mehr wegen Steve hier, als wegen mir. Die beiden warfen sich die
ganze Zeit verliebte Blicke zu, aber beim Thema Daniel wurde meine Freundin plötzlich
ernst und blickte mich aufmerksam an.
»Nein, also jedenfalls noch nicht. Ich habe ein
bisschen Geld gespart, davon lebe ich jetzt«, druckste ich verschwommen herum.
»Aber du wohnst bei ihm und lässt dich von seinem
Personal herumkutschieren. Bezahlt er auch immer für dich, wenn ihr zusammen
ausgeht?« So langsam fühlte ich mich unwohl bei der Wendung, die unsere
Unterhaltung jetzt nahm.
»Naja, im Moment will er nicht, dass ich mir einen
anderen Job suche, wegen der Sicherheit. Und selbst wenn der Attentäter endlich
gefasst ist, wäre er wohl nicht allzu begeistert, wenn ich mein eigenes Ding
mache und den ganzen Tag fort bin. Ich glaube er will, dass wir so viel Zeit
wie möglich miteinander verbringen und in seinem Job ist das ziemlich schwierig
zu arrangieren. Darum ist es einfacher, wenn ich nicht arbeite«, gab ich
schließlich zu.
Katie sah mich mit festem Blick an. »Juliet, es ist
doch immer dieselbe Masche mit solchen Typen. Erst entfremden sie dich von
deinen Freunden und deiner Familie, damit ihr mehr Zeit zusammen habt. Dann
machen sie dich finanziell abhängig und haben dich damit völlig in der Hand.
Und wenn du schließlich ihnen zuliebe alles aufgegeben hast, lassen sie dich
fallen wie eine heiße Kartoffel, weil du ihnen zu langweilig geworden bist und
zu sehr klammerst.«
Ich blickte sie erschrocken an. Ja, vielleicht hatte
sie damit gar nicht so Unrecht. Meine Familie wollte nichts mehr mit mir zu tun
haben, ich hatte schon jetzt fast keine eigenen Mittel, um für mich selbst zu
sorgen und verbrachte jede Minute mit Daniel oder machte zumindest nur das, was
er für richtig hielt. Er hatte mich gezwungen, meinen Job am Empfang des Hotels
aufzugeben und jetzt mischte er sich schon wieder in meine Berufsplanung ein,
verlangte, dass ich mich nach ihm richtete anstatt meinen eigenen Interessen
nachzugehen. War ich von ihm abhängig? Mit Sicherheit. War ich ihm hörig?
Vielleicht. Auf jeden Fall war ich auf dem besten Weg dahin, zu einer heißen
Kartoffel zu werden.
»Du siehst nachdenklich aus«, riss mich Katie aus den
Gedanken. »Kann ich dir irgendwie helfen? Ich weiß, wir kennen uns noch nicht
so lange, aber ich finde, du hast dich ganz schön verändert in der kurzen Zeit.
Und nicht unbedingt nur zu deinem Vorteil.«
Ich dachte daran, wie ich noch vor wenigen
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