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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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gewesen war.

Kapitel 5
    Andie war beim Frühstück etwas geistesabwesend, was Alice sofort ausnützte und ihr Müsli mit Plätzchen anreicherte, während sie alles aufzählte, was sie an diesem Vormittag nicht tun würde. Andie antwortete ihr ziemlich automatisch, in Gedanken noch immer bei dem Traum, bis Alice sagte: »Ich sollte vier Plätzchen bekommen.« Da entgegnete sie: »Nein, das solltest du nicht«, und stellte die Schüssel mit Plätzchen außerhalb ihrer Reichweite.
    Träumen nachzuhängen war eine Sache, aber die Realität war etwas anderes, und Andies Realitätssinn schaltete sich ein, bevor Alice sich den Magen verdarb.
    »Du bist gemein«, murrte Alice.
    »Na klar, na klar. Alice, kennst du eine Frau mit üppigem, lockigem dunklem Haar?«
    »Dich«, antwortete Alice und trank ihre Milch aus.
    »Abgesehen von mir. Eine sehr hübsche Frau. In einem Partykleid. Einem blauen Partykleid.«
    »Nein«, entgegnete Alice, die Nase tief in ihrem Milchglas.
    »Aha.«
    »Ich brauche noch ein Plätzchen.«
    »Nein. Jetzt ist Lesen an der Reihe. Danach kriegst du einen kleinen Snack. Und dann mulchen wir deinen Schmetterlingsgarten.« Sie wischte Alice die Plätzchenschokolade vom Mund und war in Gedanken noch immer bei dem blauen Mädchen im Mondlicht.
    Das blaue Mädchen. Die blaue, tanzende Prinzessin.
    »Alice, wer ist die blaue, tanzende Prinzessin?«
    »Ich will draußen lesen.« Alice erhob sich und verließ den Raum, und Andie dachte: Das ist gar nicht gut .
    Alice schien von dem gleichen Mädchen zu träumen. Das warf alle möglichen Fragen auf, an die Andie gar nicht denken und über die Alice offensichtlich nicht sprechen mochte. Und wenn Alice etwas nicht tun wollte …
    »Komm«, rief Alice von der Türschwelle aus ins Esszimmer. »Ich habe mein Buch geholt.«
    »Zieh dir bitte dein Kapuzenshirt an«, meinte Andie, »es ist kühl draußen.« Als Alice in ihrem schwarzen Kapuzenshirt zurückgekommen war, gingen sie hinaus und auf den Teich zu, eine große, grüne, reglose Oberfläche, die mehr wie ein großes Leck des Wassergrabens wirkte als wie ein angelegter Zierteich, denn der Wassergraben hatte die gleiche abstoßend reglose, grüne Wasseroberfläche. Alice ging voran, und ihr schwarzer, mit Volants besetzter Jersey-Rock wippte. Süß , dachte Andie und überlegte, ob sie Alice sagen sollte, wie hübsch sie aussah. Das letzte Mal, als sie es versucht hatte, hatte Alice Würgelaute von sich gegeben, aber seitdem trug sie den Rock und die Leggins jeden Tag.
    »Richtig hübsch siehst du aus, Alice«, rief Andie.
    Alice gab Würgelaute von sich.
    Als sie beim Teich angekommen waren, schüttelte Andie die alte, bunte Flickendecke aus, die sie gelegentlich zum Picknicken benützten, und Alice warf ihr Buch darauf und verkündete: »Das ist das Meer von Azof. Es ist das flachste Meer der Welt.«
    Andie blickte auf den Blasen werfenden grünen Teich. »Okay.«
    Alice nickte. »Wir sollten nach dem Schmetterlingsgarten sehen.«
    »Jetzt?«, fragte Andie, doch Alice marschierte bereits zur Rückseite des Hauses, und so ließ auch Andie ihre Utensilien auf die Decke fallen und ging hinterher.
    Der Garten wirkte für Oktober schon ziemlich kahl, denn die meisten Pflanzen darin waren bereits abgestorben oder am Verwelken, nur die kräftigen purpurroten Astern gaben ihm noch Farbe.
    Alice blickte traurig drein. »Alles ist abgestorben.«
    »Nach dem Lunch breiten wir den Mulch darauf aus, und der hält die Pflanzen warm, und im nächsten Frühling kommt alles wieder.«
    »Ich weiß. Aber das heißt, dass die Schmetterlinge fort sind.«
    »Die kommen auch im Frühling wieder.« Andie beobachtete Alice und versuchte zu sehen, was sie sah. »Hast du diesen Garten angepflanzt?«
    »Tante May hat das getan«, antwortete Alice traurig. »Aber ich habe geholfen. Ganz schön viel geholfen. Sie hat gesagt, dass es auch mein Garten ist.«
    Fast hätte Andie gesagt: »Im Frühling bringen wir ihn wieder in Ordnung«, aber dann dachte sie daran, dass sie alle im Frühling hoffentlich schon in Columbus leben würden. »Wir können genau so einen Garten auch in Columbus anpflanzen.« Sie versuchte, sich zu erinnern, wie viel Sonne der Garten hinter dem viktorianischen Haus abbekam.
    »Letztes Jahr hat Tante May Samen gesammelt. Von den Margeriten und den Becherblumen und noch anderen, die ich nicht mehr weiß.« Alice trat gegen eine buschige Pflanze, deren Blätter gezackte Ränder hatten. »Und dieses Zeug überwuchert

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