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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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hielt
mich weiterhin fest und nun riss mein Geduldsfaden, der am heutigen Tag schon
arg strapaziert worden war.
    »Verdammt nochmal, kannst du denn nicht verstehen, dass
es mich mitgenommen hat, lauter Bilder der Leichen von Wallenstein und Pathee
anzugucken? Hast du schon mal jemanden gesehen, der gerade erdrosselt wurde?
Wusstest du, dass seine Zunge sich dabei ganz grau verfärbt und die Blutgefäße
in den Augen zerplatzen? Ich will heute mit niemandem darüber reden, auch nicht
mit dir. Kannst du mich jetzt endlich loslassen, du tust mir weh!«
    Daniel blickte mich an, als hätte ich ihm ins Gesicht
geschlagen und ließ sofort meinen Arm los. Mechanisch massierte ich die Stelle,
an der seine Finger auf meine noch immer sichtbaren Blutergüsse gedrückt
hatten.
    »Entschuldige bitte, Juliet. Es tut mir leid. Aber du
musst jetzt mitkommen, hier können wir nicht bleiben.« Er bedeutete Smith, der
sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, vorauszugehen.
    »Was soll das? Wieso kann ich nicht hierbleiben?«
    Daniel zog mich behutsam in seine Arme und flüsterte
mir ins Ohr. »Es ist nicht sicher hier. Seit du das Präsidium verlassen hast,
wurdest du verfolgt. Dass du hier niemanden kennst heißt noch lange nicht, dass
du für die Leute auch eine Fremde bist. Vertrau mir, Baby. Lass uns nach Hause
fahren, ich verspreche dir auch, dich in Ruhe schlafen zu lassen.«
     
    Die Fahrt zurück schien Stunden zu dauern. Wieder
einmal lag ich mit dem Kopf auf Daniels Schoß, ausgestreckt auf der Rückbank.
Doch ich konnte einfach kein Auge zubekommen, denn jedes Mal erschienen sofort
furchtbare Bilder in meinem Kopf.
    Daniel beobachtete mich schweigend, strich nur von Zeit
zu Zeit mit seiner Hand sanft über meine Wange. Als wir endlich angekommen
waren, brachte er mich in mein Zimmer. Alles sah noch genauso aus wie heute Morgen,
und doch verspürte ich nichts von der friedlichen, kühlen Stille. Stattdessen
verfolgten mich die Bilder.
    Daniel half mir beim Ausziehen, zog dann die Decke
zurück, damit ich mich ins Bett legen konnte. Doch ich ergriff panisch seine
Hand. »Bitte lass mich nicht allein! Nicht heute Nacht.«
    Er schloss die Augen und atmete tief durch. »Baby, du
weißt doch, was auf dem Spiel steht. Wenn wir jetzt damit anfangen, war alles
umsonst. Wir können wieder von vorn damit beginnen, unsere Beziehung
aufzubauen. Willst du das wirklich?«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, widersprach ich heftig.
»In den letzten Tagen haben wir schon so viel erreicht, das kann uns doch
niemand mehr wegnehmen. Du bist mein Verlobter, verdammt. Ich brauche dich
heute Nacht. Mach, dass diese Bilder aus meinem Kopf verschwinden, dass ich
endlich an etwas Schönes denken kann. Ist das etwa zuviel verlangt?« Tränen der
Frustration liefen mir über die Wangen.
    Da stieg er hinter mir in das kühle Bett, legte sich
vollständig angekleidet neben mich. Endlich lagen wir wieder nebeneinander, zum
ersten Mal seit Tagen. Ich spürte, wie er nach einer Weile sein Gewicht im Bett
verlagerte. Dann glitten seine Hände sanft über meinen Körper, strichen beruhigend
über meine nackte Haut. Er küsste mich innig und zog mich enger an sich. Erleichtert
seufzte ich. Wie sehr hatte ich ihn vermisst!
     

Mittwoch, 04. Juli
2012
     
    Der folgende Morgen glich fast genau dem des Vortags.
Wieder erwachte ich, als Daniel schon in der Küche beschäftigt war, wieder
frühstückten wir zu zweit auf der sonnigen Terrasse mit dem unglaublich schönen
Ausblick.
    Beim Gedanken an die letzte Nacht lächelte ich. Daniel
war so zärtlich gewesen, mit jeder Berührung ausschließlich darum bemüht, mir
seine Liebe zu zeigen. Was immer der Psychologe dazu sagen mochte, ich wusste
in meinem Herzen, dass es uns beiden gut getan hatte, einander nahe zu sein.
    Unsere gestrige Unterhaltung zur Familienplanung schien
im Moment vergessen, Daniel gab sich alle Mühe, mich zu verwöhnen. Doch die
Bilder von meiner Begegnung mit den Polizisten waren noch immer präsent und ich
konnte sie nicht so leicht abschütteln, auch wenn ich inzwischen fast sicher
war, dass Smith nichts damit zu tun hatte.
    »Baby, hör auf, darüber nachzudenken. Ich habe Smith
gebeten, für heute Abend ein Meeting zu arrangieren, an dem auch Haynes
teilnehmen wird. Lass uns die Fakten von den Vermutungen trennen und sehen, was
das alles für einen Sinn ergeben könnte.«
    »Du weißt, dass die Polizei Smith nicht nur verdächtigt,
hinter der Autobombe zu stecken, sondern auch,

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