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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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wenn sie sterben, tun. Nicht an der Vergangenheit kleben. Sondern sich der Zukunft zuwenden.«
    Und was, wenn es keine Zukunft gibt?
    »Ich glaube, dass einen da im Licht etwas erwartet. Und ich glaube, weil es Licht ist, ist es wahrscheinlich etwas Gutes. Oder zumindest etwas Interessantes, und nicht ewige Verdammnis wie in den Vorstellungen einiger Sadisten über das Leben nach dem Tod. Das sind nur dumme Drohungen, die sich jemand ausgedacht hat, um die Leute unter Kontrolle zu halten.«
    Du glaubst also nicht, dass es eine Hölle gibt?
    »Ich sehe nicht, dass eine Hölle irgendeinen Sinn macht. Was soll der Quatsch, Seelen auf ewig zu quälen? Wo ist denn da der Sinn oder der Nutzen? Falls es eine höhere Intelligenz gibt, die diese Welt geschaffen hat – was schon an sich eine erstaunliche Vorstellung ist –, warum sollte die ein nächstes Leben in ewiger Pein und Qual erschaffen? Das ist nichts als eine dumme Vorstellung.«
    Um die schlechten Menschen zu bestrafen .
    »Auf ewig?«, meinte Andie, die allmählich die Geduld verlor. »Wozu sollte das gut sein? Das ist nichts als ein Rachegedanke, der zu gar nichts führt. Diese ganze Idee mit der Hölle nervt mich, das ist ein solch blöder Machtgedanke.«
    May schwieg eine ganze Weile, und schließlich fragte Andie: »May?«
    Also gut .
    Andie wartete, und als May nichts mehr sagte, ging sie, um nach Dennis zu sehen. Sie wäre verrückt gewesen, May mit nach Columbus zu nehmen. Selbst der Gedanke, Dennis mitzunehmen, war schon verrückt, aber zumindest gehörte er in den Norden. Nun ja, eigentlich gehörte er da auch nicht mehr hin. Er gehörte auf die andere Seite. Wo immer das auch war.
    »Dennis?«, rief sie in der Tür zum Salon.
    Du bist sie losgeworden. Gut für dich .
    »Du bist dir also sicher, dass sie wirklich fort sind?«
    Ja. Sie sind fort. Jetzt ist es hier viel besser .
    »Aber es ist immer noch ein Höllenhaus, Dennis. Und jetzt zu dir.«
    Mach dir keine Sorgen um mich , erwiderte Dennis. Ich kann hierbleiben. Ich werde niemanden umbringen.
    »Aha«, meinte Andie und ging wieder hinauf zu den Kindern. Auf dem ersten Treppenaufgang begegnete sie Flo, die gerade Bandagen für Carters verletzte Hand holte, und auf dem zweiten Treppenaufgang begegnete sie Lydia, die das Lunchtablett nach unten trug.
    »North übergibt sich immer noch im Badezimmer«, berichtete Lydia.
    »Tja, jetzt ist eben er an der Reihe«, stellte Andie fest und setzte ihren Weg zum Kinderzimmer fort. Als sie die Tür öffnete, war das Feuer aus, und May war dort bei den Kindern.
    »Hey, hey!«, stieß Andie hervor, aber May erwiderte: Schon gut .
    »Was, schon gut?«
    Ich werde meinen Weg gehen. Alice hat meine Haarlocke .
    Alice hielt eine dicke, dunkle, geflochtene Haarlocke in die Höhe und machte ein ernstes Gesicht.
    »Hast du ihnen gesagt, was das bedeutet?«, erkundigte sich Andie.
    Sie wissen es. Aber ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust .
    »Na gut«, meinte Andie.
    Ich möchte sie zum Abschied umarmen .
    »Okay. Nur zu.«
    Nein, sie richtig umarmen. Ich möchte mir dazu deinen Körper leihen .
    »Nein!« Andie trat einen Schritt zurück. »Nein. Das hast du schon einmal getan, und es war grauenhaft. Nein.«
    Andie, ich werde sie nie wiedersehen. Für uns ist das das endgültige Ende. Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde weggehen. Und selbst wenn nicht, wärst du stärker als ich. Du kannst mich jederzeit wieder loswerden, wenn du es willst .
    Andie blickte zu den Kindern hinüber, die schweigend und elend dastanden. Sie hatten nie eine Gelegenheit gehabt, sich von ihr zu verabschieden, von ihrer letzten unmittelbaren Verwandten. Vielleicht würde es ihnen helfen …
    Ich will sie nur noch ein Mal in den Arm nehmen .
    Andie schluckte. »Also gut.«
    Danke , antwortete May. Entspanne dich einfach .
    »Das kann ich nicht«, erwiderte Andie und fühlte, wie die Kälte ihr in die Knochen kroch, fühlte, wie May sie erfüllte. Sie zitterte wie Espenlaub, sah wieder alles in Schwarz und Weiß, und dann hob May ihre Arme in die Höhe und streckte sie, um die Muskeln zu fühlen.
    »Ein Körper«, sprach May aus ihr. »Du weißt nicht, wie schrecklich es ist, keinen Körper mehr zu haben!«
    Doch, das weiß ich , erwiderte Andie. Beeile dich. Das ist unerträglich .
    May wandte sich den Kindern zu, und Andie ging mit ihr, fühlte, wie ihr Körper einem fremden Kommando gehorchte, und wieder stieg Übelkeit in ihr auf, einfach weil es so vollkommen falsch war.

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