Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
gestorben sind und von einer Lebensform in die nächste übergehen. Sie sind ephemer, das heißt flüchtig, kurzlebig. Die Art von Spuk, von der Sie sprechen, dauert an. Wenn man Berichten glauben will, kann so etwas jahrhundertelang anhalten, aber es gibt keinerlei Beweise dafür. Die anderen haben sich als real und erklärbar erwiesen, aber der Spuk im volkstümlichen Sinne ist Jux oder Betrug.«
    »Hier aber nicht«, widersprach Andie ärgerlich.
    »Sie haben diese Frau nur ein Mal gesehen«, stellte Dennis fest.
    »Ich glaubte, jenseits des Teichs eine Geisterfrau zu sehen, und ich glaube, auch Alice hat sie gesehen, aber sie wollte es nicht zugeben. Sie weigerte sich sogar, noch einmal dorthin zu blicken, und genau aus diesem Grund dachte ich, dass sie sie auch gesehen hat.« Sie warf einen Blick zu Alice hinüber, die mit vollen Backen Pizza kaute und sich demonstrativ taub stellte. »Ich habe einige Male mit ihrer toten Tante gesprochen. Zuerst dachte ich, dass ich das alles geträumt hätte, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Das ist mir neu, und ich versuche noch immer, es zu verstehen.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, der Geist wäre bei Alice ’ Bett gewesen.«
    »Da steht ein Schaukelstuhl, mit dem Alice spricht. Und der von selbst schaukelt. Mrs Crumb glaubt, es sei die alte Geisterfrau, die ich neben dem Teich gesehen habe, aber ich glaube, es ist der Geist von Alice ’ Tante, die im Juni dieses Jahres gestorben ist. Ein junger Geist.« Da war dieser Geruch von jungen Geistern …
    »Aha. Nun ja, Miss, äh …«
    »Mrs Archer«, antwortete Andie, während sie sich nach Mrs Crumb umsah. »Aber Sie können mich Andie nennen.«
    »Andie«, wiederholte Dennis unbeholfen. »Es könnte eine Projektion von, äh, unterdrückten Bedürfnissen sein. Sagen wir, Sie hätten Probleme mit einer lieblosen Mutter gehabt und wünschten sich, dass jemand über Alice wacht …«
    »Nein«, widersprach Andie, »meine Mutter ist nicht lieblos.« Mein Vater war so, aber meine Mutter ist nur leicht verschroben .
    »… oder auch nicht«, fuhr Dennis fort. »Aber manchmal bewirken unsere eigenen Bedürfnisse …«
    »Hören Sie, ich gehöre nicht zu den Frauen, die sofort an Geister glauben.«
    Dennis betrachtete sie abschätzend, und seine blassblauen Augen blicken erstaunlich pfiffig drein. »Nein, das glaube ich auch nicht.«
    »Also lassen wir meine Mutter besser da raus.«
    Dennis nickte, und Andie wandte sich kurz Alice zu. Sie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Freude, endlich einen Geisterexperten hierzuhaben, und dem Gefühl, verrückt geworden zu sein, weil sie sich freute, einen Geisterexperten hierzuhaben. Wenigstens war er nett, ein wenig pompös, aber sympathisch, und er nahm sie ernst, was eine Erleichterung war.
    »Ich bin jetzt fertig«, verkündete Alice, als Andie Tomatensauce von ihrer Fledermaushalskette abwischte. Dann rutschte sie vom Stuhl und ging hinauf, um sich zum Schlafen fertig zu machen, dicht gefolgt von Carter.
    Vom anderen Ende des langen Tisches winkte Kelly. »Wir müssen über die Séance sprechen«, rief sie.
    »Die Séance?«, wiederholte Andie und sah Dennis an.
    Er verdrehte die Augen.
    »Sie glauben also nicht an Séancen.«
    »Ich bin hier als Skeptiker dabei«, erklärte er.
    »Ach, also deswegen sind Sie der Gegenpart. Und Kelly ist die Gläubige?«
    »Nein, ich glaube, das ist Mrs Hammersmith, das Medium. Sie wird für morgen erwartet. Anscheinend hat sie heute Abend schon eine Verabredung mit der anderen Seite.«
    »Würde eine Séance irgendwie helfen?«
    Dennis blickte sie geduldig an. »Da Geister nur im Volksmund und in der Fiktion und als Betrug existieren – nein.«
    »Sie sind keine große Hilfe«, meinte Andie ärgerlich. »Sie und Boston Ulrich …«
    »Nennen Sie mich nicht in einem Atemzug mit diesem Mann«, erwiderte Dennis scharf, und es war die erste menschliche Reaktion, die er bisher gezeigt hatte.
    »Ach«, machte Andie beeindruckt, »ich habe gelesen, dass Sie zusammen in einer Diskussionsrunde aufgetreten sind …«
    »Ein Scharlatan. Rühmt sich, ein Akademiker zu sein, und ein … Gespensterjäger.« Dennis sprach das letzte Wort mit so viel Abscheu aus, dass Andie zurückzuckte. »Sein Name ist in der akademischen paranormalen Welt ein absolutes Reizwort. Er ist auf Popularität aus.« Sein Blick schweifte gedankenverloren ab, und er knirschte mit den Zähnen. »Und er hat gerade wieder einen Vertrag für ein Buch

Weitere Kostenlose Bücher