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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Sie abholt?«, bot mir Haynes besorgt an. Ihm war mein desorientierter
Zustand nicht entgangen.
    Doch ich schüttelte nur den Kopf. Wenn ich einigermaßen
zur Besinnung kommen wollte bevor ich Daniel oder Smith wiedersah, brauchte ich
ein paar Minuten Ruhe.
    Auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber vom
Parkplatz schimmerten die großen Bäume des Stadtparks. Obwohl ich den
einladenden, grünen Flecken jeden Tag vom Ritzman Hotel aus bewundern konnte, hatte
ich noch nie die Zeit gefunden, mich hier genauer umzusehen. Jetzt war eine
gute Gelegenheit und nachdem Haynes in seinem Wagen endgültig verschwunden war,
überquerte ich die breite Straße.
    Im Park schlenderte ich ziellos umher, beobachtete
Kinder beim Spielen und Liebespaare, die in Schwanenbooten über die romantische
Seenlandschaft glitten. Noch gestern waren Daniel und ich genauso eng
umschlungen durch die Stadt spaziert, hatten unser Zusammensein genossen und
waren für einen kurzen Augenblick unbekümmert vom Rest der Welt.
    Und heute musste ich mich mit der Überlegung
auseinandersetzen, ob Daniels engster Vertrauter dazu fähig war, einen
Mordanschlag auf uns zu verüben. Je länger ich darüber nachdachte, umso
sicherer wurde ich mir, dass Santoro sich irrte. Wenn Smith uns wirklich
umbringen wollte, hätte er dazu jeden Tag die Gelegenheit.
    Die grauenhaften Bilder hatten sich in meinem Kopf
eingenistet und erschienen immer wieder vor meinen Augen. Wie konnten wir uns
gegen einen skrupellosen Verbrecher schützen?
    Ich verlor jegliches Zeitgefühl und wanderte ziellos
durch die weitläufige Anlage, stieß auf die berühmte Entenfamilie aus Bronze
und musste lächeln, als ich die einzelnen Küken betrachtete. Jedes für sich stellte
eine eigene Persönlichkeit dar, obwohl sie alle fast gleich aussahen. Beinahe
wie Menschenkinder rannten sie mit mehr oder weniger großer Begeisterung ihrer
Mutter hinterher. Der Gedanke an die Auseinandersetzung mit meinen Eltern
bedrückte mich.
    Als die Dämmerung einsetzte, beschloss ich, mich auf
den Rückweg zum Parkplatz des Polizeipräsidiums zu machen. Ein wenig wunderte
ich mich darüber, dass Daniel sich nicht bei mir gemeldet hatte. Sonst drehte
er immer gleich durch, wenn ich für mehr als zehn Minuten von seinem Radarnetz
verschwand. Aber heute schien er Verständnis für mein Bedürfnis nach Ruhe
aufzubringen. Oder er schmollte immer noch.
    Die Erinnerung an unseren Streit ließ mich aufseufzen. Wenn
nur diese verdammten Morde und Anschläge nicht wären! Meine Hoffnung, dass sich
mein Leben nach Konstantins Festnahme normalisieren würde, hatte sich
zerschlagen und die neuen Hiobsbotschaften von einem Profikiller auf freiem Fuß
waren alles andere als beruhigend. Im Moment ließ Daniel mir mit seiner
übertriebenen Vorsicht kaum Luft zum Atmen. Seine Sorge ängstigte mich fast
noch mehr, als die Wutausbrüche und Albträume.
    Alles war so kompliziert. Wieso konnte unsere Beziehung
nicht so romantisch und glücklich verlaufen, wie bei allen anderen? Warum gab
es bei uns täglich ein neues Drama, Ärger, Streit und tränenreiche
Versöhnungen? Ob sich das nach unserer Hochzeit alles normalisierte? Oder würde
Daniel die Hochzeit gleich wieder abblasen, wenn ich nicht einwilligte, seine
Kinder zu bekommen?
    Als ich kurz vor dem Ausgang noch einmal an den acht
Entenküken vorbeikam, hörte ich laute Schritte hinter mir. Es war inzwischen so
dunkel zwischen den Bäumen, dass ich nur mit Mühe etwas erkennen konnte. Nun
erst bemerkte ich, dass ich vollkommen allein auf dem einsamen Parkweg war.
Hastig drehte ich mich um. Keine zehn Meter entfernt von mir stand ich Daniel!
    »Juliet, was machst du hier? Wieso bist du nicht nach
Hause gekommen? Und warum ist dein Telefon ausgeschaltet?« Er hatte mich mit
wenigen Schritten erreicht und griff nach meinem Arm, hielt mich daran fest und
hinderte mich so daran weiterzugehen.
    Ich versuchte ihn abzuschütteln. »Ich nehme an, Haynes
hat dir davon erzählt, was auf dem Revier passiert ist?«
    Er sah mich durchdringend an. »Ja, ich habe davon gehört.
Und du glaubst plötzlich alles, was Santoro dir an Lügen auftischt?«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das glaube
ich nicht. Aber ich weiß auch nicht, was ich noch glauben kann. Und ehrlich
gesagt, ist mir immernoch ein bisschen schlecht, wenn ich an die Fotos denke.«
    »Und darum hast du dich hierher zurückgezogen, anstatt
mit mir zu reden? Findest du das sinnvoll?« Seine Augen funkelten, er

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