Ohne Kuss ins Bett
winkte die Kellnerin heran und bestellte eine Cola Light, und Andie nahm die Speisekarte zur Hand. In dem Jahr, in dem sie verheiratet gewesen waren, hatte North immer schon eine Cola Light und geeistes Wasser mit seinem eigenen Drink mitbestellt, wenn sie zu spät dran war, und wenn sie dann ankam, standen die Drinks bereits auf dem Tisch. Es war unwichtig, eigentlich sogar etwas selbstherrlich, also ein Minuspunkt für ihn …
Trotzdem war es nett gewesen, dass er sie in diesen kleinen Dingen ein wenig … umsorgte.
»Andie?«
Ach, um Himmels willen, wenn sie Will bat, die Cola Light und das Wasser gleich zu bestellen, auch wenn sie noch nicht da war, dann würde er das tun. Schließlich war er kein Gedankenleser.
»Andie?«
»Was? Ach, tut mir leid. Bin ein bisschen durcheinander.« Andie blickte auf die Speisekarte, ohne etwas zu sehen. Irgendetwas stimmte nicht, und das waren keine Geister. Sie legte die Speisekarte auf den Tisch und blickte Will an, blickte ihn diesmal wirklich an.
Er war ein guter Kerl. Lieb, rücksichtsvoll, charmant, klug, fleißig, und sie hatte sich in ihn verliebt, weil er all das war und weil er ihr nie das Herz brechen würde, wie North es getan hatte, weil sie ihn nicht auf die gleiche Weise liebte, mit dieser hilflosen, hoffnungslosen, alles verzehrenden Leidenschaft für jemanden, die das ganze Leben bestimmte …
»Jetzt werde ich aber allmählich nervös«, meinte Will.
Diese Art von Liebe wollte sie nicht mehr. Aber vielleicht wollte Will so etwas. Vielleicht hätte er eine Frau verdient, die ihn auf diese Art liebte.
»Andie?«
»Es ist irgendwie ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein«, erklärte sie.
»Bei Max und Erna’s ?«
»In Columbus.«
»Aber du warst doch nur drei Wochen fort.«
»Es waren drei sehr intensive Wochen.«
»Umso mehr ein Grund für dich, die Nacht hier zu verbringen«, meinte Will leichthin und lächelnd. »Dir ein wenig Zeit zu nehmen, um die Spannung abzubauen.«
»Ich bin angespannt, seit ich Norths verdammtes Büro wieder betreten habe.«
»Das höre ich gern, dass er dich auf die Palme bringt«, sagte Will. »Ist das gemein von mir?«
Er grinste sie an und versuchte, sie in eine ihrer üblichen Unterhaltungen mit viel Gelächter zu locken, aber sie schüttelte den Kopf.
»Du bist einer der besten Menschen, die ich kenne«, erklärte sie.
»Äh, danke dir. Also, was ist dann los?«
»Ich bin einfach ziemlich erschöpft. Es liegt an mir, nicht an dir.« Nun ja, es lag auch ein wenig an ihm, aber zum größten Teil an den Kindern. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Für die beiden war es fast schon Zeit, schlafen zu gehen, aber die Crumb würde sie wahrscheinlich nicht ins Bett bringen, und sie würde ganz sicher Alice keine Geschichte erzählen und …
»Andie?«, ließ Will sich wieder vernehmen, und Andie schreckte auf und wandte sich ihm wieder zu.
»Entschuldige. Für die Kinder ist es Zeit zum Schlafengehen. Ich denke an Zähneputzen und Geschichtenerzählen. Nicht gerade romantisch.«
»Na siehst du? Ich wusste doch, dass du gern Mutter wärst, wenn du erst eine Zeit lang mit Kindern zusammen warst.«
»Ich will nicht Mutter sein«, widersprach Andie, die es allmählich leid war, ihm das immer wieder sagen zu müssen. »Ich will mich nur um Alice und Carter kümmern.«
»Ich kann’s gar nicht abwarten, sie kennenzulernen«, sagte Will, der sie beschwichtigen wollte.
Er war ein netter Kerl. Und sie benahm sich wie ein zänkisches Weib. »Ach, verdammt, entschuldige bitte. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
»Vielleicht bist du im Untersex«, meinte Will. »Komm mit zu mir nach Hause, und ich verarzte dich. Du kannst doch morgen zurückfahren.«
Ich will nicht . »Das ist sehr lieb von dir. Aber wenn ich bald fahre, bin ich bis Mitternacht zu Hause. Ich möchte die Kinder nicht allein lassen.« Andie lehnte sich zurück, als die Kellnerin die Cola Light vor sie hinstellte. »Danke.« Hätte sie zu North Nein gesagt? Das hatte sie nie, bis auf das Ende, als sie ihrem Selbsterhaltungstrieb folgte und durch die Tür davonging …
»Die Haushälterin ist doch auch noch da.«
»Ja, aber du kennst diese Haushälterin nicht.«
»Ich würde sie gern kennenlernen«, sagte Will, und sein Lächeln war verschwunden. »Aber du lässt mich ja nicht …«
»Will, könnten wir nicht …« Sie sah ihn an, diesen feinen Kerl, und dachte: Ein wirklich feiner Mann, aber der falsche. Herrgott noch mal .
»Könnten
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