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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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pro Tag.“ JP wollte soeben das Licht
löschen, als sein IPhone blinkte, es war stumm geschaltet. Die Rufnummer war
unterdrückt. Aber wer sollte ihn jetzt, kurz vor Mitternacht, noch anrufen? Das
konnte nur jemand sein, den er gut kannte. Somit ging er an sein Telefon.
„FATBOY here,“ klang es an sein Ohr. Ganz offensichtlich war die Stimme wieder
über einen Stimmverzerrer moduliert. JP war von den Socken.
    Er hatte erst funf bis
schechs Mal mit FATBOY telefoniert, sonst immer nur über PC und Text. Und das
war gut zwei Jahre her. Woher hatte der Kerl seine deutsche Handynummer? FATBOY
sprach amerikanisches English mit irgendeinem ausländischen Akzent. JP und
FATBOY kannten sich nicht persönlich, aber JP wusste um die überragenden
Qualifikationen von FATBOY im Bereich Datenbeschaffung und war extrem von
dessen Arbeitsqualität beeindruckt. Unter all den Hackern dieser Welt hätte
FATBOY wohl einen der allerobersten Ränge belegt. Und JP hatte Vertrauen zu
ihm. Das letzte Mal hatte er sich auch beim Abrechnen sehr korrekt verhalten,
auch wenn Mosche davon nichts wusste. „FATBOY, altes Haus! Lange her! Wie
geht‘s Dir? Woher hast Du meine Handynummer?“ „JP, was geht hier ab? Mosche hat
nur gequirlte Scheiße gebrabbelt. Wenn es nicht um Dich ginge, hätte ich
keinerlei Interesse. Ich will hören – alles!“
    Nach diesem zweistündigen
Telefonat war FATBOY wirklich im Team! Und wahrscheinlich schon längst aktiv.
JP hatte ihm noch viel mehr Details geliefert als der Polizei. Aber die hatten
ja auch nicht gefragt. JP verteilte die Aufgaben zwischen Mosche und FATBOY.
Sie vereinbarten, dass alle Informationen ausschließlich über JP liefen. FATBOY
nahm erst mal die Lebensläufe von Franz Korber und den, von JP ausgwählten,
weiteren Personen unter die Lupe dann teilte er Mosche noch schnell per Mail
die Zugangscodes für „elektronische Besuche“ der Malinger Rechenzentren in
Schottland und Spanien mit.
    Nun war endlich Zeit, die
Augen für den Tag zu schließen.

5. Mai 2010, München , Krankenhaus Schwabing, morgens
     
    Seine Polizeiberatungstätigkeit
begann ihn bereits jetzt, an seinem zweiten Arbeitstag, zu nerven. Holzner war
wirklich ein Morgenmensch und war schon beim Frühstück um 6:30 Uhr anwesend um
zu kontrollieren. Und noch dazu war der Kerl immer so früh schon wahnsinnig gut
gelaunt und pfiff vor sich hin. JP war von Natur aus eher ein Nachtmensch und
ein Morgenmuffel. Zumindest bis 7:30 Uhr. Er fand den Tagesrhythmus bei diesem
unfreiwilligen Genesungsurlaub zum Kotzen und wollte einfach nicht um diese
Uhrzeit fremde Menschen um sich haben. Irgendeine übrig gebliebene Maus von der
Nacht davor, das ging grad mal so durch, aber all diese Typen hier, die er
nicht kannte, das nervte. Aus Protest beschloss er, heute sein Tagwerk der „beratenden
Tätigkeit“ nicht vor 8:00 Uhr zu beginnen. Er ja war nicht Sklave der Polizei
und hatte seine Rechte! Aber Holzner scherte sich absolut nicht um seine miese
Laune und begann den Tag zu verplanen. JP sollte am Vormittag „Polizeikollegen“
im Halbstunden-Takt empfangen.
    Jeder hatte seine
Spezialisierung bei der Kripo oder sonst einer Behörde. „Stellen Sie sich vor,
einer kommt sogar vom BKA ...“, flüsterte Holzner mit verschwörerischer Mine
und voller Ehrfurcht. JP versuchte sich diese BKA-Sache bildhaft vorzustellen –
er sah rein gar NICHTS! Es war ihm ehrlich gesagt scheißegal. Er hatte keine
Ahnung, was das bedeutete und musste erst fragen, was BKA überhaupt heißt. „Das
ist das Bundeskriminalamt“, sagte Holzner. Jetzt wusste JP genausoviel wie vorher
und auch das war ihm einfach nur Schnuppe! Wie sollte er wissen, ob das gut
oder schlecht, wichtig oder unwichtig für ihn war. Wohl irgendwie „wichtig“, so
wie der Holzner katzbuckelte.
    Diesen
behördenübergreifenden und allgemeinen „Eifer“ mochte JP gar nicht! Er sah
primär eine Gefahr für die Anzahl der zu berechnenden Tagessätze von Lucky
Eagle Ltd . Je mehr Leute mit großem Eifer an dieser Sache arbeiteten, umso
schneller wären sie fertig, umso weniger Kohle – ganz einfach: schlechtes
Geschäft! Bei der Gelegenheit fiel ihm die Sache mit den IT-Consultants ein,
die „ewig“ im Konferenzraum der Firma Malinger rumlungerten, um diese neue
Produktionssteuerungs-Software endlich zum Laufen zu bringen. Und selbst nach
der „liebevollen Motivation“ des Produktionsleiters, der „sie bei den Eiern
aufhängen und ihre Finger und Zehen seinen Presswalzen

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