Ohne Kuss ins Bett
Bettdecke. »Ich habe aufgehört zu lächeln, als er auf mich zukam.«
Und du hast gewartet, bis er vor dir stand. Du hast ihn zu dir gelockt.
»Nein, ich bin ihm auf halbem Weg entgegengegangen. Die Band spielte Somebody’s Baby . Es ist schwierig, still zu stehen, wenn sie Somebody’s Baby spielen.«
Das Mädchen schwenkte wieder ihren Rock. Es wäre besser gewesen zu warten .
»Ich warte auf niemanden.« Andie zog sich die Bettdecke über den Kopf und fühlte sich wie Alice.
Das Mädchen blieb so lange still, dass Andie schon fast eingeschlafen war, als sie schließlich sagte: Ja, das ist besser.
Andie riss sich die Bettdecke vom Gesicht. »Was?«
Auf niemanden zu warten. Das ist besser. Und was passiert dann?
Andie drehte sich auf dem Kissen. »Wir tanzen, und ich bin so aufgeregt, dass ich kein Wort herausbringe.«
Tanzen ist gut.
»Und dann sagt er: Komm mit , und das mache ich, und auf der Straße küsst er mich, wie ich noch nie geküsst worden bin. Und jetzt will ich schlafen.«
Und was passiert dann?
»Wir fahren zu seiner Wohnung und haben den absoluten Super-super-super-Sex, und zwölf Stunden später macht er mir einen Heiratsantrag, und ich halte ihn für verrückt, aber dann fahren wir nach Kentucky.« Während sie darüber sprach, kamen ihr die Erinnerungen wieder, wie unglaublich glücklich sie gewesen war, wie unglaublich glücklich er gewesen war. Gar nicht typisch für ihn. »Er dachte daran, Jackson Browne in den Kassettenrekorder einzulegen, aber er vergaß den Ring, und so machten wir bei einem Antiquitätenladen halt und kauften diesen schlichten, alten goldenen Ring, den ich so sehr liebte.« Andie zog ihre Hand unter der Decke hervor und sah ihn an. »Nach einer Woche färbte sich mein Finger grün, und er drehte fast durch, weil er mir einen richtigen Ring schenken wollte und ich es nicht wollte.«
Du trägst einen grünen Ehering? , wunderte sich das Mädchen, und es klang höchst missbilligend.
»Ich habe ihn geputzt und angemalt und lackiert, damit er sich nicht mehr grün verfärbt. Ich sollte ihn eigentlich wegwerfen.« Andie ballte die Hand, damit der Ring nicht vom Finger rutschen konnte, und versteckte sie wieder unter der Decke.
Und was dann?
»Dann haben wir geheiratet. Weil ich nicht Nein zu ihm sagen kann. Konnte ein ganzes Jahr lang nicht Nein zu ihm sagen. Von dem Augenblick an, als er sagte: Ich bin North Archer, und ich finde, wir sollten hier abhauen , war es um mich geschehen.«
Der Schatten flirrte plötzlich und kam näher. Du warst mit North Archer verheiratet?
Da wachte Andie auf.
Das Mädchen stand jetzt viel deutlicher vor ihr, noch immer durchscheinend, aber klarer, stärker, schön, mit großen, dunklen Augen und wild gelocktem Haar, und als sie sich bewegte, bewegten sich alle ihre Umrisse gemeinsam, sodass das Schwindelgefühl fast verschwand. Du warst mit North Archer verheiratet und hast dich von ihm scheiden lassen? WARUM?
»Weil der Kerl, den ich geheiratet hatte, in seinem Anwaltsbüro verschwand und als eine Art Marionette wieder herauskam.« Andie setzte sich auf. »Was für ein Traum ist das eigentlich? Du bist nicht ich. Ich war nie schön.«
Das Zimmer war jetzt sehr klar und deutlich zu erkennen, das Mondlicht erhellte es fast wie Sonnenlicht, alle Linien waren scharf und ganz und gar nicht wie im Traum, und es war höllisch kalt.
»Das ist kein Traum«, stellte Andie fest. »Du bist ein Geist.«
Rede doch keinen Unsinn , erwiderte das Mädchen. Es gibt keine Geister .
Wieder näherte sie sich Andie, aber diesmal blieb Andie aufrecht sitzen. Sie starrte in die Augenhöhlen einer toten Frau.
»Nein«, rief sie, aber das Mädchen floss über sie und ließ sie bis in die Knochen gefrieren und sprach: Du solltest ihn hierherholen. Du solltest ihn hierherbringen. Er sollte hier sein, um dir einen Gutenachtkuss zu geben . Die Übelkeit überwältigte Andie erneut, eine so übermächtige Orientierungslosigkeit, dass sie in die Kissen zurückfiel und in spiralenförmigem Sturzflug in Dunkelheit tauchte.
Als sie aufwachte, schien die Sonne durch die Fenster herein, und das Zimmer war vollkommen normal.
Das Mädchen war so real gewesen. Ich glaube nicht an Geister , dachte Andie, vor allem nicht an Geister in Träumen. Sie schüttelte den Kopf, um diese Vorstellung loszuwerden, und begab sich dann ins Badezimmer, um sich für den Tag fertig zu machen und sich um Alice und Carter zu kümmern. Sie sagte sich, dass es nur ein Traum
Weitere Kostenlose Bücher