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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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ich hier in der Vergangenheit viele
schöne Stunden mit ihm verbracht hatte, erinnerte nichts mehr an sein altes
Appartment. Alles war nun lichtdurchflutet und hell, eine kleine Küchenzeile
stand mitten im Raum, dahinter befanden sich die Dusche und eine Toilette, zum
Glück war diese aber doch mit einer Tür versehen, die sich nahtlos in die Wand
einfügte. In einer Zimmerecke, von zwei Fenstern begrenzt, war eine enorme
schwarze Badewanne in den Fußboden eingelassen. Ich konnte mir schon gut
vorstellen, hier mit Daniel zu sitzen und beim Baden die ganze Stadt zu
überblicken.
    »Gefällt es dir?«, fragte er leise.
    Ich nickte nur und kuschelte mich dichter an ihn. »Werden
wir heute hier übernachten?«
    Er schlang einen Arm um meine Schulter. »Es ist noch
nicht ganz fertig, aber in den nächsten Tagen können wir umziehen.« Dann küsste
er mich erneut.
     
    Als wir wieder ins Auto stiegen, war mir ein wenig
mulmig zumute. Der Gedanke an einen erneut bevorstehenden Streit mit Daniel über
die Hochzeit machte mir Angst. Doch wenn ich jetzt nicht standhaft blieb, würde
ich es unter Umständen für den Rest meines Lebens bereuen.
    Daniel fuhr mit mir ans Meer. »Komm Baby, lass uns ein
wenig frische Luft schnappen, danach setzen wir uns irgendwo hin und essen und
reden.«
    Insgeheim staunte ich, wieviel Zeit er sich heute nahm.
Er ließ seine Arbeit einfach liegen, nur um mit mir durch Boston zu fahren. Ich
genoss diese Stunden mit ihm, so kannte ich meinen Verlobten gar nicht. Sonst kalkulierte
er immer alles im Voraus perfekt, aber heute ließ er sich einfach treiben,
schien nur für den Augenblick zu leben, ohne jede freie Minute verplant zu
haben.
    Das Wetter war warm, die Sonne schien und es zog
hunderte sonnenhungrige Bostoner in der Mittagspause ans Wasser. Vielleicht war
das der Grund, warum Daniel so sorglos mit mir am Strand entlangspazierte. Ich
zog die Schuhe aus und lief mit den Füssen im kalten Wasser an seiner Seite
händchenhaltend das Ufer entlang. Nach einer Stunde machten wir uns auf den
Rückweg zum Wagen, hielten unterwegs an einem kleinen Imbissbude an. Mit zwei
Portionen Fish & Chips setzten wir uns auf die Terrasse an der Promenade und
genossen die warmen Sonnenstrahlen. Ich fühlte mich mit mir selbst im Reinen, langsam
konnte ich mir auch vorstellen, wie es wäre, für immer mit Daniel
zusammenzusein, morgens neben ihm aufzuwachen, den Tag miteinander zu
verbringen und abends gemeinsam wieder schlafen zu gehen. Auf einmal erschien
diese Vorstellung ganz verlockend.
    Daniel saß neben mir auf der Bank und hatte den Arm um
mich gelegt. Nun zog er mich zu einem Kuss heran. Seine Lippen berührten mich
sanft, seine Zunge drängte in meinen Mund. Von einer Sekunde zur nächsten war
ich erregt und atmete schwer. Oh mein Gott, konnte dieser Mann gut küssen!
    »Baby, geht es dir gut?«, fragte er mich, als ich
meinen Kopf an seine Schulter lehnte. Ich gab ein zufriedenes Geräusch von mir.
    »Ja, genauso fühle ich mich auch gerade«, antwortete er
mir lachend. »Wollen wir über die Hochzeit reden?«
    Ich wusste, dass er dieses Gespräch so geplant hatte.
Wir waren beide so entspannt wie selten und damit vielleicht auch bereit, dem
anderen ein Stück entgegenzukommen.
    »Deine Vorstellung kenne ich ja schon – einsame Insel,
nur wir beide.« Ich blickte ihn fragend an, denn genau das hatte er meiner
Freundin Katie vor ein paar Wochen erzählt.
    »Und? Bist du damit einverstanden oder brauchen wir
eine große Feier?« Er bemühte sich, seine Stimme leicht klingen zu lassen, doch
ich kannte ihn inzwischen zu gut und hörte die Anspannung darin.
    »Nein, eine große Party will ich auch nicht. Aber ich
würde gern unsere Eltern dabeihaben, meine Schwestern und vielleicht ein paar
Freunde?«
    Daniel seufzte. »Baby, ich weiß nicht, ob unsere Eltern
überhaupt kommen würden. Und wenn wir sie einladen, wäre es eine sehr
merkwürdige Feier, falls sie dann nicht auftauchen. Die Enttäuschung möchte ich
uns ehrlich gesagt gern ersparen.« Er blickte mir ernst ins Gesicht und strich
dann mit den Fingern über meine Wange.
    »Wie wäre es mit einem Kompromiss – wir werden
gemeinsam unsere Eltern besuchen und sie zu der Feier einladen. Aber unsere
Hochzeitszeremonie halten wir ganz allein ab, meinetwegen auf einer einsamen
Insel oder wo auch immer du magst. Damit gehen wir dem ganzen Drama aus dem Weg,
und unsere Eltern können sich auch nicht beschweren, dass sie nicht eingeladen
wurden. Aber ich

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