Ohne Skrupel
für den internen Datenabgleich zur Verbesserung der allgemeinen
Datenqualität hatte er auch ein IBM-Produkt im Auge. Die Qualität von IBM
überzeugte und die Stabilität der Firma war auch von Bedeutung. Der Preis war
hoch, aber das machte sich schnell wieder bezahlt.
Bei den IBM Hardware-Jogis
wollte er auch vorbeischauen – ein paar neue „P-Series Kisten“ standen für den
nächsten Monat auf seinem Wunschzettel. Außerdem war es schon fast Tradition,
am IBM-Informix-Stand vorbeizuschauen. Die Informix-Datenbank, 2001 von der IBM
gekauft, war seiner Meinung nach die absolut beste Datenbank weltweit. Dennoch
aber irgendwie das „bestgehütete Geheimnis“ innerhalb der IBM. Häufig wussten
nicht einmal die eigenen IBM-Leute und Verkäufer um die sensationelle Qualität
dieser Datenbank. Die Informix User Group war eine verschworene Gemeinschaft –
man kannte, schätzte und half sich, wann immer man sich brauchte. Die privat
initiierte Homepage www.informix-zone.com war einfach sensationell und
immer hilfreich.
Am Informix-Stand waren
die Herren Köstel und Kalu. Die beiden waren sehr gute TechSales bzw.
Consultant Mitarbeiter. Man kannte sich gut und schätzte sich. Kalu war der
maßgebliche Herausgeber des monatlich erscheinenden Informix Newsletters, den
JP regelmäßig studierte und der ihm schon bei so vielen Problemen geholfen
hatte. Beide Männer hatten JP immer exzellent und fachkundig beraten.
Um 14:00 Uhr war der
Termin mit Mr. Jones, einem „Guru“ für Produktions-Steuerungs-Software. Dafür
hatte er eine volle Stunde eingeplant. Den Jungen wollte er nicht vom Haken
lassen, bis er mit einem Patch oder Work-Around das akute Problem bei Malinger
beheben würde.
Die Consulting-Kollegen
von dem beauftragten Systemintegrator fraßen der Malinger GmbH & Co. KG
förmlich die Haare vom Kopf. Und JP hatte es einfach satt, immer diese Ausreden
zu hören und seine Projektpläne danach überarbeiten zu müssen. Jetzt reichte
es! Außerdem wollte er den großen Besprechungsraum endlich mal wieder mit
anderen Personen belegt sehen. Diese „Consulting-Fuzzis“ wohnten ja schon beinahe
in der Firma Malinger und kriegten dennoch nix „z´rissen“, wie die Bayern so
gerne umgangssprachlich sagten.
Am Nachmittag war dann
nichts Spektakuläres geplant. Ein paar Auffrischungstermine bei alten Kumpels,
zum Teil bei netten Verkäufern von kleineren Lieferanten, das gehörte einfach
dazu. Soziale Netzwerke sind immer wichtig. Die Branche ist recht klein und
übersichtlich, nur wenn man sich persönlich kennt und in Kontakt bleibt, kommt
man an die echten Rosinen. Außerdem war er auf der Suche nach einer passablen
Cebit-Party für den Abend. Früher war da immer was los, sowohl in den
Messehallen als auch außerhalb.
Leider wurden die Partys
von Jahr zu Jahr rarer und lahmer. Die Zugangskontrollen wurden schärfer, die
Häppchen und Getränke weniger und abgezählter. Jeder musste sparen, gerade
jetzt. Die große Rezession des vergangenen Jahres saß noch allen tief in den
Knochen. Und die Girls schienen auch immer weniger zu werden! Irgendetwas lief
schief in der IT-Branche – fast keine und schon gar nicht „richtig scharfe
Sahneschnittchen“ waren mehr dort beschäftigt. Entweder waren die Mädels so
blitzgescheit, steif und humorlos, dass jedes Anbaggern für ein kurzes
Cebit-Abenteuer sinnlos und reine Zeitverschwendung war.
Oder die riesige
Konkurrenz der restlichen „Jäger“ war so präsent, dass man nicht zum Zug kam.
Bei den „Uninteressanten“ war JPs hormoneller Notstand einfach nicht groß genug
– die möglichen Komplikationen standen dann nicht im Verhältnis zum möglichen
Lustgewinn. Jagen an sich machte schon großen Spaß! Aber erstens nur dann, wenn
man sich nicht allzu sehr anstrengen musste und zweitens die Belohnung ins
Beuteschema passte.
„Davide? Shalom!“ JP war
so in seine Gedanken versunken, dass er richtig erschrak und auf seinen selten
gehörten Vornamen Davide fast nicht reagiert hätte. Das war „Familia del
Marito“, die machten mit den Vornamen, was immer sie wollten. Im jüdischen
Familienteil väterlicherseits war JP immer Davide gewesen. „Mensch, Mischa
Freudenthaler! Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es Dir, altes Haus? Wie
geht’s Rachel und den Jungs? Sind sie auch mit dabei bei der Cebit? Wusste
nicht, dass Du da bist, wo wohnst Du?“ „Davide, ich bin nur tagsüber hier;
konnte es mit einem Termin in Berlin kombinieren und fahre dann runter
Weitere Kostenlose Bücher