Ohne Gewaehr
über meine Untersuchung und
das anschließende Gespräch mit Dr. Sanders zu berichten. Ich zögerte einen
Moment bevor ich ihre Forderungen bezüglich seiner Therapie ansprach. Ich hatte
keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde und registrierte beunruhigt, wie
sich seine Hände zu Fäusten ballten.
»Du hättest das erst mit mir besprechen sollen«, stieß
er hervor. »Meine Termine mit Dr. Theodore sind kein Thema, über das ich die
ganze Welt informieren möchte. Das ist etwas sehr Vertrauliches und bisher
wussten nur du und Smith davon.«
»Ich hatte doch gar keine andere Wahl und ich wollte auch
nicht riskieren, dass sie dich anzeigt. Oder fändest du das etwa gut? Dann
kannst du ihr gleich morgen Bescheid geben. Sie wartet nur darauf, dass du dich
wie ein Idiot aufführst.«
Eben noch schien er wütend, jetzt aber grinste mich Daniel
an. »Miss Walles, wie ich sehe, haben Sie Ihren Kampfgeist wiedergefunden! So
gefallen Sie mir schon viel besser.«
Ich dachte erstaunt über seine Worte nach. Ja, er hatte
Recht. Ich gefiel mir selbst so auch viel besser, als das heulende Bündel Elend
von eben.
Er brachte mich zurück bis vor mein Krankenzimmer. Wir
waren beide erschöpft und da heute Nacht dank Dr. Sanders‘ verschärfter
Sicherheitsmaßnahmen keine Aussicht auf traute Zweisamkeit bestand, blieb uns
nur ein inniger Kuss und das Versprechen, uns morgen wiederzusehen. Dann machte
sich Daniel auf den Heimweg und ich fiel in einen erholsamen Schlaf.
Sonntag, 01. Juli
2012
Den ganzen nächsten Morgen verbrachte ich im Bett,
schlief und ruhte mich aus, so, wie von Dr. Sanders verordnet. Am späten
Vormittag beschloss ich, endlich Corinne anzurufen. Ich fürchtete mich ein
wenig vor diesem Gespräch, wusste nicht, ob ich die Kraft hatte, ihr von dem
neuerlichen Zwischenfall zu berichten. Anlügen wollte ich sie jedoch auch nicht,
dazu kannte sie mich ohnehin zu gut. Vielleicht konnte ich dieses Thema ja
irgendwie umschiffen, aber ich musste ihr unbedingt mitteilen, dass man
Konstantin festgenommen hatte. Und außerdem war da noch der Einbruch in ihrer
Wohnung, der bis heute nicht aufgeklärt war. Hoffentlich gab es da endlich positive
Neuigkeiten.
»Hi, Schwesterherz! Schön, endlich mal wieder deine
Stimme zu hören. Wie geht es dir? Bist du zu Hause oder was machst du gerade?«,
wollte sie sofort wissen.
»Ich liege noch im Krankenhaus, aber morgen früh werde
ich entlassen und will endlich wieder arbeiten«, antwortete ich vorsichtig.
»Was?« Ihre Stimme klang schrill und erstaunt. »Wieso
bist du noch im Krankenhaus? Daniel hatte doch versprochen, sich um dich zu kümmern?
Hat er es sich plötzlich anders überlegt?«
»Nein, das nicht. Aber in der Suite kann ich mich nicht
entspannen und darum meinte Dr. Sanders, es wäre besser, mich wieder
einzuweisen...«
Ich wollte weitersprechen, doch Corinne unterbrach
mich: »Was soll das heißen? Hat der Scheißkerl dir etwas angetan? Ich wusste
gleich, dass das nicht gut geht. Juliet, willst du zu mir kommen? Ich kann mit
Mum und Dad sprechen.«
»Nein, so war es gar nicht«, wehrte ich ab. »Er hat
mich nicht verletzt. Aber er hat nachts immer Albträume, da ist es besser, wenn
wir getrennt schlafen. Doch das alles wird jetzt einfacher. Die Polizei hat
Konstantin vorgestern festgenommen!«
Corinne klang nicht überzeugt, als sie antwortete: »Na
hoffentlich löst das eure Probleme fürs erste. Bist du dir wenigstens sicher,
dass er der Täter war?«
»Ja, hundertprozentig. Er hat es sogar selbst
zugegeben. Und die Polizei hat einen Teil seines Geständnisses mitgeschnitten.«
Ich berichtete ihr haarklein von meinem freitäglichen
Grillabend.
»Irgendwie kann ich verstehen, wieso Daniel nicht ruhig
schlafen kann. Deine Unvernunft würde mich auch um den Verstand bringen«,
bemerkte sie, als ich meine Ausführungen beendet hatte.
»Hat man deinen Einbruch schon aufgeklärt?«, fragte ich
sie neugierig, um vom Thema abzulenken.
Corinne wirkte plötzlich bedrückt. »Nein, und ich
glaube auch irgendwie nicht daran, dass sich jemand ernsthaft darum bemüht. Schließlich
gibt es jeden Tag zig solcher Anzeigen. Vielleicht finden die nie heraus, wer
dahintersteckt.«
»Meinst du, es war etwas Persönliches?« Als die Polizei
am Tatort erschienen war, hatte man uns gesagt, dass die als Pizzaboten
verkleideten Täter gezielt bei Corinne geklingelt hatten und danach versuchten,
am helllichten Tage ihre Wohnungstür aufzubrechen. In meinem
Weitere Kostenlose Bücher