Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
einfach das Leben eines anderen kapern, May.«
    … und das große Los habe ich mit ihr auch nicht gezogen. Die muss doch schon an die vierzig sein. Und ich bin neunzehn, Andie. Ich hatte noch mein ganzes Leben vor mir .
    »Und jetzt ist es zu Ende«, schloss Andie und ließ es so endgültig klingen, wie sie vermochte. »Man hat dir übel mitgespielt, da gibt es keinen Zweifel, du hättest etwas Besseres verdient, aber das nützt auch nichts. Es ist vorbei.«
    Nein!
    »Sieh mal, vielleicht erwartet dich etwas Wunderbares, wenn du in das Licht gehst …«
    Vielleicht erwartet mich dort auch gar nichts. Wenn ich in das Licht gehe, vielleicht sterbe ich dann ganz .
    »Du bist schon gestorben.«
    Nein. Nein, ich bin hier. Hier, das bin ICH .
    »May … ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll. Aber du kannst nicht hierbleiben und einfach anderen ihr Leben stehlen.«
    Lass mich hier nicht allein .
    Andie blickte das Mädchen hilflos an. »May, ich weiß nicht einmal, ob du von hier überhaupt wegkannst. Ich vermute, du bist an das Haus gebunden.«
    Nein. Nein, da ist eine Haarlocke von mir in meinem alten Schmuckkästchen. Meine Mutter hat einmal eine Locke von mir und eine von April zusammengeflochten .
    »Wer ist denn April?«
    Meine Schwester. Carters und Alice ’ Mutter .
    Andie sah sich um. »Ist sie auch hier?«
    Nein. Ich glaube nicht, dass sie nach ihrem Tod geblieben ist. Sie ist wie eine Kerze verloschen. Aber ich habe da noch gelebt, deswegen weiß ich es nicht genau. Ich wusste nicht einmal, dass es das hier gibt .
    »Vielleicht wusste sie, was sie tat.«
    Vielleicht hat sie einfach aufgegeben. Ich gebe aber nicht auf.
    Andie holte tief Luft. »Überlege es dir noch einmal. Solltest du an diese Haarlocke gebunden sein, dann wirst du immer dort gefangen sein, wo die Haarlocke ist. Ich kann dich mit in die Schule nehmen, wenn ich wieder unterrichte, aber dann hängst du da herum und musst dir anhören, wie Schüler ihren Shakespeare zu Tode traktieren. Oder du bleibst im Haus und siehst den Kindern zu, wie sie groß werden, aber irgendwie kann dir das doch nicht genügen.«
    Es ist wenigstens ETWAS .
    May schien außer sich zu sein, was in Anbetracht dessen, was vor ihr lag, verständlich war. Aber da war auch eine gewisse Schärfe, die vorher nicht da gewesen war, eine gewisse Wildheit unter all dem Jammer.
    »Du klingst anders.«
    Ich habe Angst. Und ich bin wütend. Was erwartest du denn?
    Andie biss sich auf die Lippen. »Was ist, wenn du deine Menschlichkeit verlierst? Bei den anderen war es so, sie sind Monster geworden. Du willst doch kein Monster werden …«
    Die geistern schon seit zweihundert Jahren herum. Bevor ich mich verliere, wirst du schon gestorben sein. Und dann sprechen wir uns wieder .
    »Das kann man nicht wissen«, entgegnete Andie. »Wir können nicht …«
    Also sagst du endgültig Nein?
    »Ich sage, du bist nicht dort, wo du sein solltest. Du solltest nicht ein Schattenleben zwischen zwei Ebenen führen. Das ist nicht gut für dich. Und es ist für niemanden gut. Und wenn wir das nicht in Ordnung bringen, wenn du nicht zur anderen Seite wanderst, dann glaube ich, dass es schlimm endet.«
    May blieb stumm, und schlimmer noch, Andie sah keine Bewegung mehr. Es war, als hätte May aufgehört zu tanzen. Womöglich, weil sie anfing nachzudenken.
    »May?«
    Ich will nicht zur anderen Seite gehen .
    »Okay.« Andie erhob sich. »Es ist deine Entscheidung. Aber nach Columbus kann ich dich nicht mitnehmen. Das ist einfach falsch, May. Du musst hierbleiben.«
    Ich hasse es, hier zu sein. Ich stecke schon mein ganzes Leben lang in dieser blöden Stadt und in diesem blöden Haus fest .
    »Und als dein Leben zu Ende war, hättest du eigentlich frei sein sollen.«
    Aber Dennis nimmst du mit .
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Andie gereizt. »Ich versuche auch, ihn dazu zu überreden, ins Licht zu gehen. Ihr seid beide ziemlich halsstarrig. Aber wenn er darauf besteht, dann bringe ich ihn nach Cleveland zurück. Er gehört nicht hierher, er war hier nur zu Besuch. Aber vorher versuche ich auf alle Fälle, ihn dazu zu überreden, seinen Weg zu gehen.«
    Würdest du gehen?
    »Ja.«
    Wie kannst du das wissen?
    »Weil ich niemals darauf beschränkt sein will, anderen beim Leben zuzusehen. Weil ich, wenn ich ein neues Abenteuer vor mir habe, mich darauf einlassen will. Weil es mich verrückt machen würde, wie ein Schatten zu leben.«
    Also würdest du einfach loslassen .
    »Ja, das sollten die Leute,

Weitere Kostenlose Bücher