Ohne Kuss ins Bett
Sekretärin sie ausgesucht hatte, und das hatte es noch viel schlimmer gemacht. Er hätte ihr solchen Schmuck nie geschenkt. Wenn sie sich bei North über etwas sicher war, dann darüber, dass er sie genau kannte. Bis er aufhörte, an sie zu denken.
Na also, Diamanten, das hört sich schon besser an .
»Nein. Besser war sein Bruder Southie, der meinen Geburtstag nicht vergessen hatte und mit einem Kuchen und mit Ohrringen in Form von großen, grünen Ringen, in denen Rotkehlchen saßen, auftauchte. Diese Ohrringe habe ich noch immer.« Sie lächelte in sich hinein, als sie an Southie dachte, wie er ihr mit den Worten »Das sind Glücksvögel, Andie, die haben deinen Namen gerufen« die Schachtel überreicht hatte. Vielleicht hatte er sie ihr geschenkt, weil er wusste, dass sie nicht mehr glücklich war.
Na ja, die Diamanten hast du ja auch noch .
»Nein.« Andie verschränkte die Arme vor der Brust. »Die habe ich liegen lassen, als ich fortging. Du bist dran. Etwas über dich selbst.«
Ich würde Diamanten niemals einfach liegen lassen , sagte das Mädchen, drehte eine Pirouette und war verschwunden.
»Hallo?«, rief Andie ins Zimmer hinein und wartete eine Minute, aber das Mädchen kam nicht zurück. »Verdammt.«
Sie ließ sich in die Kissen zurücksinken und überlegte, was, zum Teufel, eigentlich vor sich ging.
Man konnte durchaus Halluzinationen von etwas haben, von dem man gar nichts wusste. Vielleicht war das Mädchen eine Halluzination.
Ich halluziniere , dachte Andie.
Nein, das stimmte nicht. Sie brauchte nur eine Erklärung.
Es ist ein Geist .
Nein, das war es auch nicht. Wahrscheinlich war es ihr Unterbewusstsein. Wenn ja, dann hatte ihr Unterbewusstsein eine Schwäche für ihren Exmann.
»Das ist es auch nicht«, sagte sie laut. Sie war über North hinweg. Aus und vorbei.
Und jetzt hatte sie Halluzinationen von Geistern.
Ich brauche Hilfe , dachte sie und begann, Pläne zu machen. Dabei schlief sie ein.
Am nächsten Morgen bat Andie Mrs Crumb, auf die Kinder aufzupassen, und machte sich auf den Weg nach Columbus und zur Bibliothek des Staates Ohio. Als sie die Stadt erreichte, rief sie Will an, um ihm zu sagen, dass sie sich mit ihm zum Abendessen treffen könnte, falls er Zeit hätte.
»Falls ich Zeit hätte?«, erwiderte er mit einem Lachen. »Ich habe dich drei Wochen nicht mehr gesehen. Wir können uns bei Max und Erna’s treffen, wann immer du willst.«
Max und Erna’s in German Village. Das war nur zwei Blocks von Flos Zuhause entfernt. Sie könnte Flo einen Kurzbesuch abstatten. Oder lieber nicht.
»Andie?«
»Wie wär’s mit sechs Uhr? Dann habe ich in der Bibliothek den ganzen Nachmittag Zeit.« Und komme rechtzeitig wieder los, um zu den Kindern zurückzufahren . Wenn sie um sechs Uhr aßen und sie sich um sieben Uhr wieder auf den Heimweg machte, konnte sie bis um halb elf zu Hause sein. Zu spät, um die Kinder ins Bett zu bringen, aber …
»Ich kann’s gar nicht abwarten, dich wiederzusehen«, sagte Will.
»Geht mir genauso.« Aber zumindest würde sie dann lange genug schlafen können, bis Alice wieder auf den Beinen war und nach ihrem Müsli verlangte …
»Wirst du dich auch mit North treffen?«
»Was?«
»Wirst du North sehen, wenn du in der Stadt bist?«
»Nein. Warum sollte ich mich mit North treffen?«
»Na ja, du bist in Columbus, und North ist in Columbus.«
»Und Flo auch, nur zwei Blocks von Max und Erna’s , aber ich muss wieder zu den Kindern zurück. Ich habe nur die Zeit, mich mit einem Menschen zu treffen. Mit dir.«
»Dann bleibst du nicht über Nacht?«
»Nein. Ich muss zu den Kindern zurück.«
»Andie, das ist jetzt schon fast ein Monat«, betonte Will.
»Was ist jetzt schon … ach.«
»Ich bin wirklich ein geduldiger Mensch, aber …«
»Ja, das bist du, und ich weiß es zu schätzen«, erwiderte Andie. Aber ich muss zu den Kindern zurück .
»… jetzt ist meine Geduld am Ende. Du lässt mich nicht zu dir kommen, um dich zu sehen, und du willst nicht mal eine Nacht hier …«
»Ich weiß, ich weiß. Hör mal, wir sollten das später besprechen, denn für ein Weilchen müssen die Kinder einfach an erster Stelle stehen. Ich weiß, das ist dir gegenüber nicht fair …«
»Ich habe die Kinder noch nicht mal kennengelernt, also gib mir eine Chance.«
»Schatz, ich gebe dir alle Chancen, die du willst, sobald ich sie erst mal nach Columbus in ihr neues Zuhause gebracht habe.«
»Wie lange wird das deiner Meinung nach noch
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