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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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arbeitete, schnell herausfand, sofort bemerkt.
Wer steigt schon in einem Kaff ab und tigert immer die Straße rauf und runter,
mit verhohlenem Blick auf eine Villa. Er hatte gespürt, dass es ein Russe war,
auch wenn er mit dem Wirt nur Deutsch gesprochen hatte.
    Fiodr fühlte förmlich,
dass dieser Kerl vom Doc Oberst geschickt wurde. Aber er dachte: nur zum
„Verhandeln“. Doc Oberst hatte schon bei der Stasi gerne solche brutalen
Einschüchterer losgeschickt um zu bekommen, was er wollte.
    Fiodr hatte Doc Oberst
schon immer gefürchtet. Fiodr hatte seine Optionen gut überlegt und kam zu dem
Schluss, dass der Typ im „Goldenen Hasen“ wahrscheinlich den Auftrag hatte, mit
ihm zu verhandeln. Fiodr hatte von dem Investoren-Konsortium „nur“ sieben
Millionen Euro Abfindung in cash gefordert, damit er seine 26%-Firmenanteile an
MOTOHMOTY s.r.overkaufte. Es wurden ihm aber gerademal 1,5 Millionen
angeboten.
    Nur einmal und niemals
nachverhandelt. Und das, obwohl sie gerade dieses unverschämte Ding mit seinem
größten Kunden Malinger aus München drehen wollten. Diese neue Sauerei fand er
einfach nicht mehr in Ordnung. Er musste vorher raus! Die sieben Millionen
kamen ihm sehr vernünftig und bescheiden vor. Hatte er ja die Jahre zuvor schon
gut mitverdient. Mit seinen 26 % Anteilen konnte er Entscheidungen
blockieren. Es gab keinen Weg an ihm und seinem Veto vorbei – außer ...
Schlagartig wurde ihm alles klar und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen:
Außer ... er wäre nicht mehr am Leben ... ein tragischer Unfall!
    Lästiges Veto, totes
Veto. Und genau das hatte der russische Typ im „Goldenen Hasen“ mit ihm vor –
einen tödlichen Unfall verursachen. Der wollte gar nicht verhandeln! An so
etwas hatte Fiodr niemals gedacht. Er war immer bereit den Staat zu bescheißen,
Steuern zu hinterziehen, Subventionen zu veruntreuen, jemanden geschäftlich
übers Ohr zu hauen und zu betrügen, aber Mord, das kam weder in seinem
Wortschatz noch in seinen Denkmustern vor. In dem Punkt war er immer noch der
einfältige Provinztrottel.
    Er war absichtlich alleine in den „Goldenen Hasen“ gegangen und hatte dem Wirt lautstark erzählt, dass
Juri zu viel Wodka getrunken hätte und besoffen zu Hause wäre. Setzte sich an
einen einsamen Tisch im Lokal, ganz weit hinten und wartete, bis der Russe sich
auf diesem neutralen Boden zu ihm an den Tisch setzen würde. Dann hätten sie
verhandelt und sich vielleicht auf 4,5 – 5 Millionen Euro geeinigt. Aber nein!
Der Typ machte keinerlei Anstalten! Diese Verhandler waren in so etwas Profi
und ließen Ihr Gegenüber erst mal schmoren. So dachte Fiodr. Irrtum! Daraufhin
hatte sich Fiodr ein bisschen Mut angetrunken und vorgehabt, den ersten Schritt
zu tun. Bis der Typ dann irgendwann aufstand und zu einem endlosen Spaziergang
verschwand. Irgendwann dachte Fiodr: „Ist wohl doch nicht der erwartete
Verhandler.“ Dann wollte er schnurstracks nach Hause schlendern. Fiodr hatte
einen riesigen, fatalen Fehler in seiner Einschätzung gemacht! Dieser Fehler
hatte ihm fast das Leben gekostet. Diesen Fehler wollte er nicht ein zweites
Mal machen.
    Er hatte die Firma MOTOHMOTY
s r.o. vor 15 Jahren, damals mit seinen drei Partnern, aufgebaut. Sie
hatten vom Staat billige Darlehen und später Zuschüsse bekommen und waren eine
Zeit lang das tschechische Vorzeigeunternehmen in der Autoteile-Branche. Da sie
aber alle zu viel entnahmen und zu wenig reinvestierten, geriet ihre Firma
trotz guter Aufträge in die finanzielle Schieflage. Sie waren alle vier keine
guten Kaufleute, nur gute Techniker oder Handwerker. Schließlich mussten Sie
das Investoren-Konsortium als Kapitalgeber ins Boot holen. Diese kauften sich
für einen „Appel und ein Ei“ ein. Seine drei Partner verkauften ihre Anteile
wirklich schlecht, aber sie waren gierig und hatten noch nie zuvor so viel Cash
in Händen – neues Auto, neues Haus, junge Freundin: Geld weg. Jetzt waren alle
drei irgendwelche kleinen Angestellten, zum Teil noch mit erheblichen Schulden.
    Fiodr hatte damals die
Kapitalbeteiligung vermittelt. Er war auf der Suche nach einem Investor und
hatte sich an seinen Ex-Führungsoffizier Doc Oberst aus Stasi-Zeiten gewandt.
Doc Oberst war inzwischen eine wirklich große Nummer in der Branche geworden.
Für Fiodr wären Russen niemals infrage gekommen. Er hasste Russen! Doc Oberst,
wie er ihn immer nannte, kam dann zusammen mit diesem russischen Magnaten und
zwei weiteren Partnern und stellte viel Geld in

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