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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dagegen präferierte kernige, kantige Charaktere, Menschen mit Pepp und Power, die den Mut aufbrachten, Stellung zu beziehen und den Personen in ihrem Umfeld ungeschminkt zu signalisieren, was sie von ihnen und ihren Taten hielten. Typen, deren Verhalten man nicht so leicht vorhersehen konnte; Typen, die immer für eine Überraschung gut waren und die vor allem ihm gegenüber offen und ehrlich waren. Mit einem Wort: Unikate – so wie sein alter Freund Rainer Schönthaler eines war.
    Dann besorg dir doch endlich mal von ihm dieses Pulver, mit dem du den Dackel einschläfern kannst!, meldete sich plötzlich Tannenbergs innere Stimme zu Wort. Dann bist du dieses Mistvieh doch ein für alle Mal los. Vielleicht bleibt ja auch noch ein bisschen von dem Zeug übrig für das liebe kleine Pudelchen der Schleicherin, mit seinem süßen, flauschigen Lockenköpfchen, das es immer so putzig zur Seite neigt, wenn man freundlich mit ihm spricht oder ihm ein Leckerli schenkt.
    Inzwischen hatte der Kriminalbeamte das Haus seines Bruders in der Parkstraße erreicht, zu dem er glücklicherweise einen Haustürschlüssel besaß. Entgegen seiner Befürchtung traf er dort nicht auf seine geliebte Schwägerin, sondern nur auf Marieke, die im Innenhof ihren Scooter putzte.
    Bereits einige Meter vor der Treppe des so genannten Südhauses, vernahmen seine Ohren aus dem geklappten Wohnzimmerfenster seiner Eltern heraus dumpfe, unregelmäßige Knallgeräusche, die sich wie elektronisch verfremdete Gewehrschüsse anhörten.
    Auf der Suche nach der Ursache dieses für alte Menschen doch recht ungewöhnlichen Lärmszenarios betrat Tannenberg neugierig das Haus und entdeckte auch sogleich den Senior der Großfamilie, der gebannt auf den Computermonitor starrte und seinen Enkel dabei beobachtete, wie dieser virtuelle Mohrhühner abschoss.
    „Wolfram, komm mal her und schau dir mal an, wie schnell der Tobias diese Viecher abschießt.“ Er nahm eine imaginäre Schrotflinte zur Hand und unterstützte seinen Enkel bei der Vogeljagd. „Bumm – bumm – bumm! Ruck zuck sind die weg! Das Spiel hat mir der Tobias vom Internet runtergeholt.“
    „Aus dem Internet runtergeladen, heißt das Opa“, korrigierte Tannenbergs Neffe, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil seine Augen vom Bildschirm zu entfernen.
    „Ist doch egal, wie das heißt, Junge. Die Hauptsache, es macht Spaß! Das Spiel ist doch wirklich toll, Wolfram, oder?“
    „Na ja …“
    „Komm, setz dich hin und probier’s auch mal. Weißt du was? Wir machen ein Wettschießen! Um 20 Euro. Ich bin nämlich auch schon ganz gut!“
    „Nein, keine Lust, Vater. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe hab. Für so was bin ich viel zu müde. Ich geh hoch und leg mich ein bisschen auf’s Ohr. Tobi, sei so gut und dreh mal die Lautstärke ein klein wenig runter.“
    „Gebongt, Onkel Wolf.“
    Fasziniert beobachtete Tannenberg, mit welch beeindruckender Koordinationsfähigkeit sein Neffe mit der rechten Hand die Computermaus bewegte und gleichzeitig mit der linken an einem Drehknopf der Lautsprecherbox herumhantierte. Als sein wohlwollender Blick ihn etwas intensiver taxierte, entdeckte er auf der ihm zugewandten Seite, direkt über dem Halsausschnitt seines Sweatshirts, einen blauschwarzen Knutschfleck.
    Unwillkürlich musste der alleinstehende, kinderlose Kriminalbeamte mit klammheimlicher Schadenfreude an seinen Bruder Heiner und dessen allzeit erziehungsgestresste Ehefrau denken, die es nun wohl augenscheinlich mit zwei jugendlichen Herzensbrechern und all den damit einhergehenden emotionalen Achterbahnfahrten zu tun hatten.
    Süffisant grinsend wandte er sich von seinen beiden computerbegeisterten Familienmitgliedern ab und wollte sich gerade auf den Weg nach oben in seine Wohnung machen, als der Senior sich zu ihm umdrehte und fragte: „Herr Hauptkommissar, wie sieht’s denn eigentlich mit meiner Tchibo-Wette aus?“
    „Wieso?“
    „Na ja, weil schon eine ganze Woche vergangen ist. Und du hast immer noch nichts rausgekriegt!“
    „Mensch, Vater, was soll denn dieser Quatsch? Ich lass mich doch von dir und diesem Blödsinn nicht unter Druck setzen. Was machst du denn auch immer so’n dummes Zeug?“
    „Was heißt denn hier ›dummes Zeug‹? Wenn du dich mit deinen Ermittlungen beeilst, kann ich ’ne Stange Geld verdienen. Und du bekommst dann ja auch die Hälfte davon ab. Versprochen!“
    Tannenberg seufzte und schüttelte wortlos den Kopf.
    „Ich helf dir ja auch wieder dabei! Ich hab auch

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