Ohne Kuss ins Bett
gut …
Nein! , dachte Andie und erwachte, und es war alles Wirklichkeit: May machte sie kälter und kälter, während sie Nein, nein, NEIN schrie, aber trotzdem beherrschte May sie, und sie erhob sich von ihrem Bett und bewegte sich quer durchs Kinderzimmer, und ihre Welt flackerte in Schwarz-Weiß, während sie an einer schlafenden Alice vorbeischwankte wie ein Frankenstein-Monster, Eis in den Venen, und May sie zu North hinzog.
NEIN! , dachte Andie wieder und warf sich zur Seite, wobei sie einen Augenblick lang Wärme fühlte, da May ihrer Bewegung zu spät folgte, dann fühlte sie, wie ihr Gehirn sich schier nach außen stülpte, als May sie wieder in Besitz nahm, und die Welt flackerte zwischen farbig und schwarz-weiß hin und her, und dann öffnete May die Tür zu ihrem Zimmer.
North hatte sein Hemd ausgezogen und hielt es noch in der Hand, während er auf die Plakette über dem Bett starrte. »Dieser Spruch hört sich gar nicht nach dir an.«
»Was tust du da, Schatz?«, fragte May und bemühte sich, ihre Stimme unbeschwert klingen zu lassen, obwohl Andie darum kämpfte, die Kontrolle über sich wieder zurückzugewinnen.
»Diese Plakette über dem Bett«, erwiderte North und sah wieder auf die Wand. »Dieser Spruch ›Gib mir immer einen Gutenachtkuss‹. Das hört sich irgendwie nach unbefriedigten Bedürfnissen und Betteln an, oder nicht?«
»Ich finde es romantisch«, erwiderte May etwas atemlos, weil sie sich gegen Andie wehren musste und dabei Andies Zähne zusammenbiss.
»Du findest das romantisch?« Er sah sie mit ungläubig zusammengezogenen Brauen an und stand da, halb nackt und wunderschön, und Andie fühlte, wie May, von ihrem drängenden Verlangen nach ihm abgelenkt, etwas wärmer wurde, also nahm Andie nochmals alle Kräfte zusammen und startete einen Gegenangriff, setzte May mit einer heftigen Bewegung an die Luft und taumelte, als May sie wieder überwältigte.
North rief: »Was ist denn los?«, und war im nächsten Augenblick bei ihr und schlang die Arme um sie, als sie nach Luft rang und würgte und in Norths Armen zuckte, während sie darum kämpfte, May die Kontrolle zu entreißen.
Im nächsten Augenblick drehte sich ihr der Magen um, die ganze Welt verzerrte sich vor ihren Augen, und May rief ärgerlich: Ach, um Himmels willen , und ließ von ihr ab, und Andie erbrach sich auf Norths Füße.
Andie übergab sich im Badezimmer noch zweimal und saß dann zitternd und hysterisch weinend auf dem kalten gefliesten Boden, während North sie hielt. Ein Eindringling in ihrem Innersten, der sie mit Eiseskälte aus ihrem eigenen Körper vertrieben hatte; May hatte sie verraten und verkauft, hatte ihr den Willen geraubt, ihren Körper missbraucht, und allein der Gedanke daran ließ sie würgen. Diese Kälte, die wie Messer durch ihre Venen schnitt, dieses Gefühl, nur noch ein fremdgesteuerter Körper zu sein, in dem sie nicht mehr von Bedeutung war. Wieder durchlief sie ein Zittern, sie konnte gar nicht mehr aufhören zu zittern, und schließlich drehte North die Dusche auf und zog sie unter das heiße Wasser, das sie beide durchnässte, denn er hatte die Arme von hinten um sie geschlungen und hielt sie aufrecht, da ihre Knie wie Gummi waren, und er ließ das Wasser über sie laufen, bis sie wieder warm war.
Schließlich wandte sie sich in seinen Armen um und klammerte sich an ihn und an die beruhigende Tatsache, dass er wieder bei ihr war, und er küsste sie auf den Kopf und hielt sie eng an sich gepresst, bis sie schließlich aufhörte zu weinen.
Dann drehte er das Wasser ab und fragte: »Bist du wieder in Ordnung?«, und sie antwortete: »Nein, aber auf dem besten Weg«, und sie hob das Gesicht und lächelte ihn an.
Er blickte sie mit so viel Besorgnis an, und es war so deutlich, dass er nur sie sah und sonst nichts, dass sie wieder in Tränen ausbrach. Da zog er sie aus der Dusche und wickelte sie in ein Handtuch ein, um sie warm zu halten. »Ich werde einen Arzt holen«, meinte er, aber sie schüttelte den Kopf.
»Ich bin schon wieder in Ordnung, alles in Ordnung«, beruhigte sie ihn und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Ich muss nur aus den nassen Kleidern heraus …«
»Hast du deine Sachen im Kinderzimmer oder im Schlafzimmer?«, erkundigte er sich und ignorierte den Umstand, dass seine Hose ebenfalls tropfnass war.
»Ich habe hier einen Bademantel«, antwortete Andie. »Zieh du dich um, und dann … versuche ich, alles zu erklären.«
Sie streifte ihre nasse
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