Ohne Kuss ins Bett
einem Schlafzimmer ins andere stahl oder wie sie durch den Garten huschte, da Merrill ja im Haus nebenan gewohnt hatte. »Wow.«
»Tja«, sagte North.
Andie sah ihn aus zusammengezogenen Augen an. »Was sonst noch? Wenn du dermaßen angespannt bist, dann gibt’s da noch was.«
Er zögerte.
»Ich weiß, ich weiß, ich gehöre nicht zur Familie.«
»Schon mal gemerkt, dass Southie und ich uns nicht besonders ähnlich sehen?«
»Na ja, schon, aber … einen Augenblick. Du nimmst mich wohl auf den Arm.«
North schüttelte nur stumm den Kopf.
»Hast du das Southie gesagt?«
»Southie hat es mir gesagt. Onkel Merrill sagte es ihm, als er einundzwanzig wurde.«
»Wow .« Andie lehnte sich zurück. »Und du hast mir nie etwas von alldem erzählt.«
»Familiengeheimnis«, erwiderte North. »Du hattest recht, ich habe dich ausgeschlossen. Es tut mir leid, das war falsch von mir.«
Andie blickte ihn blinzelnd an. »Du hast dich doch verändert.«
»Ja.« North lächelte sie an. »Aber jetzt genug über die Vergangenheit, das ist vorbei. Trinken wir auf deine Verlobung?«
»Nein, damit ist es aus.« Andie lehnte sich gegen das Bett zurück. »Mannomann. Lydia bekam ein Kind von ihrem Liebhaber. Der ihr Schwager war. Faszinierend.«
»Beruhige dich wieder«, entgegnete North, der plötzlich hellwach war. »Was meinst du damit, es ist aus?«
»Ich habe vor zwei Tagen die Verlobung mit Will gelöst. Weiß denn Lydia, dass Southie Bescheid weiß?«
»Weiß ich nicht. Bist du sicher, dass du es ihm klargemacht hast, dass es aus ist? Er scheint mir nämlich ziemlich sicher zu sein, dass es nicht aus ist.«
»Dann hat er nicht zugehört. Das ist ein ernsthafter Fehler, den anscheinend alle Männer in meinem Leben haben. Was meinst du damit, du weißt nicht, ob Lydia es weiß? Sprecht ihr in dieser Familie denn nie miteinander?«
»Und wie sollte ich sie fragen? ›Mom, weißt du, dass Southie weiß, dass Dad nicht sein Vater ist?‹ Würdest du mit Lydia gern ein solches Gespräch anfangen?«
»Oh. Nein.«
»Also, um zu Will zurückzukehren …«
»Ich will nicht zu Will zurückkehren. Will gehört der Vergangenheit an.«
»Bin froh, das zu hören«, stellte North fest.
»Warum denn?«
»Weil ich nicht der Vergangenheit angehöre«, sagte North und küsste sie.
Kapitel 11
Es geschah so unvermittelt, dass sie nicht einmal Zeit hatte, die Augen zu schließen. Er drehte sich einfach zu ihr und küsste sie, und es berührte sie, wie es sie immer berührt hatte. Hitze flammte in ihr auf, ihr Verstand trübte sich, und als er flüsterte: »Lass es mich noch mal versuchen«, hätte sie fast »O Gott, ja« gesagt. Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen.
»Es hat sich nichts geändert«, entgegnete sie, aber sie fühlte die Wärme seines Körpers durch sein gestärktes weißes Hemd, seinen Atem an ihrer Wange, seine Hand an ihrer Hüfte …
»Alles hat sich geändert«, hauchte er und küsste sie erneut.
Sie erwiderte seinen Kuss, weil es sich so gut anfühlte, mehr noch, es fühlte sich einfach richtig an. Aber ihre Libido hatte ihr schon einmal diesen Schlamassel eingebrockt, und daher schob sie dem Ganzen einen Riegel vor, als seine Hand zu ihrer Brust wanderte.
»Hör auf«, murmelte sie an seinem Mund.
»Ich schlafe gleich nebenan«, flüsterte er an ihrem Mund.
»Dann solltest du jetzt rübergehen.« Sie befreite sich von ihm, von all der Wärme und dem Wohlgefühl. »Ich bin betrunken, und ich habe in der letzten Nacht kein Auge zugetan, und ich bin innerlich fix und fertig, weil es hier Geister gibt, an die du aber nicht glaubst, und ich kann das hier jetzt nicht machen.«
Er saß einen Augenblick reglos da, dann küsste er sie auf die Wange und sagte: »Du hast recht, das war sehr schlechtes Timing. Ich muss mich entschuldigen.«
»Das musst du nicht«, erwiderte Andie. »Es gefällt mir, wenn du mich küsst. Und es gefällt mir, dich zu fühlen. Aber ich brauche jetzt einfach Schlaf.«
»Na gut.« North erhob sich und streckte ihr dann seine Hand entgegen. »Morgen ist der große Tag. Ich habe einen Privatdetektiv herbestellt, um das Haus genau unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, was hier vor sich geht. Wir bringen es in Ordnung, was immer es auch ist, und nehmen dann die Kinder mit uns nach Columbus.«
Andie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Alkohol und Erschöpfung setzten ihr gleichermaßen zu. »Hast du denn überhaupt etwas für die Kinder
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