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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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dort. Ich bin nicht dort .
    Er arbeitete also noch spät an seinem verdammten Schreibtisch. Anfangs hatte sie diesen Schreibtisch nicht verflucht. Sie war an so manchem Abend gegen sechs Uhr von ihrer Dachgeschosswohnung in sein Büro hinuntergegangen und hatte gesagt: Hey, du hast auch noch eine Frau , und hatte seinen Papierkram zur Seite gefegt. Er hatte sie geküsst, und schließlich waren sie schwer atmend auf dem Schreibtisch gelandet. Es war ein mächtiges, stabiles Möbelstück, und das war gut so, bis zu jenem Tag, als sie wieder einmal zu ihm hinuntergekommen war und er sie nur angefahren hatte: Nicht jetzt , ich muss das hier zu Ende bringen …
    Die Eingangstür des Nachbarhauses öffnete sich, und Southie erschien in seiner üblichen schwungvollen Art, offensichtlich auf dem Weg zum Abendessen mit irgendeiner Frau, hinter der er gerade her war, oder zu einem Drink mit Kumpeln oder zu sonst etwas, das ihm Spaß machen würde. Vielleicht hätte ich lieber Southie heiraten sollen , dachte sie und erkannte im nächsten Augenblick, wie schrecklich das geworden wäre. Southie war ein Schatz, aber mit seiner Unfähigkeit, länger als einen Monat bei irgendeiner Sache zu bleiben, hätte er sie binnen eines Jahres dazu gebracht, ihn zu ermorden. Er arbeitete nie, und es fiel ihr schwer, Respekt vor einem Mann zu empfinden, der nie ernsthaft an irgendetwas arbeitete …
    Hui , dachte sie, das überrascht mich jetzt selbst . Vielleicht war es ein Teil von Norths Attraktivität gewesen, dass er so konsequent seine Arbeit tat. Ironie des Schicksals.
    Southie stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    Sie blickte wieder zu dem erleuchteten Fenster von Norths Büro hinüber. Sie könnte jetzt da hineingehen und mit ihm reden. Sie könnte ihm sagen, dass sie sich für Carter nach einer Kunstakademie umsehen sollten oder dass Alice schrecklich gern einen Schmetterlingsfachmann kennenlernen würde, auch wenn sie es nicht sagte. Sie könnte ihm erklären, dass sie den Verdacht hegte, dass jemand ihr einen Streich spielte, dass sie seltsame Träume hatte …
    Nein, von den Träumen konnte sie ihm nichts sagen. Genauso wenig konnte sie da hineingehen. Er arbeitete schließlich.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr, sah, dass es schon fast halb sieben Uhr war, und ließ rasch den Motor wieder an. Sie war schon zu spät dran, und es gab keinen einzigen Grund für sie, dieses Haus wieder zu betreten. Allein der Gedanke daran machte sie schon wütend.
    Sie bog zweimal ab und befand sich wieder in der High Street, von irrationalem Ärger erfüllt, und ärgerte sich über sich selbst, weil sie von irrationalem Ärger erfüllt war.
    Sie hatte andere Probleme als das Scheitern ihrer Ehe vor zehn Jahren. Reiß dich zusammen , ermahnte sie sich selbst und steuerte den Wagen in Richtung German Village, wo sie ihr zukünftiger Ehemann erwartete.
    Andie fand einen Parkplatz nicht weit von Flos Haus entfernt und rannte die eineinhalb Blocks bis zu dem Restaurant. Will saß in der schmalen Sitzecke am Fenster, und er strahlte, als er sie sah. Er winkte ihr, als sie vorbeirannte, und als sie ihn dann atemlos küsste und sich ihm gegenüber hinsetzte, meinte er: »Immer mit der Ruhe, Kleines.«
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, keuchte sie und lehnte sich dann zurück, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich bin so froh, dass ich dich endlich wiedersehe«, erwiderte er, entspannt wie immer. In dem weichen Licht der Tischlampe glänzte sein blondes Haar, und sie dachte wieder einmal, was für ein besonders netter Kerl er war.
    Ach, verdammt , dachte sie. Ich habe ihn seit mehr als drei Wochen nicht mehr gesehen, da sollte ich eigentlich etwas anderes denken als »netter Kerl« .
    »Was ist denn los?«, fragte er, und sein Lächeln verblasste.
    »Ich weiß selbst nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Hast du North getroffen? Hat er dich wütend gemacht?«
    »Nein, ich hab ihn nicht getroffen.« Aber ich habe an ihn gedacht . Sie blickte Will an, und es wurde ihr klar, dass sie nicht einen einzigen Augenblick lang das für ihn empfunden hatte, was sie noch immer für North empfand, obwohl ihre Ehe aus und vorbei war. Trotzdem hatte sie vor seinem Haus gestanden und gedacht: Ich könnte da jetzt reingehen .
    »Na, dann werde ich dir erst mal ein Bier bestellen«, meinte Will.
    »Nein, ich muss heute noch fahren«, entgegnete Andie und dachte an die lange Heimfahrt in der Dunkelheit. »Aber eine Cola Light wäre wunderbar.«
    Will

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