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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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»Alice?«
    »Ich sehe niemanden.« Alice starrte minutenlang in ihr Buch, ohne eine Seite zu wenden. Dann warf sie verstohlen einen Blick über den Teich und schloss ihr Buch mit einem Knall. »Erzähle mir noch mal die Geschichte von Prinzessin Alice.«
    Andie sah wieder zu der Frau hinüber. Wahrscheinlich einfach eine Nachbarin. Alice war nicht der Typ, der nachbarschaftliche Kontakte pflegte, und vielleicht mochte sie es nicht, von anderen beobachtet zu werden. Andie mochte es auch nicht, von anderen beobachtet zu werden.
    »Prinzessin Alice«, beharrte Alice. »Erzähl weiter.«
    »Na gut.« Andie nahm den Endlosfaden der Geschichte von Prinzessin Alice auf und begann damit, wie tapfer die Prinzessin war, und dass ihr Bruder der begabteste Künstler im ganzen Königreich war, und wie die böse Hexe wieder einmal besiegt wurde …
    »Und Prinzessin Alice bekam so viele Plätzchen, wie sie wollte«, fügte Alice hinzu, die offensichtlich noch immer grollte, weil sie das vierte Plätzchen nicht bekommen hatte.
    … und wie die tanzende Prinzessin mit fliegendem Lockenhaar durch alle Hallen und Gänge tanzte …
    »Und der böse Onkel kam nicht mehr, weil er vor Prinzessin Alice Angst hatte«, warf Alice zum x-ten Mal ein.
    »Nein, er kam nicht mehr, weil er zu viel Arbeit zu erledigen hatte. Hat denn die tanzende Prinzessin lockiges Haar?«
    »Sie tanzt«, erwiderte Alice ungeduldig, »und der böse Onkel hat so viel Angst …«
    »Der böse Onkel hat vor nichts Angst. Er vergisst die Menschen nur über seiner Arbeit. Alice, wer ist die tanzende Prinzessin?«
    »Sie tanzt. Sie hat einen Glitzerrock wie du, und sie tanzt. Und Prinzessin Alice hat auch vor nichts Angst. Jetzt erzähle mir was anderes.«
    »Alice, hast du die tanzende Prinzessin gekannt?«
    Alice blickte sie alarmiert an. »Das ist doch nur eine Geschichte, Andie.« Verstohlen warf sie wieder einen Blick über den Teich.
    Auch Andie blickte hinüber. Die Frau stand noch immer da und beobachtete sie. »Wer ist das, Alice?«
    »Prinzessin Alice geht in das Einkaufszentrum«, sagte Alice, »und sie kauft schönen Stoff und macht eine schöne Decke für ihr Bett, und dann geht sie zum Buchladen und findet ein Buch über Schmetterlinge, weil Schmetterlinge nie sterben.« Alice verstummte und warf rasch einen Blick über den Teich. »Und dann kommt sie nach Hause«, fuhr sie fort und wandte sich jäh Andie zu, »nach Hause zur bösen Hexe. Aber die böse Hexe ist gar nicht so böse, nur sollte sie Prinzessin Alice mehr Plätzchen geben.«
    »Gibt es dahinten Nachbarn?«, erkundigte sich Andie und beschattete ihre Augen, um die Frau besser sehen zu können.
    »Nein«, antwortete Alice. »Und was tut Prinzessin Alice dann?«
    Die Frau trat unbeholfen in ihren langen, schweren Kleidern unter den Bäumen hervor ans Ufer des Teichs. Sie trug einen bodenlangen Rock, und ihr Haar war hinten zu einem Knoten geschlungen. Sie bewegte sich steif und ungraziös und wirkte seltsam altmodisch in ihrer dunklen Kleidung.
    Andie rief: »Da, siehst du sie jetzt?«
    »Nein. Ich will die Geschichte!«
    »Na gut«, gab Andie nach, den Blick noch immer über den Teich gerichtet. »Nach dem Einkaufen ging Prinzessin Alice zum Dairy Queen , und dort traf sie eine Freundin.«
    »Okay«, sagte Alice und wandte sich vom Teich ab.
    Da stimmte etwas nicht mit dieser Frau, da stimmte etwas so sehr nicht, dass Alice sogar den toten Frosch vergaß und lieber eine Geschichte hören wollte, als sich wegen der Zurechtweisung in ihr übliches Geschrei hineinzusteigern. »Fürchtest du dich vor ihr, Alice?«
    »Vor wem?«
    »Vor der Frau da auf der anderen Seite des Teichs.«
    »Ich sehe niemanden.«
    »Alice« – Andie starrte sie eindringlich an –, »was, zum Teufel, geht hier vor?«
    »Ich sehe niemanden. Ich will meine GESCHICHTE!«
    Alice starrte mit wilden Augen zurück, in denen Angst lag, wie Andie erkannte. »Okay«, erwiderte sie beruhigend. »Also, die Freundin erzählte Prinzessin Alice von der Schule, in die sie ging, und Prinzessin Alice meinte, dass sie auch gern in diese Schule gehen würde, auch wenn sie dann das Schloss verlassen müsste und nach Columbus …«
    »Ich mag die Geschichte nicht mehr«, fiel Alice ihr ins Wort und griff nach ihrem Kopfhörer.
    Andie blickte wieder zu der Frau hinüber, die noch immer dastand und sie anstarrte. Wer auch immer sie war, sie war eine unheimliche Gestalt. »Komm, gehen wir wieder rein.«
    Ohne Widerrede reichte Alice Andie

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