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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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dir?«
    »Typ ›Rechte Hand Gottes‹?«, erwiderte North.
    »Na ja, du hältst immer gern Abstand. Wenn du dich um jemand kümmerst, dann hinter verschlossener Tür.«
    »Dafür gehst du Verpflichtungen nur zeitlich begrenzt ein und rennst dann bis in den nächsten Bundesstaat davon.«
    »Hey, ich kümmere mich schließlich nicht aus hundert Meilen Entfernung um arme Waisenkinder. Ich bin hier.«
    »Und wenn der Monat vorüber ist, kümmerst du dich überhaupt nicht mehr um sie. Du bleibst nicht bei einer Sache.«
    »Und dir sind sie vollkommen egal. Du besuchst sie nicht mal.« Es herrschte für eine ganze Weile Stille, und Andie dachte: Das ist doch dämlich . »Tut mir leid. Ich will diesen blöden Streit gar nicht. Natürlich sind sie dir nicht egal, schließlich hast du mich hierhergeschickt.«
    »Stimmt«, sagte North so distanziert wie möglich. »Kann ich noch irgendetwas für dich tun?«
    Jetzt nicht mehr , dachte Andie. »Nein, wir sind so weit versorgt. Außer, du willst herkommen und diesen ganzen Bau niederbrennen, damit wir von hier wegmüssen.«
    Ein heftiges Luftholen war zu hören.
    Andie dachte: Das war nicht North, da hört jemand heimlich mit .
    Es musste die Crumb sein; Carter war an nichts anderem als seinen Büchern und Malen interessiert, und Alice hätte sich schon längst in das Gespräch eingemischt. »Na ja«, fügte sie fröhlich hinzu, »ich kann’s eben kaum noch abwarten, wieder zu dir nach Hause zu kommen, Schatz. Ich vermisse dich.«
    »Was?«
    »Ich weiß, dass diese vorübergehende Trennung unserer Ehe bestimmt nicht guttut, aber um der Kinder willen müssen wir das eben auf uns nehmen.«
    »Was?«
    »Und in ein paar Wochen bin ich ja wieder zu Hause«, fuhr Andie fort. »Morgen schicke ich dir die Plätzchen und das Bananenbrot. Ich freu mich so darauf, dich bald wiederzusehen. Ich liebe dich. Ciao, ciao.«
    »Äh, ciao«, erwiderte North, und Andie dachte: Herrje, der Schlagfertigste bist du nicht gerade , als er auflegte.
    Sie ging hinunter und befahl Mrs Crumb, das heimliche Lauschen am Telefon bleiben zu lassen – »Tu ich doch gar nicht!« –, und setzte hinzu, dass sie ihren Tee von nun an selbst zubereiten würde. Sie ging in die Speisekammer, ein enger kleiner Raum hinter der Küche, und fand in einem Schränkchen eine Reihe alter Flaschen, die zumeist leer waren, abgesehen von einer Flasche mit Pfefferminzschnaps, einer zweiten, die nach leicht muffigem Amaretto roch, und einer weiteren mit irgendeinem Brandy. Sie bereitete sich Tee, gab einen kleinen Schuss Amaretto dazu und nahm den Becher mit hinauf in ihr Zimmer. Dort trank sie ihn schlückchenweise im warmen Bett und sah dabei die Schularbeiten der Kinder durch, die wirklich sehr gut waren. Als sie damit fertig war, stellte sie den leeren Becher auf das Nachttischchen und glitt tiefer unter die Bettdecke. Sie kam über die Kinder ins Grübeln. In beiden schlummerte eine große Begabung … wenn sie nur nicht so schrecklich …
    Ihre Gedanken verschleierten sich, und sie sank in einen tiefen Schlaf. Wieder begann das Flüstern – Wen liebst du? Wen begehrst du?  –, und sie dachte: Ja, ja, schon gut , schon gut , und als North wieder in ihren Träumen auftauchte, dachte sie, Böser Onkel und weigerte sich, irgendetwas mit ihm zu tun zu haben.
    Nach der ersten Woche forcierte Andie das Tempo, und es stellten sich rasch deutliche Fortschritte ein. Alice arbeitete sich durch ihre Bücher der dritten Klasse, die Zunge zwischen die Zähne geklemmt, und ihre Perlen, Muscheln, das Medaillon und die Fledermaus schwankten hin und her, wenn sie sich vorbeugte. Der Walkman hing einsam und stumm herab, damit sie sich besser konzentrieren konnte. Bei all dem Gewicht um ihren Hals war es fast ein Wunder, dass sie noch keinen Buckel hatte. Sie hatte sich entschlossen, dass ihr die schwarz-weiß gestreifte Leggins, die Andie ihr gekauft hatte, gefiel, aber leider war sie zu klein. Also fuhr Andie los und kaufte die gleiche etwas größer, und Alice schnitt von der kleinen die Beine ab und band mit einem davon ihren Haarknoten zusammen. Das gefiel ihr so sehr, dass sie jeden Morgen von Andie verlangte, ihr die Haare zu frisieren, eine Verbesserung, die Andie seufzend zur Kenntnis nahm. Andie brauchte eine Weile, bis sie erkannte, an wen Alice sie erinnerte: An eine sehr klein geratene Ausgabe von Madonna in Desperately Seeking Susan , nur dass Alice sich noch nicht für Ohrringe oder blauen Lidschatten begeisterte. Nun

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