Ohne Skrupel
nach
Tschechien. Danke, Rachel und den Jungs geht’s gut, sie sind alle in Tel Aviv.
Wir haben schon Frühling. Da kann das kalte Deutschland um diese Jahreszeit
nicht mithalten. Gut siehst Du aus! München scheint Dir zu bekommen, hast du
Zeit für einen Kaffee? Die bei der IBM haben reichlich davon.“ „Mischa,
Mischa....immer noch der gleiche Schnorrer! Ja klar, komm, 20 Minuten gehen
sich schon aus! Erzähl, was gibt’s Neues?“ „Davide, Du weißt – a Jud zahlt nur,
wenn er unbedingt muss – und dann am liebsten in Raten...!“ Beide Männer
lachten herzhaft und klopften sich gegenseitig auf die Schulter. Mischa
Freundthaler war einer seiner Lieblingscousins zweiten oder dritten Grades.
So richtig wusste JP gar
nicht, wie die Verwandtschaftsverknüpfungen waren, aber die jüdische Linie
seines Vaters spielte da hinein. Die beiden Männer waren nur zwei Jahre
auseinander – JP war der Jüngere – und hatten sich schon als Kinder gut
verstanden. Mischa hatte zwei Jungs, acht und zehn Jahre und eine
außerordentlich hübsche, witzige und intelligente Frau, Rachel, Tochter
russischer Einwanderer, aber geboren in Haifa. Mischa besaß ein Softwarehaus
mit über 30 Mitarbeitern und war spezialisiert auf SAP-Anpassungen und
„Customized Programs“ – was immer das war. Er beschäftigte sensationelle
Computer-Freaks and hatte auch schon mehrmals kleine, feine Programme für die Lucky
Eagle Ltd . mitgeschrieben. Er hatte immer sehr verlässlich und günstig
geliefert. Unter Verwandten machte man schon mal einen Freundschaftspreis. Die
beiden Männer hatten sich schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen und führten
ein angeregtes, privates Gespräch. Bis Mischa einen ernsten Gesichtsausdruck
aufsetzte und meinte. „Davide, Du arbeitest doch für die Firma Malinger?
Gefällt´s dir? Gute Firma?“ „Ja, große Klasse, bin erst kürzlich befördert
worden, bin jetzt Abteilungsleiter. Ich mag meinen Job, die Kollegen und die
Bezahlung sind auch prima. Warum fragst Du?“
„Gratuliere zur
Beförderung! Nach Berlin, morgen, fahre ich runter in die Tschechei, südlich
von Prag, ihr habt doch dort auch ein Werk?“ „Nein, Mischa. Wir haben zwei
Produktionen in Polen, ein Werk in Schottland und zwei Fertigungen in Spanien.
Italien ist eventuell für nächstes Jahr in Planung. Aber Tschechische Republik:
No, sorry ...“
„Hör mal, ich habe meinen
Termin in Tschechien mit einem eurer Manager, Dr. Soundso. Die Tschechen wollen
von meiner Firma, sagen wir mal, „sehr spezielle Programmierungen“. Ich bin mir
noch nicht sicher, ob ich den Job wirklich will. Die Firma heißt irgendwie
kompliziert – ich schicke Dir die Koordinaten per Mail.“
„Meinst Du Dr. Bucher?
Hey, ich weiß von nix! Mit mir bespricht man Derartiges nicht. Was will der
Doktor? “ „Kann ich Dir noch nicht sagen. Den Namen weiß ich im Moment auch
nicht. Aber ich hätte dich ohnehin angerufen und ein bisschen ausgehorcht ...
Was ist euer Geschäftsführer denn für einer?“ „Wir haben vier Mitglieder in der
Geschäftsleitung – für Admin/IT, für Produktion/Entwicklung, für Personalwesen
und einen Gesamtverantwortlichen. Hinzu kommt noch der Chef der Finanzen, aber
der arbeitet für die Malinger Holding und sitzt in Schottland. Oben drüber
steht Malinger Senior. Aber falls Du Dr. Bucher meinst, der ist ein eiskalter
Hund. Ich kenne ihn aber nicht gut, bin auf der Leiter zu weit unten ... Uns Mitarbeiter
quetscht er jedenfalls aus wie eine Zitrone.“
„Ein Menschenfreund kommt
nicht so schnell und so weit nach oben, Davide. Geht der alte Malinger
demnächst in Pension? Hat dann der Dr. Bucher das alleinige Sagen?“„Ich weiß
das auch nicht so genau, wie gesagt, bin nicht nah genug dran. Aber ich denke
schon, ... der alte Malinger geht wohl im Sommer in den Ruhestand. Keine
Ahnung, wie er seine Nachfolge geregelt hat. Soweit mir bekannt ist, ist keines
seiner Kinder in der deutschen Geschäftsleitung.
Du, pass auf, wenn du mit
Deiner Firma nicht kannst oder willst, dann bring doch bitte unseren Cousin
Mosche Heiligenschein ins Spiel, der kann vielleicht mit einer seiner Firmen
was drehen.“ „Davide, ich weiß sehr wohl, dass DU und Mosche die Eigentümer von
“ Lucky Eagle Ltd . “ seid, ich bin ja nicht blöd ... Mischa trank einen
Schluck Kaffee und dachte kurz nach. „Also gut Davide, ich bring‘ Euch da rein,
wenn die Sache sauber ist. Aber meine Verdauung ist seit einer Woche schlecht
und das ist immer ein
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