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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Zimmers ein Vielfaches seines
Übernachtungspreises.
    Dann fuhr er direkt in
Richtung Brenner Pass und quartierte sich in Österreich in einem der besten
Hotels nahe der Autobahn ein. Dort bestellte er sich ein wunderbares Steak,
medium rare, auf sein Zimmer, nahm anschließend ein langes,
„Italien-reinigendes“ Bad und legte sich vor den Fernseher. Er wachte um 4:35
Uhr auf und beschloss nun seinem Auftraggeber zu antworten. Er hatte zwar im
Moment keine weiteren Aufträge, aber dennoch lautete seine SMS: „Bin frühestens
in zwei Wochen interessiert. Brauche 100 Nelken.“
    Überraschenderweise kam
der übliche Anruf drei Minuten später. 58 Sekunden später war man sich einig
und hatte die Details umrissen. Victor Ivan bekam somit 30.000,- Euro mehr als
ursprünglich angeboten. Das musste er sich merken! Diese 30K konnten das
Italienerlebnis ein bisschen kompensieren. Funfaktor des neuen Auftrages: sehr
vielversprechend.

4. Mai 2010,
München, Krankenhaus Schwabing; frühmorgens
     
    Was soll der Stress? Wer will schon
um 6:30 Uhr Frühstück? JP hätte gerne noch etwas länger geschlafen, aber diese
frühe Betriebsamkeit um ihn herum ließ das sowieso nicht zu. Um 6:45 Uhr winkte
Hauptkommissar Holzner ein gut gelauntes „Guten Morgen“ durch die Tür und war
wieder entschwunden. Er wollte die Sache mit dem neuen Zimmer klären. Anrufe
über Anrufe und das um diese Uhrzeit!! JP machte schließlich sein Handy aus. Um
8:15 Uhr kam Tante Romana mit seinem Computerkram und seinem Vertragsausdruck
vorbei. Notebook und das kleine HP-Druckerchen waren gleich einsatzbereit und
angeschlossen, sogar an das Verlängerungskabel mit Mehrfachsteckdose hatte die
gute Tante gedacht! Das Wichtigste war erst mal das Ladekabel für sein Handy.
Die Low-Battery Signale kamen schon fast im Sekundentakt, aber die nervigen
Piepser verstummten sofort, als wieder neuer Strom durch die Platinen floss und
sich das IPhone vollsaugen konnte.
    Um 8:30 Uhr machte Dr.
Bürokratenwichser-Chefchen Koller, zusammen mit einer Anwaltskollegin seine
Aufwartung und versicherte, dass er begeistert sei, welche professionelle
Vorarbeit JP hier geleistet hätte. JP dachte bei sich: „Du hast ja nur Angst,
dass die ‚mächtigere Behörde‘ Dir diesen Fisch wegschnappt und Du aus dem Spiel
gezogen wirst.“ Dann verschwand Dr. Koller, um Korbinian Holzner zu suchen. Die
beiden Anwältinnen saßen am kleinen Besuchertischchen und verhandelten! Sie
argumentierten heftig über „einzelne Worte“, wie es JP vorkam.
    Um 9:45 Uhr waren sie
sich einig und Tante Romana übergab JP einen Stick „zum Ausdruck, bitte“. JP
las sorgfältig alles durch und war zufrieden. Tante Romana war eine gute
Anwältin! JP hatte die Position eines „externen Beraters“ auf Zeit. Man hatte
dafür erst mal drei Wochen als Obergrenze festgelegt, damit die Kosten der
Firma Lucky Eagle Ltd . eingegrenzt waren. Der Bonus an Lucky Eagle wurde fällig, sobald die Staatsanwaltschaft Haftbefehle erlassen hatte. JP
hätte es nicht akzeptiert, wenn man versucht hätte „nach Urteilsverkündung“
reinzubringen, weil Prozesse konnten Jahre dauern. „Recht haben“ und „Recht
kriegen“ lag ja bekanntlich weit auseinander. Der Vertrag las sich für JP als
Nicht-Jurist wie ein kompliziertes Zeugenschutzprogramm. Aber er vertraute voll
und ganz auf die Formulierungen seiner Tante und stellte die vielen
komplizierten Satzstellungen nicht weiter in Frage. Ob er den Inhalt verstand?
Nur die für ihn wesentlichen, wirtschaftlichen Elemente.
    Tante Romana hatte noch
alle möglichen Straffreiheitsklauseln für JP reingebracht, von denen er weder
wusste, dass es sie gab, noch dass er sie brauchte. Zusätzlich hatte sie für
ihn persönlich eine einmalige Prämie von 30.000,- Euro als „Beratungshonorar“
(die würde er leider voll versteuern müssen) und die volle Übernahme seiner
Anwaltskosten durch den Staat verhandelt. Er hätte seinen Teil der Arbeit
durchaus umsonst gemacht, aber wenn man ihm das Geld aufdrängte, würde er es
gerne nehmen. Und 10.000,- Euro pro Woche – das war doch was! Das Coole war:
Sein Beratungshonorar wurde auf jeden Fall fällig, egal wie die Sache ausging,
auch wenn niemand verhaftet wurde. JP unterzeichnete und überreichte seiner
Tante den Vertrag. Die Gegenunterschrift musste jemand anders in irgendeinem
Ministerium leisten. Dr. Koller war dazu nicht berechtigt. Tante Romana würde
dann direkt dort alles erledigen und den Vertrag treuhänderisch

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