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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Lass uns lieber früh
schlafen gehen, damit wir uns morgen vor der Arbeit noch sehen.«
    Ich blickte ihn resigniert an, wollte meine
Enttäuschung aber nicht offen zeigen. Mir war deutlich bewusst, dass er
verzweifelt versuchte, unsere Beziehung und seinen anstrengenden Job irgendwie
unter einen Hut zu bringen.
    »Ich schicke dir um sieben Uhr den Wagen. Dann können wir
wenigstens zusammen frühstücken, bevor ich los muss. Und du hast genügend Zeit,
dich fertigzumachen. Burton wird den ganzen Tag an deiner Seite bleiben, falls
du ausgehen möchtest.«
    Mein Gesichtsausdruck musste genauso genervt wirken,
wie ich mich fühlte, denn plötzlich unterbrach sich Daniel. Leise sagte er:
»Auch wenn die Polizei Konstantin festgenommen hat, bislang schweigt er.
Solange nicht hundertprozentig feststeht, dass er allein gehandelt hat, gehen
wir kein Risiko ein. Sind wir uns da einig? Burton wird dich begleiten und du
nimmst dein Handy überall hin mit, selbst aufs Klo.«
    Ich nickte ergeben, schließlich lohnte es sich nicht,
darüber zu streiten. Dann verabschiedeten wir uns.
     

Montag, 02. Juli 2012
     
    Wir frühstückten im Restaurant des Ritzman Hotels und
nicht wie sonst in der Zurückgezogenheit seiner Suite. Obwohl ich ein bisschen
enttäuscht war, wusste ich, dass Daniel der Vernünftigere von uns beiden war
und den festen Vorsatz gefasst hatte, seine Therapie zum Erfolg zu führen.
    Aber gab es da wirklich keinen anderen Weg, als diesen?
    Als wir uns zur Begrüßung umarmt hatten, sehnte sich
mein gesamter Körper danach, von ihm gehalten zu werden. Doch er hatte mich nur
kurz auf die Wange geküsst und dabei mit der Hand über meinen Rücken gestrichen.
Ich konnte die Berührung noch immer spüren.
    Nun saßen wir uns an einem Fenstertisch gegenüber bei
Kaffee und dem Essen. Der Restaurantchef hielt sich immer in unserer Nähe auf,
bereit, uns sofort jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Anscheinend passierte
es nur selten, dass sich Daniel hier am frühen Morgen blicken ließ und
dementsprechend nahmen sämtliche Restaurantbedienstete von unserer Anwesenheit
Notiz und tuschelten leise. Schließlich wurde es Daniel zuviel und er winkte
den Manager an unseren Tisch. »Frank, ich möchte gern in Ruhe mit meiner
Verlobten frühstücken. Bitte sorge dafür, dass deine Leute auch noch etwas
anderes tun, als uns anzustarren. Ich denke es gibt genug Arbeit, meinst du
nicht?«
    Der Restaurantchef entfernte sich hastig und von nun an
ließ man uns in Ruhe. Ich hatte mir am Buffet Pfannkuchen geholt, dazu etwas
Obst. Mehr durfte ich nicht essen. Der tagelange Aufenthalt im Krankenhaus und
fast zwei Wochen ohne Tanztraining rächten sich jetzt. Meine Gewichtszunahme
würde heute ohnehin nichts ganz zu verbergen sein, aber ich dufte nicht noch
zusätzliche Hindernisse schaffen, sonst verzweifelte Rob Robson am Ende noch
mit mir.
    Daniel sah umwerfend aus, die Schatten unter seinen
Augen waren fast verschwunden und er schien neue Energie getankt zu haben.
Sogar ich musste zugeben, dass ihm unsere nächtliche Enthaltsamkeit sichtlich
gut getan hatte und selbst fühlte ich mich auch schon viel besser, als noch vor
zwei Tagen.
    Er verspeiste genüsslich seine Spiegeleier, Toast und
Bratkartoffeln. Ich blickte neidisch auf seinen Teller. »Baby, endlich sind
deine Gedanken abgelenkt von meinem Körper und du konzentrierst dich auf dein
zweitwichtigstes Bedürfnis, das Essen.«
    Er konnte in meine Gedanken lesen wie in einem offenen
Buch. »Wie schaffst du es bloß, so konsequent zu sein? Vorher konntest du dich
doch auch kaum beherrschen?«, fragte ich ihn resignierend.
    »Ich war heute früh schon zwei Stunden im
Fitnessstudio. Und ich habe ein Ziel vor Augen, dass ich unbedingt erreichen
will. Mit dir als Ziel nehme ich diese kurzzeitige Beeinträchtigung gern auf
mich.« Er sah mich liebevoll an und wandte sich dann wieder seinem Frühstück
zu. Ich mochte es, ihn so zu sehen. Entspannt und zärtlich, ohne die Müdigkeit
und den Schmerz, den ich in den letzten Tagen immer wieder in seinem Gesicht
ausgemacht hatte. Vielleicht waren wir doch auf einem guten Weg.
    Zum Abschied küsste er mich sanft. »Bis heute Abend,
Baby. Ich hole dich um acht Uhr vom Training ab. Ruf mich an, falls ihr früher
fertig seid.«
    Dann verschwand er zusammen mit seiner Assistentin
Ying, die am Eingang des Frühstücksraums auf ihn gewartet hatte. Smith folgte
den beiden wie ein Schatten, zwinkerte mir aber kurz zu, bevor er das

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