Ohne Gewaehr
abschnallte, ertönte sofort das
laute Anschnallzeichen, doch ich beachtete es gar nicht sondern kniete mich auf
meinen Sitz und lehnte mich über die Rücklehne nach unten. Mit einer Hand
tastete ich unter dem Sitz nach den Schuhen.
»Du verhältst dich wie ein unvernünftiges Kleinkind und
erwartest von mir, dass ich dich zur Vernunft bringe«, hörte ich ihn sagen.
Irritiert sah ich nach oben. Sprach er von unserer
Hausaufgabe oder von meinen hilflosen Versuchen, an meine Schuhe zu gelangen?
Er blickte kurz in meine Richtung, begutachtete mit
sehnsüchtigem Blick meinen Hintern, der sich ihm entgegenstreckte. Mit einer
Hand zog er den Saum meines Kleids weiter nach unten.
»Du behandelst mich in der Tat wie ein unmündiges Kind«,
brachte ich mit leiser Stimme hervor und rappelte mich dabei mühsam im Sitz auf.
Triumphierend hielt ich die Schuhe in der Hand und schnallte mich wieder an.
»Was wir brauchen ist ein gemeinsames Projekt, etwas,
dass uns beiden am Herzen liegt, Baby«, sagte er unvermittelt.
Gerührt blickte ich ihn an. Er machte sich also auch
Gedanken um uns! Ein gemeinsames Projekt, das hörte sich gut an.
»Darum will ich eine Familie mit dir. Das wird uns zusammenschweißen
und gibt unserer Beziehung endlich einen tieferen Sinn«, fuhr er fort.
»Unter einem gemeinsamen Projekt stelle ich mir etwas
anderes vor«, widersprach ich mit voller Überzeugung. »Zusammen das Wohnzimmer zu
streichen ist ein gemeinsames Projekt. Oder meinetwegen auch ein Tandemsprung
mit dem Fallschirm. Aber eine Familie, das ist eine Lebensaufgabe, kein
Projekt.«
Er warf mir einen kurzen Blick zu und lachte,
unbekümmert von meiner Ablehnung. »Mir war klar, dass du nicht so leicht zu
überzeugen bist. Aber ich werde nicht aufgeben, verlass dich drauf. Irgendwann
wirst du schon einsehen, dass ich recht habe.«
»Nein!«, protestierte ich und schüttelte vehement den
Kopf. »Ich liebe dich und ich will mit dir zusammensein. Aber das heißt noch
lange nicht, dass ich zu Hause sitzen, Kinder hüten und für dich kochen werde.«
»Das will ich auch nicht«, unterbrach er mich. »Wir
werden einen professionellen Koch anstellen, damit du uns nicht alle umbringst.«
Dann konzentrierte er sich darauf, in die Tiefgarage
des Triumph Towers zu fahren und ignorierte meinen beleidigten
Gesichtsausdruck.
Als Daniel mir erklärt hatte, er ließe sein Appartment
umbauen, hatte ich kaum einen Gedanken daran verschwendet. Die Installation
neuer Sicherheitstechnik war nichts, was mich irgendwie vom Hocker riss. Am
Ende bedeutete es bloß, dass ich mir weitere Codes und Passwörter merken
musste.
Aber als wir das Appartment betraten, kam ich aus dem
Staunen gar nicht mehr heraus. Die Inneneinrichter hatten ganz Arbeit
geleistet, von der kühlen Atmosphäre der ursprünglichen Wohnung war nichts mehr
übrig. Sämtliche Wände, die die einzelnen Zimmer voneinander getrennt hatten,
waren verschwunden. Stattdessen standen wir in einem riesigen, fast leeren
Raum, der an drei Seiten von Fensterflächen begrenzt wurde. Es gab keine Türen,
keine Privatsphäre. Selbst das Bad war offen und durch eine gläserne Wand einsehbar.
»Daniel, wieso steht da ein Bett mitten im
Wohnzimmer?«, fragte ich verwirrt.
Er nahm mich in die Arme und küsste meine Stirn. »Baby,
ich will, dass diese Wohnung nur für uns beide ist. Wenn wir zusammen hierher
kommen, dann will ich dich lieben. Darum gibt es kein Wohnzimmer, das wäre
vollkommen überflüssig.«
Ich erblasste. War er noch ganz bei Trost? Er konnte
doch nicht sein gesamtes Appartment in ein einziges, riesiges Schlafzimmer
verwandeln? Dann löste ich mich aus seiner Umarmung und umrundete staunend das
Bett, das auf einem Podest mitten im Zimmer stand. Von dort hatte man einen
Blick über das Appartment und über halb Boston. Mein Blick ging zur Decke und
ich errötete prompt. Über dem Bett befand sich ein Spiegel.
»Aber wenn wir mal Besuch bekommen, was …?« Weiter kam
ich nicht.
»Wir empfangen hier keinen Besuch. Diese Wohnung ist
nur für dich und mich und wenn wir uns hier aufhalten, kann ich dir versichern,
dass wir die meiste Zeit im Bett verbringen. Darum gibt es auch keinen Fernseher
oder sonstige Ablenkungen hier.«
Jetzt hatte er offensichtlich endgültig den Verstand
verloren. Sein Appartment befand sich in der teuersten Wohnlage ganz Bostons
und alles, was er hier tun wollte, war mit mir zu schlafen? Hand in Hand erkundeten
wir die neugestaltete Wohnung. Obwohl
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