Ohne Gewaehr
Restaurant
verließ.
Ich hatte noch eine Weile Zeit, bevor mein Arbeitstag
begann und freute mich darauf, nach dem erzwungenen Krankenhausaufenthalt
wieder unter Menschen zu kommen und Phyllis und Martha wiederzusehen. Mein
Leben schien sich endlich zu normalisieren. Konstantin war im Gefängnis, Daniel
auf dem Weg der Besserung und ich fühlte mich fit und voller Tatendrang. Vergessen
waren all die Zweifel, die Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit. Wenn ich es nun
auch noch schaffte, mit meiner Familie Frieden zu schließen, war der Sturm
vielleicht vorüber und vor mir lag eine glänzende Zukunft.
Als ich die Suite betrat, stieß ich im Vorzimmer auf einige
Kisten und Taschen. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass es sich um
die Sachen aus meinem Appartment handelte. Ich hätte vor Freude gleich
Luftsprünge machen können. Daniel musste jemanden geschickt haben, um sie aus
der Wohnung zu holen, bevor meine Eltern den Zutritt unmöglich machten. Ich
schaute flüchtig in die Taschen und fand fast all meine Lieblingssachen und
einige wertvolle Erinnerungsstücke wieder. Wusste er eigentlich, wie viel mir
das bedeutete?
Ich ging ins Schlafzimmer und fand nur einen einzigen
Strauß roter Rosen auf dem Tisch, die anderen Blumen waren verschwunden. Daneben
lag eine kleine Karte. Als ich sie öffnete, fiel mir eine schwarze Kreditkarte
entgegen. Staunend besah ich das viereckige Stück Plastik. Dies also war der
Schlüssel zu Daniels gesamten Vermögen, wie viel auch immer das genau sein
mochte.
Ich blickte auf die Karte, darauf standen nur wenige
Zeilen:
Meine Liebste,
dein Lächeln ist
Gold wert, jede Minute mit dir ist kostbar und deine Liebe ist unbezahlbar.
Das hier ist kein Versuch, deine Zuneigung zu erkaufen, sondern lediglich
Mittel zum Zweck, um dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zu geben und
dich von Ablenkungen fernzuhalten.
Ich liebe Dich.
Daniel
Ich drehte die Kreditkarte zwischen den Fingern. Sein
grenzenloses Vertrauen berührte mich zutiefst. Am liebsten hätte ich sie
gerahmt und in unserem Schlafzimmer aufgehängt. Nur benutzen wollte ich sie
nicht.
Auch meine Eltern waren vermögend und unterstützten
mich und meine Schwestern gern. Doch ich hatte mich immer dagegen gewehrt, genau
wie Corinne wollte ich nie auf ihre Kosten leben.
Aber war das jetzt wirklich anders? Was hatte ich
getan, um ein Anrecht an Daniels Geld zu erwerben? Reichte es wirklich aus, ihm
meinen Körper für ein paar schöne Stunden zur Verfügung zu stellen? Wollte ich
überhaupt einen Zugriff auf sein Konto, schließlich hatte ich mich genau darüber
erbittert mit meinen Eltern gestritten.
Es war alles sehr verwirrend und im Moment rührte mich
allein die Geste, zeugte sie doch von Daniels Liebe und Zuneigung. Ich nahm
mein Handy aus der Tasche und wählte seine Nummer. Er meldete sich nach dem
zweiten Klingeln, schien irgendwo unterwegs zu sein und klang außer Atem. »Hey
Babe, was gibt‘s? Ist alles in Ordnung oder brauchst du noch etwas?«
»Das Einzige, was mir jetzt zu meinem Glück fehlt, ist noch
eine Woche entfernt, aber ich wollte mich bei dir bedanken, dass du meine
Sachen aus dem Appartment abgeholt hast. Du weißt ja gar nicht, wie erleichtert
ich bin!«
»Babe, ich habe die Sachen in die Suite bringen lassen,
weil ich genau weiß, dass du ansonsten keine Ruhe gibst und unnötig dein Leben
für ein paar alte Jeans aufs Spiel setzt. Es war also eher ein Geschenk an
mich, als an dich. Und was die eine Woche angeht, teile ich deine Einstellung
ohne Einschränkungen. An deiner Stelle würde ich mich darauf gründlich
vorbereiten, ich könnte mir vorstellen, dass es ziemlich anstrengend wird.«
Ich lächelte und sah sein grinsendes Gesicht vor mir.
Durch das Telefon konnte ich hören, wie Ying dem Fahrer Anweisungen gab. Sie
schien direkt neben ihm zu sitzen.
»Champ, ich bin mir sicher, dass es für dich wesentlich
anstrengender wird, als für mich. Zehn Stunden erfordern eine enorme Kondition,
das ist dir doch wohl klar? Und sag mir bitte Bescheid, wie ich mich im
Einzelnen darauf vorbereiten soll? Hast du etwas Bestimmtes im Sinn?«
Ein lautes Rascheln klang durchs Telefon, dann hörte
ich, wie Daniel den Fahrer anwies, kurz anzuhalten. Eine Tür schlug zu, nach
ein paar Sekunden antwortete er endlich. »Babe, du machst mich noch völlig
verrückt! Ich bin auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin, aber deine
Stimme macht mich schon wieder hart. Wenn du jetzt hier wärst,
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