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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Hinterkopf schwang
unterschwellig die Angst mit, dass es dabei vielleicht gar nicht um Corinne
oder einen ihrer Mitbewohner ging, sondern um mich. »Ich werde Kommissar
Santoro darum bitten, Konstantin auch danach zu fragen«, erklärte ich meiner
Schwester schließlich entschlossen.
    »Es kann nie schaden, wenn ein weiteres Augenpaar einen
Blick auf die Angelegenheit wirft«, stimmte sie mir zu. Sie schien schon wieder
in Eile zu sein, denn ich konnte Stimmen im Hintergrund hören.
    »Ich wollte mich noch für deinen Tipp mit den
Tanzstunden bedanken«, sagte ich schnell, bevor unser Gespräch zu Ende ging. »Ich
habe mir hier eine Tanzschule angesehen und hoffe, irgendwann kann ich dort
Tanzstunden für Kinder geben!«
    »Na, dann war dein Besuch hier ja nicht völlig umsonst«,
lachte sie. »Wie hast du Daniel denn davon überzeugen können? Der ist doch
bestimmt nicht begeistert, wenn seine Angebetete ihre kostbare Zeit mit solchen
Nebensächlichkeiten vergeudet?«
    Unbeabsichtigt erinnerte sie mich daran, dass ich
Daniel davon noch gar nichts erzählt hatte. »Dagegen wird er wohl kaum etwas
haben«, sagte ich voller Hoffnung.
      
      Zum Mittagessen kam Daniel mich endlich besuchen. Er
brachte mal wieder zwei dampfende Schüsseln aus dem Ritzman Hotel mit, diesmal
hatte er thailändische Nudeln und einen Avocadosalat mit Hühnerfleisch
ausgesucht. Wir blieben zum Essen auf meinem Zimmer, denn Daniel wollte sich
ungestört mit mir unterhalten.
    »Ich war heute Morgen nach meinem Termin bei Dr.
Sanders gleich noch bei Dr. Theodore, um die Einzelheiten über die weitere
Behandlung mit ihm abzustimmen.« Er hielt inne, um sich ein paar Nudeln in den
Mund zu schieben. Ich sah ihn abwartend an.
    »Ich habe jetzt zwei Sitzungen pro Woche, aber es wird trotzdem
eine Weile dauern, bis man erste Fortschritte feststellen kann. Wir haben auch
noch einmal über den Vorschlag gesprochen, unsere Beziehung vom Kopf auf die Füße
zu stellen und statt Sex erst einmal andere Aktivitäten in den Mittelpunkt zu rücken.«
    Nun war ich erschrocken. Ich hatte gern Sex mit Daniel,
liebte es, Stunden mit ihm im Bett zu verbringen. Ich wollte das nicht
vermissen, egal, ob es normal war oder nicht.
    Er beobachtete meinen Gesichtsausdruck genau und verzog
seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. »Baby, du bist wie ein offenes Buch.
Du hasst den guten Dr. Theodore doch jetzt schon, nicht wahr?«
    Ich nickte und sah ihn hoffnungsvoll an. Solchen
Vorschlägen konnte er doch nicht zugestimmt haben. Oder etwa doch?
    »Er hat von uns verlangt, die nächste Woche vollkommen
abstinent zu leben. Er meint, wir sollten uns Zeit nehmen um uns endlich ganz
in Ruhe und auf einer freundschaftlichen Ebene kennenzulernen, bevor wir wieder
sexuell aktiv werden können. Und er will dich am Donnerstag auch wiedersehen,
um die Details und Fortschritte zu besprechen.«
    »Mich?«, fragte ich entgeistert. Auf gar keinen Fall
wollte ich wieder zu diesen Doktor, unser erstes Treffen war ein glatter
Reinfall gewesen und ich brauchte nicht noch eine Wiederholung.
    Daniel grinste schon wieder. »Ja, natürlich. So eine
Therapie kann nur erfolgreich sein, wenn beide Partner auf einer Linie sind. Du
musst verstehen, womit du es zu tun hast und warum wir bestimmte Ansätze wählen,
um Ergebnisse zu erzielen.«
    »Was denn für Ergebnisse? Bis gestern habe ich nicht
mal gewusst, dass unsere Beziehung völlig kaputt ist. Warum sollten wir gerade den
Sex aufgeben, der funktioniert doch bestens? Kann dein Psychologe keine andere
Lösung für uns finden?« Missmutig stocherte ich in den Avocados herum. Der
Doktor hatte mir meinen Appetit verdorben.
    »Vielleicht kann du ihn herunterhandeln? Auf mich
wollte er nicht hören, aber womöglich hast du ja mehr Glück.« Daniel strich mir
sanft über die Wange und wischte mir eine Nudel vom Kinn, steckte dann den
Finger genussvoll in seinen Mund.
    Ich fühlte mich überrollt von den Ereignissen. Aber ich
rechnete es Daniel hoch an, dass er seine Therapie begonnen hatte, mir zuliebe.
Nun musste ich ihn wohl oder übel dabei unterstützen.
    »Begeisterung sieht anders aus, Baby. Lass es uns
wenigstens versuchen. Schaden kann es doch nicht, wenn wir auch mal aus dem
Haus kommen? Wir könnten Essen gehen oder ins Kino?«
    Sprachlos starrte ich ihn an. Was war mit meinem
Verlobten passiert? Wo war der verschlossene Mann, der mich wegen einer einzigen
Frage nach seiner Familie allein auf einer Insel zurückgelassen hatte?

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