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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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sicheres Zeichen, dass irgendetwas nicht stimmt ... Ich
schaue mir die Sache übermorgen kritisch an. Dann melde ich mich bei Dir! Ich
muss jetzt weiter – grüß deine Goldstück-Schwestern und deine Mama. Deinen Papa
sehe ich ja bald beim Pasachfest in Haifa. Kommst Du auch?“
    Ups, das war's mit dem
großen Geheimnis um Lucky Eagle Ltd . Mischa wusste genau Bescheid.
„Mischa, ich bin doch nur Vierteljude, wenn überhaupt. Religiöses ist gar nicht
so meins, das weißt Du doch, ein andermal gerne!“ „Mein Haus steht Dir immer
offen, mein Lieber! Israel ist ein schönes Land! Auch wenn man dort wohl nicht
Fliegenfischen kann.“ „Genau! Du sagst es! Kein Land ist ein schönes Land, wenn
man dort nicht Fliegenfischen kann. Machs gut, küss‘ Deine hübsche Frau in
meinem Auftrag! Mit ihr bist Du zu beneiden!“ „Wohl wahr! Irgendwann wirst auch
Du fündig! Du musst es nur erkennen, diese Frau dann festhalten und das ganze
Vermehrungsprogramm konsequent durchziehen.“
    „Ja, ja, schon gut – noch
ist aber Jagdzeit! See you, mein Lieber! Ach Mischa, sag dem Doktor von
Malinger nicht, dass wir verwandt sind und uns kennen!“ „Warum duzen Sie mich,
wer sind Sie?“ Mit einem Zwinkern machte Mischa die Geste des Reißverschlusses
quer über seine Lippen. „Shalom und gib schön Acht auf Dich, mein Lieber!“
    Shalom heißt „Frieden“.
Aber den hatte JP, zumindest im Inneren, soeben verloren. Was war das für eine
Geschichte? Mischa trifft sich ausgerechnet mit jemandem aus der
Geschäftsleitung von Malinger? Ein Werk in Tschechien, das es bisher nicht gab,
„spezielle Programmierungen“, von denen JP nichts wusste und zufälligerweise
wurde er kürzlich unerwartet befördert und überdimensioniert mit Kohle
überschüttet.
    War das wirklich alles
Zufall? Diese Cebit hatte sich allemal gelohnt!
    Da
würde JP doch mal ein bisschen schnüffeln müssen.

4. März 2010,
München
     
    Der Zug von der Cebit nach München
war brechend voll. Es war im Prinzip eine blöde Idee, erst um 17:30 Uhr
loszufahren, um 15:30 Uhr wäre es wohl leerer gewesen und er hätte nicht den
weiten Weg im Gang auf seinem Koffer sitzend verbracht, sein Notebook auf den
Schenkeln, bis die Batterie leer war. JP kam erst spät nach Hause, saß aber
morgens schon wieder um 5:30 Uhr an seinem Schreibtisch. Mein Gott, mutierte er
zum Streber? Geht das so schnell nach einer Beförderung? Wird man so schnell
zum Workaholic? Er war immer stolz darauf gewesen, mit minimalem Aufwand das
maximale Ergebnis zu erzielen. Aber die Wahrheit war in diesem Falle ganz
simpel. Zu dieser Uhrzeit war normalerweise noch niemand im Office! Am
Wochenende hätte man eventuell die Security informieren müssen, aber während
der Woche, etwas früher am Morgen oder bis 20:30 Uhr abends, da war das nicht
nötig.
    Und JP musste unbedingt
ein paar Dinge recherchieren – die Malinger IT-Welt durchwühlen. Da waren
neugierige Kollegen nicht gerade förderlich! Er hatte sich schon,
logischerweise unerlaubt, gelegentlich auf seine privaten Rechner „ein bisschen
was“ gezogen, aber das war immer nur Kleinkram für anstehende
Programmierprojekte für die Lucky Eagle Ltd .
    Seine PC-Kisten zu Hause
waren echt gut, um das eine oder andere Programm zu schreiben, aber diese
wunderhübschen, schwarzen IBM-Schätzchen hier im klimatisierten Rechenzentrum,
die hatten doch schon ein bisschen mehr „Umpf“ und auch sonst mehr drauf. Das
war auch gut so – diese Kisten hier unterschieden sich ja nicht nur durch die
paar mehr Prozessoren und ihre hübschen Klimaschränke, sondern auch maßgeblich
durch die drei bis fünf Nullen vor dem Komma. JP war unglaublich gut drauf
heute Morgen. Fast, als ob er sich eine Linie Koks ins Hirn geschossen hätte.
Aber das kam bei ihm aus Prinzip nicht infrage. Die entsprechenden
Abfragescripte hatte er schon auf der Cebit im Hotelzimmer geschrieben, dann
noch im Zug so gut es ging und noch fast die ganze, gestrige Nacht zu Hause.
Sein Problem war nur, er wusste nicht so genau, was er wirklich suchen sollte,
und hatte deshalb einen ganz groben Filter über alle möglichen Bereiche gelegt.
Das Ergebnis würde auf jeden Fall nachbearbeitet werden müssen. Die Sortierung
war grob. Das wird Tage oder Wochen dauern.
    Er hatte so viel Kaffee
im Körper, dass für Blut kaum noch Platz war. Er arbeitete wie ein Berserker.
Fast gleichzeitig hämmerte er auf drei unterschiedlichen Tastaturen.
Suchbefehle flogen im Minutentakt durch die Weiten

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