Ohne Gewaehr
ich
helfen konnte.
»Setz dich einfach wieder hin«, kommandierte Katie. »Du
musst dich ausruhen. Die Jungs wissen selbst am besten, wie man grillt. Das
liegt allen Männern praktisch im Blut, ich habe noch nie einen kennengelernt,
der zugegeben hätte, davon keine Ahnung zu haben.«
Schnell überlegte ich, ob ich mir Daniel an einem Grill
vorstellen konnte. Kochen konnte er ja, da war grillen bestimmt auch kein
Problem für ihn. Der Gedanke an meinen Verlobten ließ mich leise aufseufzen.
Hoffentlich machte er sich keine allzu großen Sorgen um mich.
»Brauchst du etwas? Willst du noch was trinken?«,
fragte mich Katie. Als ich den Kopf schüttelte, verkündete sie, dass sie nun in
der Küche alles vorbereiten würde.
Ich stand auf, um ihr zu folgen, doch sie zwang mich
dazu, hier auf dem Balkon sitzen zu bleiben. »Du leistest besser den Jungs
Gesellschaft, die Küche ist viel zu klein für zwei Personen.« Dann verschwand
sie.
Während ich Ringo und Matthew dabei zusah, wie sie die
Holzkohle aufschichteten und zusammengeknülltes Zeitungspapier dazwischen
platzierten, überlegte ich fieberhaft, was ich nun wegen Konstantin unternehmen
sollte. Wenn ich nicht sofort diese Wohnung verließ, würde ich wohl oder übel mit
ihm zusammenstoßen. War es ihm zuzutrauen, dass er mich vor aller Augen
niederstreckte? Wohl kaum. Wenn es ihm nichts ausmachte erkannt zu werden, hätte
er sich auch beim letzten Mal nicht zu vermummen brauchen.
Trotzdem wäre es klug, wenigstens eine Waffe zur
Verteidigung griffbereit zu haben. Wer konnte schon vorhersagen wozu er fähig
war, wenn er bemerkte, dass ich ihn erkannt hatte. Ich sah mich auf dem Balkon
um. Hier gab es nichts, was als Waffe dienen könnte und mit glühender Holzkohle
wollte ich Konstantin auch nicht gerade bewerfen.
Die Messer auf dem Tisch waren herkömmliche
Besteckmesser, bei denen ich froh sein konnte, wenn sie das Grillfleisch durchtrennten.
Die Gabeln riefen vielleicht schmerzhafte Verletzungen hervor, aber wenn ich
Konstantin damit attackierte, musste ich selbst unmittelbar neben ihm stehen.
So entschied ich mich schließlich dazu, die zweite Rotweinflasche, die Katie
und ich noch nicht angebrochen hatten, unter meinem Stuhl zu verstecken. Katie würde
es mir wahrscheinlich nie verzeihen, wenn ich damit ihren Balkon versaute, aber
die Flasche war ja auch nur für den absoluten Notfall gedacht.
Ich hatte mich gerade etwas beruhigt, als mich das
Läuten der Türklingel schon wieder aufschreckte. Das musste Konstantin sein!
Und tatsächlich betrat er wenig später in Begleitung von Erik den Balkon. Als
er mich erblickte, suchte er sich sofort einen Stuhl neben mir, während Erik
sich höflich bei Katies Mitbewohnern vorstellte und ihnen dann beim Grillen
half.
»Wie geht es dir, Juliet? Du wirst ja richtig vom Pech
verfolgt. Kaum hast du eine Verletzung halbwegs auskuriert, geschieht auch
schon das nächste Unglück.« Er rutschte mit seinem Stuhl ganz nahe an mich
heran und sah mich mit zerfurchter Stirn an. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass
er der Einbrecher war, hätte ich ihm seine zur Schau gestellte Besorgnis glatt
abgenommen. So aber stellten sich die feinen Härchen an meinen Unterarmen auf.
Eilig schob ich meinen Klappstuhl bis an die
Balkonbrüstung. Weiter konnte ich mich nicht von ihm entfernen. »Mir geht es
wieder besser, und dir?« Ich starrte meinem potenziellen Mörder direkt in die
Augen. Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken und ich ließ eine Hand
unter meinen Stuhl gleiten, umfasste den Flaschenhals fest und rückte die
Flasche in eine günstigere Position. Gleichzeitig studierte ich Konstantins
Gesicht. So also sah ein Mörder aus. War da ein Anzeichen von Boshaftigkeit?
Von Mordlust? Von Reue?
Katie unterbrach unsere lautlose Zwiesprache. »Konstantin,
kannst du mir mal helfen, die ganzen Schüsseln auf den Balkon zu tragen?« Sie
blickte mich fragend an, ihr war also nicht entgangen, dass ihr Tanzpartner und
ich eine Auseinandersetzung hatten. Ich schüttelte wortlos den Kopf. Als
Konstantin sich endlich erhob, atmete ich innerlich auf und schloss für einen
Moment die Augen.
Nach und nach versammelten wir uns alle um den Tisch,
die Männer tranken Bier, Katie Rotwein und ich nur noch Wasser, denn der
Alkohol vertrug sich nicht mit meinen Medikamenten.
Konstantin hatte sich wieder neben mich gesetzt,
wendete sich aber Katie zu, die auf seiner anderen Seite Platz genommen hatte.
Sie redete wieder wie ein Wasserfall.
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