Ohne Kuss ins Bett
sein müssen , erwiderte May. V or vielen Jahrzehnten. Etwas wirklich Altes. Unsere Familie besaß nichts, was so alt war.
»Etwas Altes«, wiederholte Andie. »Etwas aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert.«
»Die Taschenuhr«, bemerkte North.
Andie fuhr aufgeschreckt herum. »Was?«
»Wir haben eine alte Taschenuhr gefunden, als wir das Haus durchsuchten. Ich werde sie holen.«
North erhob sich, offensichtlich erleichtert, die Tischrunde verlassen zu können.
»Gut«, meinte Isolde. »Jetzt, wo er weg ist, sehe ich viel klarer. Was hältst du davon, Dennis?«
Ich finde, das ist Quatsch .
»Mein Gott«, stieß Andie hervor. »Du bist tot, und noch immer glaubst du nicht an Geister?«
Ich glaube nicht an das Verbrennen der Taschenuhr. Viktorianischer Trauerschmuck, das waren Ringe und Medaillons .
»Medaillons«, wiederholte Andie. »Das Medaillon, das du an Miss J. gezeichnet hast, hat Alice um ihren Hals hängen. Ich bin gleich wieder zurück.« Sie wandte sich ab, eilte zur Treppe und stürmte sie, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf. Doch im Kinderzimmer fand sie Lydia vor Alice ’ Bett stehend und North ein scharfes »Hinaus« entgegenschleudernd, und als Andie verblüfft fragte: »Was soll denn das?«, drehte er sich zu ihr um.
Norths Augen waren leer und schwarz, grausam und böse, und dann erblickte sie die Taschenuhr in seiner Hand und erkannte, dass sie in Peters weiße Fratze der Verdammnis blickte. North war fort.
Kapitel 15
»Geh raus aus ihm«, schrie sie ihn an, als er näher kam. »Das ist nicht dein Körper, gib ihn zurück.«
Sie wich einen Schritt zurück, und ihr Blick blieb an der Uhr in seiner Hand hängen. »Wir müssen diese Uhr verbrennen, Lydia«, rief sie, da stieß sie mit dem Rücken gegen die Tür. »Die ist …«
Er griff nach ihr, aber sie duckte sich und versuchte, ihm die Uhr aus der Hand zu schlagen. Doch er packte sie an der Kehle und hob sie in die Höhe, sodass sie würgend in die grauenvolle Leere seiner Augenhöhlen starrte. »North«, würgte sie hervor, das Zimmer begann sich um sie zu drehen, und in ihren Ohren rauschte es. Da brach er plötzlich zusammen, und sie stürzte mit ihm. Carter stand über ihnen und schwang den kleinen Feuerlöscher in der Hand, der auf dem Kaminsims gelegen hatte.
»Ich habe ihn niedergeschlagen«, stieß Carter überrascht hervor, doch da begann North bereits, sich wieder aufzurappeln. Sein Hinterkopf blutete, und plötzlich war da auch Miss J., und Andie fühlte es eiskalt durch ihre Venen ziehen.
»Nein!«, schrie Andie, packte die am Boden liegende Uhr und drückte dabei auf den Knopf, sodass sie sich öffnete, als sie sie in hohem Bogen ins Feuer warf. Sie hörte Miss J. kreischen, wie sie noch nie jemanden kreischen gehört hatte, und dann schwand die Eiseskälte aus ihrem Körper, und Miss J. war fort. North aber streckte seine Hände nach Alice aus, und Carter und Lydia und Andie zerrten ihn mit vereinten Kräften zurück, während er versuchte, sie abzuschütteln. Alice wich in blankem Entsetzen bis zur Wand zurück und schrie: »Böser!«, und ihr Halsschmuck schwang nach vorn.
Andie klammerte sich an Norths Rücken fest, der gegen sie alle kämpfte, und sie schrie Alice zu: »Schnell, gib mir das Medaillon!«, und Alice riss es sich, ohne zu zögern, vom Hals und warf es ihr hin.
North bäumte sich auf, während Carter und Lydia an ihm hingen, und Andie schleuderte das Medaillon in die Flammen.
Das Medaillon wurde im Feuer schwarz, doch Peter kämpfte in Norths Körper weiter, und Wut entstellte sein Gesicht.
»Es hat nichts genützt«, schrie Andie, die North am Hals gepackt hatte, während die anderen darum kämpften, ihn festzuhalten.
»Es hat sich nicht geöffnet«, rief Carter. Er griff in die Flammen, um es herauszuholen, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Dann warf er das Medaillon auf den Boden und stampfte darauf herum, bis es sich öffnete und eine braune Haarlocke darin sichtbar wurde.
Peter brüllte auf, und Carter warf die Locke ins Feuer, wo sie knisternd zu Asche verbrannte. Gleichzeitig brach North zusammen und blieb bewusstlos auf dem Boden liegen.
Lydia beugte sich über ihn. »Was, um Gottes willen, war das in ihm?«
»Ein Geist.« Andie packte den Behälter mit Eiswasser von dem Lunchtablett und hielt Carters Hand hinein. »Das war unglaublich tapfer von dir«, sagte sie erschüttert. »Kühle deine Hand weiter.«
»O Gott«, stöhnte Lydia, »das war
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