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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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Zeichnen und Backen, beim Abendessen zögernde Gewöhnung an eine abwechslungsreiche Kost, nach dem Abendessen dann das Kartenquartett Go Fish (eine Routine, die Andie bald auf die Nerven ging, denn Alice versteifte sich darauf und weigerte sich immer aufzugeben, wobei sie mit giftiger Stimme »Go Fish!« schnarrte), dann beim Zubettgehen Comicslesen für Carter und die Geschichte von der Prinzessin für Alice – nachdem all das zum Alltag geworden, das Haus sauber war und zumindest äußerlich eine gewisse Stabilität erreicht zu sein schien, hatte Andie nach wie vor das Gefühl, dass da noch etwas im Untergrund lauerte, das ebenso stark war wie zu Beginn. Und sie war sich ziemlich sicher, dass die Kinder es ebenfalls fühlten. Carter schien sich immer wieder über die Schulter zu blicken, als wartete er auf etwas, und hinter Alice ’ Geschrei schien mehr zu stecken als Zorn. Es brach hervor, wann immer irgendetwas ihre gewohnte Routine bedrohte, und in diesem Geschrei lag mehr Furcht, als Andie zuerst erkannt hatte; natürlich war es hauptsächlich Wut, aber eindeutig auch unterschwellige Angst. Es ist dieses Haus , dachte Andie und bemühte sich vergeblich darum, den Widerstand der beiden zu durchbrechen und sie zu beruhigen.
    »Sie tolerieren mich nur«, meinte sie zu North, als sie ihn am Ende der dritten Woche anrief, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Sie telefonierte von dem Münzfernsprecher des Dairy Queen aus, nicht gerade ein passender Ort für längere Gespräche, aber zumindest konnte Mrs Crumb nicht mithören. Außerdem war es ein sonniger Oktobertag, und sie trug ihren Lieblingsrock – grünblauen Chiffon mit türkisen Pailletten –, und Alice hatte den ganzen Tag noch kein einziges Mal gebrüllt; das alles gab ihr mehr als sonst das Gefühl, die Dinge bewältigen zu können. Hilfreich war auch, dass sie und North wieder höflich miteinander verkehrten, nachdem sie sich über zwei Wochen lang angegiftet hatten. Es war eine distanzierte Höflichkeit, aber sie erleichterte die Dinge ein wenig.
    »Du kriegst das tatsächlich wieder hin«, meinte North beeindruckt. »Es scheint dort wieder Normalität einzukehren.«
    Andie dachte daran, wie Alice in der Nacht zuvor schluchzend aus einem Alptraum aufgewacht war. »Ich glaube, bis zur Normalität ist es noch ein langer Weg. Ich höre über das Babyphon, wie Alice nachts, wenn sie eigentlich schlafen sollte, mit einer eingebildeten Freundin spricht, und sie hat noch immer schreckliche Schmetterlingsalpträume.«
    »Schmetterlingsalpträume?«
    »Letzte Nacht hat sie geweint, weil die Schmetterlinge böse auf sie waren, weil wir ihren Garten nicht gemulcht hatten. Sie sagte, dass Tante May und sie hier einen Schmetterlingsgarten angelegt hätten und dass wir ihn für den Winter vorbereiten müssten. Also haben wir jetzt Mulch besorgt, damit wir das morgen erledigen können, aber in ein oder zwei Tagen wird es wieder ein anderer Alptraum sein. Ihre Träume sind voll von Schmetterlingen, die böse auf sie sind. Dabei liebt sie Schmetterlinge, North. Ich verstehe das nicht.«
    »Arme Kleine«, meinte North. »Ich weiß zwar nicht, was ein Schmetterlingsgarten ist, aber wir werden hier auch einen für sie anlegen. Und wie geht’s Carter?«
    »Noch immer schweigsam wie ein Grab. Das Einzige, woran ihm etwas liegt, sind Comics, das Zeichnen und Alice. Er lässt mich seine Zeichnungen nicht ansehen, aber er arbeitet mit viel Elan daran. Ich war mit ihm in einem Laden für Künstlerbedarf, und er sah aus, als fühlte er sich wie im siebten Himmel. Da stand ein Zeichentisch, den er sich immer wieder angesehen hat, aber ich wollte ihn noch nicht kaufen und hier ins Haus bringen, weil ich Carter ja von hier weghaben und nach Columbus bringen will.«
    »Lass es mich wissen, welcher Zeichentisch das war, dann stellen wir ihm einen in sein Zimmer hier. Mutter lässt gerade die Zimmer im ersten Stock vorbereiten. Sie möchte wissen, ob es etwas gibt, was die Kinder gern hätten.«
    »Alice mag Blau gern. Und glitzernde Pailletten. Und Schmetterlinge. Ein Schmetterlingsgarten wäre dafür bestimmt ein entscheidender Faktor.«
    »Ich werde im Frühling einen Landschaftsgärtner herholen. Dann kann Alice alles, was sie will, mit ihm zusammen planen.«
    »Oh«, machte Andie, verblüfft darüber, wie einfühlsam er war. Ein anderer hätte vielleicht irgendeine Art Schmetterlingsgarten in Auftrag gegeben, North aber wollte, dass Alice daran mitarbeitete. »Das ist

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