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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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mich ab und lehnte mich auf dem Stuhl zurück.
    Für den Rest des Abends hielt Konstantin den Mund,
beobachtete mich aber unaufhörlich aus den Augenwinkeln. Ich tat, als bemerke
ich das gar nicht. Trotzdem verfolgte auch ich jede seiner Bewegungen, immer
bereit, im nächsten Moment aufzuspringen. Zweimal vermeinte ich, seine Hand, mit
der er das Messer hielt, zucken zu sehen. Jedes Mal wich ich reflexartig zur
Seite, täuschte danach aber vor, nur ein lästiges Insekt zu vertreiben.
    Später tauchte auch noch Steve auf, er und Katie
schienen inzwischen ein echtes Paar zu sein und küssten sich innig zur Begrüßung.
Doch als er mich am Tisch sitzen sah, verdüsterte sich sein Blick. Auf dem
Rückweg von der Toilette fing er mich auf dem Flur ab. »Weiß Stone, dass du
hier bist?«, fragte er ohne Umschweife.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Und
ich bin dir auch keine Rechenschaft schuldig, welche Informationen ich meinem
Verlobten zukommen lasse.«
    Ich wollte mich an ihm vorbeidrängen, doch Steve hielt meinen
Arm fest. »Mir ist vollkommen egal, was ihr zusammen macht. Aber bitte zieh uns
nicht in eure Probleme rein. Katie will dir helfen, sie hat es nicht verdient,
dass Stone ihr Ärger bereitet. Der Typ ist heute im Hotel fast durchgedreht. So
wütend habe ich ihn selten gesehen, und ich habe schon Einiges erlebt.«
    Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Der Gedanke an
Daniel machte mich traurig. »Ich bringe das wieder in Ordnung«, versprach ich
ihm.
    Steve sah mich eindringlich an. »Sei bloß vorsichtig,
du hast ja keine Ahnung, worauf du dich eigentlich einlässt. Ich kenne ihn
schon vier Jahre und war eine zeitlang sein persönlicher Trainer. Wenn der
richtig geladen ist, möchte selbst ich ihm nicht zu nahe kommen.«
    Ich nickte stumm. Leider wusste ich genau, wovon er
sprach.
    Als es dunkel wurde, holte Ringo seine Gitarre und stimmte
irgendwelche Volkslieder an. »Kennst du nichts Modernes?«, beschwerte sich der
sonst so stille Erik nach einer Weile. »Mit solchen Liedern kannst du deine Schüler
quälen, aber doch nicht uns!«
    Wir lachten und Ringo begann, Songs aus der aktuellen
Hitparade für uns zu spielen. Ich war entspannt, fühlte mich aufgehoben und
geborgen im Kreis meiner Freunde, selbst mit meinem Mörder auf dem Stuhl neben
mir.
    Doch als Konstantin mit einer Hand meinen Nacken berührte
und ich seinen Atem an meinem Ohr verspürte, erstarrte ich sofort. Alle Wärme
und Entspannung wich mit einem Schlag aus meinem Körper. Was wollte er von mir?
    »Ich glaube dir nicht, dass du dein Gedächtnis verloren
hast«, wisperte er leise in mein Ohr. »Du erinnerst dich genau an den letzten Samstag,
nicht wahr?«
    Ich begann zu zittern, befreite mich aus seinem Griff
und wich auf meinem Stuhl zur Seite, aber die Balkonbrüstung verhinderte, dass
ich mich ganz aus seiner Reichweite entfernen konnte. Erneut tastete ich nach
der Weinflasche unter meinem Stuhl.
    »Du weißt, was geschehen ist, du verstellst dich bloß«,
flüsterte er weiter und lehnte sich zu mir hinüber.
    »Wie kannst du so etwas sagen? Und wieso sollte ich
mich verstellen? Aus Angst vor deinen Kameras etwa?«
    Nun lachte er überheblich. »Dein Trick mit den Kameras
war ärgerlich und als ich ihn endlich durchschaut hatte, war meine Hoffnung,
dass der Plan aufgeht, fast versiegt. Aber Gott sei Dank kann Stone ja offensichtlich
nicht genug von dir bekommen. Ich wollte eigentlich warten, bis ihr fertig
seid, aber das ging ja endlos weiter...«
    Die Weinflasche landete mit einem dumpfen Knall auf
Konstantins Kopf, der sackte sofort nach vorn, fiel dabei fast auf mich.
Glassplitter flogen quer über den Tisch, landeten auf Konstantin, auf dem
Boden, auf mir und überall sonst. Rotwein spritzte umher und auch wenn
Konstantin das allermeiste davon selber abbekam, war auch ich über und über mit
der roten Flüssigkeit bedeckt, selbst Erik, der am weitesten von mir entfernt
saß, hatte einige Spritzer abbekommen.
    Katie stieß einen lauten Schrei aus, die Männer
starrten verständnislos zu uns herüber. Ich bemerkte, dass ich auch schrie,
konnte gar nicht aufhören damit. Konstantin war nur kurz zusammengebrochen,
machte nun aber Anstalten, aufzustehen.
    Angsterfüllt sprang ich von meinem Stuhl auf, verteilte
dabei das Glas und den restlichen Rotwein weiter auf Katies Balkon, während ich
hastig um den Tisch rannte, dicht gefolgt von Konstantin. Von seinem Kopf stoben
rote Tropfen in alle Richtungen und ich war

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