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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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ihr Unterbewusstsein versucht hatte, sie zu North zu locken, während ihr Gewissen sich dagegen wehrte, weil es nicht sein durfte. Wie ein Alptraum im halb wachen Zustand.
    Vielleicht war auch Kelly nicht besessen, sondern hatte aus eigenem Entschluss »die Runde gemacht«, um ihre Karriere voranzubringen, und hatte dann frech alles abgeleugnet.
    Vielleicht war wirklich alles in Ordnung. Vielleicht musste sie nur ihren Realitätssinn wiederfinden. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass es keine Geister gab. Der Salbei hatte sie vom Gegenteil überzeugt, aber das war nun vorbei. Es gab keine Geister.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, erkundigte sich Flo nach dem Abendessen im Esszimmer besorgt. »Du hast kein einziges Wort gesagt.«
    »Ja«, antwortete Andie und bemühte sich zu lächeln, »ich glaube, alles ist in Ordnung.«
    »Na, ich könnte jetzt einen Drink vertragen«, erklärte Kelly. »Wo ist der Brandy?«
    »Weggegossen«, erwiderte Southie. »Aber im Auto steht noch ein Kasten Bier. Jede Flasche mit Kronkorken original versiegelt.«
    »Das sind sie doch immer, oder?«, sagte Kelly, und Andie zog sich in die Küche zurück, um nachzudenken.
    Sie schaltete das Radio ein, holte ihre Backutensilien hervor und begann mit den sechs Bananen, die schon ausreichend braun waren, um Bananenbrot zu backen.
    North hatte sicher recht. Es waren alles nur Halluzinationen gewesen. Weil es, vernünftig betrachtet, Geister nicht gab.
    Sie atmete tief durch. Es war gut. Alles war gut. Sie war wieder in der Wirklichkeit gelandet.
    Sobald sie dies erst einmal akzeptiert hatte, war die Erleichterung überwältigend. Und ebenso die Wut: Hätte North die Crumb nicht schon hinausgeworfen, dann hätte sie sie mit ihrer eigenen Küchenschürze erwürgt. Aber wenigstens gab es keine Geister mehr, sie hatte nur unter Drogen gestanden, und jetzt war alles wieder gut …
    Aus dem Radio schnarrte es: »Und jetzt Kathy Troccoli für Steve … von Jen … Everything Changes !«
    »Jawohl«, sagte Andie zu sich selbst, ergriff die Schüssel mit den geschälten Bananen und tanzte in der Küche umher, während sie sie mit dem Schneebesen weichschlug.
    May hatte recht gehabt. Nein, sie hatte recht gehabt. Tanzen gab einem das Gefühl zu leben. Und das Leben war gut. Das Leben war wieder normal. Hätte sie nicht ihren Realitätssinn verloren, ihren gesunden Menschenverstand, dann hätte sie sich diesen ganzen Monat lang nicht so verrückt gemacht. Aber jetzt war sie nicht mehr verrückt. Dank North war sie überhaupt nicht mehr verrückt.
    »I’ll never be the same«, sang sie, während sie Ei und Vanille und Butter zu den Bananen hinzufügte und alles vermischte, wobei sie weiter umhertanzte. Eine Viertelstunde und vier Lieder von jemandem für jemanden später befanden sich zwei Laibe Bananenbrot im Backofen, und als der Mann am Studiomikrofon verkündete: »Und hier kommt ein Oldie, den sich Joe für Brenda gewünscht hat …«, sang Andie aus voller Kehle Hurt So Good und hielt die Pfeffermühle wie ein Mikrofon vor den Mund, während sie wild in der Küche umherhopste, denn das taten normale Leute, wenn sie einen Radiosong mitsangen.
    Dann blickte sie auf und sah North, der mit einer Bierflasche in der Hand in der offenen Tür stand und sie angrinste, und sie dachte: Auch das ist normal , und tanzte und sang weiter, und sie fühlte sich glücklicher, als sie jahrelang gewesen war.
    Zehn Jahre lang.
    Das Lied endete, und North sagte: »Southie hat mich hierhergeschickt. Aber er hat mir nicht verraten, dass es hier ein Konzert gibt.« Dabei lächelte er ihr in seiner besonderen Art zu, die besagte: Egal, was du auch tust, ich möchte bei dir sein, wenn du es tust .
    »Ich bin so glücklich«, erwiderte Andie, ihn ebenfalls anlächelnd, und stellte die Pfeffermühle beiseite. »Ich habe begriffen, dass du recht hattest, dass alles nur Halluzinationen waren, weil ich hier allein war, und von jetzt an werde ich nicht mehr verrücktspielen, nicht mehr meinen Realitätssinn verlieren, sondern vernünftig sein.«
    »Okay«, erwiderte North, noch nicht ganz überzeugt. »Und das alles, weil dir klar geworden ist, dass es keine Geister gibt?«
    »Ich habe wirklich geglaubt, dass welche hier wären. Ich habe mit den Kindern so geredet, als gäbe es wirklich Geister. Die müssen gedacht haben, dass ich spinne. Aber dann hast du mich gerettet.« Sie strahlte ihn an. »Und außerdem hast du Alice und Carter vor der verrückten Andie gerettet,

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