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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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wieder und wieder? Wer hilft
Ihnen dann? Eines Tages tragen Sie vielleicht bleibende Schäden davon, wir hatten
hier schon Frauen, die nach Schlägen erblindet sind, Frauen mit Verbrennungen, gelähmten
Gliedmaßen, mit epileptischen Anfällen. Wollen Sie wirklich so enden? Und
glauben Sie, dass Ihr Verlobter dann immer noch zu Ihnen hält?«
    Ich hörte schweigend zu, bei jedem Wort der Ärztin verstärkte
sich das Zittern meines Körpers weiter.
    »Miss Walles, ich will Sie nicht unnötig aufregen, aber
es ist wichtig, dass Sie sich über Ihre Situation selbst klar werden. Von
allein wird Mr. Stone seine Probleme nicht lösen können, auch wenn er sich das wünscht.
Solche Störungen sind oft ein nicht enden wollender Kreislauf. Einmal begonnen,
kommt er dort von allein nicht heraus. Jedes Mal, wenn er Ihnen etwas antut, fühlt
er sich danach vermutlich schuldig und macht sich Vorwürfe. Doch dadurch verstärkt
sich auch seine innere Wut, sein Selbsthass erhält neue Nahrung. Und bei der
kleinsten Nichtigkeit dreht er dann wieder durch.«
    Angespannt hörte ich Dr. Sanders zu. Mit der Hand
wischte ich über mein Gesicht. Was sie sagte, klang einleuchtend. Doch wo war
die Lösung?
    »Ich kann verstehen, dass es Ihnen schwer fällt, aber
Sie müssen sich selbst und Mr. Stone eine klare Grenze setzen. Dieses Mal muss
das letzte Mal gewesen sein. Ich schlage vor, dass ich von einer Anzeige gegen
Mr. Stone absehe, wenn er sich stattdessen schriftlich verpflichtet, seine
angefangene Therapie zu intensivieren und allen Anweisungen des Psychologen genauestens
zu folgen. Dr. Theodore ist ein hochgeschätzter Kollege und ich werde ihn über
unser Gespräch und meine Bedingungen informieren, falls Mr. Stone zustimmt.«
    Ich nickte dankbar und mit grenzenloser Erleichterung.
Daniel konnte es schaffen, das wusste ich.
    »Ich garantiere Ihnen, falls Sie nochmals mit solchen
Verletzungen hier eingeliefert werden, habe ich kein Mitgefühl mehr und Mr. Stone
wird seine Anzeige bekommen.« Sie sah mich ernst an und wartete, bis ich auch
dieser Voraussetzung zustimmte.
    »Gut, dann kommen Sie mit. Ich bringe Sie auf Ihr altes
Zimmer.«
     
    Gedämpfte Stimmen erklangen, ich erkannte Daniel, der
sich offensichtlich draußen vor meinem Krankenzimmer mit jemandem stritt.
    »Nun lassen Sie mich endlich zu meiner Verlobten! Warum
ist sie überhaupt hier, was ist denn passiert?«
    »Mr. Stone, Sie dürfen dort nicht hinein! Bitte seien Sie
vernünftig, sonst müssen wir die Polizei einschalten.«
    »Sie haben mir noch nicht einmal gesagt, weshalb sie
hier ist. Ich will sie sofort sehen! Das hier ist bestimmt alles nur ein
Missverständnis.«
    »Mr. Stone, ich bitte Sie! Ihre Freundin wurde auf
Anordnung von Dr. Sanders eingewiesen und die besteht darauf, dass die
Besuchszeiten strikt einzuhalten sind.«
    »Verdammt nochmal, meine VERLOBTE ist da drinnen, Ihre
verfluchten Besuchszeiten interessieren mich nicht! Niemand sagt mir
irgendetwas, niemand hat mich benachrichtigt und als der Leibwächter mich
angerufen hat, bin ich so schnell ich konnte aus New York zurückgekommen.«
    »Mr. Stone, gehen Sie nach Hause und kommen Sie morgen
wieder. Sie sehen aus, als könnten Sie selbst etwas Schlaf gut gebrauchen. Dr.
Sanders will Sie dann auch persönlich sprechen.«
    Daniel schien der Verzweiflung nahe zu sein. Seine
Stimme klang laut und wütend, er würde hier wohl kaum von selbst abziehen. Ich
wollte nicht, dass die Situation weiter eskalierte und möglicherweise die
Polizei eingeschaltet wurde, denn ich wusste, der Kompromiss, den Dr. Sanders
mir angeboten hatte, war ihr einzige Zugeständnis. Wenn Daniel jetzt unbewusst
einen weiteren Konflikt heraufbeschwor, steckte er in größeren Schwierigkeiten,
als er ahnte.
    Leise stand ich aus meinem Bett auf, schlüpfte in die
Stoffschuhe und wickelte mich in ein Laken, denn ich wollte nicht nur mit dem
dünnen Krankenhausnachthemd bekleidet nach draußen gehen, um meinen Verlobten
zu beruhigen.
    Als ich die Tür öffnete, verstummte Daniel sofort in
seinem erneuten Wutanfall. »Juliet, was ist denn passiert? Wieso hat man dich
hier wieder eingewiesen? Geht es dir gut?«
    Er sah umwerfend aus, wie immer. Er trug noch immer
seinen anthrazitfarbenen Anzug, so wie er mich heute früh verlassen hatte. Nur die
Krawatte hatte er abgelegt. Der dunkle Bartschatten ließ sein Gesicht kantiger
aussehen und ich hätte ihn stundenlang einfach nur anstarren können. Aber ich
sah auch die Müdigkeit, die

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